Für Marie-Luise Bidermann ist das Puppen- und Spielzeugmuseum im Hegelhaus in Dornstetten wie ein zweites Zuhause. Jetzt hat sie ein Buch darüber herausgebracht. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Das erste Buch von Marie-Luise Bidermann

Von Doris Sannert

Dornstetten. Historisches Spielzeug ist die Leidenschaft von Marie-Luise Bidermann. Dabei haben es ihr vor allem Puppen angetan. Ihre umfangreiche Sammlung hat sie im Puppen- und Spielzeugmuseum in Dornstetten ausgestellt und passend dazu nun auch ein Buch veröffentlicht.

Das Puppen- und Spielzeugmuseum von Marie-Luise Bidermann befindet sich im Hegelhaus, einem Fachwerkbau am Marktplatz, das die Museumsleiterin zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Gottlob-Herbert Bidermann 1989 gekauft hat und danach liebevoll im historischen Stil renovieren ließ. Vor der Eröffnung des Hegelhauses hatten sie ihre kleinen Schätze, die sie 42 Jahre lang zusammengetragen hat, immer zu Weihnachten und Ostern in einem kleinen Museum in Aach ausgestellt. Für ihr Engagement wurde Marie-Luise Bidermann im vergangenen Jahr mit der goldenen Stadtmedaille geehrt.

Die ersten fünf der insgesamt 150 Seiten ihres Buches "Puppen- und Spielzeugmuseum in Dornstetten" hat sie der Heimat ihrer Ausstellung, dem Hegelhaus, gewidmet. Dazu angeregt wurde Marie-Luise Bidermann durch die Bücher, die ihr Mann geschrieben hat. Vier waren es, und bei allen stand Marie-Luise Bidermann ihm hilfreich zur Seite.

Jetzt hat sie ihr erstes eigenes Werk herausgebracht. Die 500 Exemplare der Erstausgabe sind im Puppen- und Spielzeugmuseum, in der Tourist-Information sowie in der Buchhandlung Seeger in Dornstetten zu haben.

Marie-Luise Bidermann hat ihre Puppen schon immer gerne fotografiert – bei sich zuhause, im Museum oder auf dem Marktplatz davor. Eine Auswahl der zahlreichen Bilder dient nun als Grundlage für ihr Buch. Aber anstatt lange Texte über die Herkunft oder das Aussehen der einzelnen Puppen zu verfassen, hat die Autorin lieber passende Verse zusammen getragen, die sich besonders gut zum Vorlesen eignen. Überall dort, wo sie nichts Zutreffendes fand, hat sie die Verse einfach selbst verfasst. "Es hat mir so viel Spaß gemacht", denkt sie an die vergangenen Monate zurück, in denen ihr Erstlingswerk entstanden ist. Da der Winter jedoch weitgehend schneefrei war, sind darin keine typischen Winterbilder zu finden.

Das Buch enthält aber nicht nur Fotos von ihren Puppen. Es zeigt vielmehr einen bunten Querschnitt von allem, was das Puppen- und Spielzeugmuseum zu bieten hat. Da ist beispielsweise die Märchenstunde, zu der ebenso eingeladen wurde wie zum Nachmittag für Mütter und Kinder sowie zu einer Feier anlässlich des zehnjährigen Bestehens. Nach einer Beschreibung des Museums und der Erklärung, welche kulturgeschichtliche Bedeutung dem Spielzeug im Allgemeinen zukommt, taucht das Buch in die große Auswahl an historischen Puppen ein. Da steht beispielsweise eine Porzellanpuppe, gefertigt um das Jahr 1912, im Reisekleid auf dem historischen Marktplatz. In dem Gedicht über dem Foto steht geschrieben: "Ich wart‘ auf die Damen aus Paris, sie sagten, sie kommen ganz gewiss hierher in unsere schöne Stadt, wo’s schöne Fachwerkhäuser hat."

Zu Besuch beim Karneval, auf dem Rummelplatz und in Bethlehem

Eine andere Puppe begibt sich scheinbar auf eine Schmetterlingsjagd. Eine Tanzpuppe mit dem Titel "Carneval de Nice" aus der Zeit um 1880 ist ebenfalls zu sehen. Andere Puppen wurden zu Arrangements zusammengestellt und zeigen Szenen wie eine Geburtstagsfeier, eine gemütliche Kaffeerunde oder eine Aufführung mit Musikinstrumenten. Dabei sind es nicht nur Gedichte, die die Bilder umrahmen. Auch alte Kinderlieder wie "Meine Mu, meine Mu, meine Mutter schickt mich her, ob der Ku, ob der Ku, ob der Kuchen fertig wär" sind hier festgehalten, teilweise sogar mit den dazu gehörigen Noten.

Bilder von Puppenstuben und -küchen dürfen natürlich ebenso wenig fehlen wie Teddybären. Einige Seiten sind auch dem Blechspielzeug vergangener Tage gewidmet. Sie zeigen einen Teil des Stuttgarter Hauptbahnhofs aus den 30er-Jahren, alte Dampfloks mit Tendern oder schon modernere Elektrolokomotiven. Handwerksfiguren, Kutschen und Schienenzeppelin sind in dem Buch abgebildet, dazu alte Segel- und Dampfschiffe, Automobile und Motorräder. Ergänzt wird das Ganze durch Kaufläden, Kavallerie, Ritter und Burgen, Szenen vom Rummelplatz mit Riesenrad und Kettenkarussell. Am Ende stehen Maria und Josef vor der Krippe, Puppen sitzen unterm Weihnachtsbaum und ein Engelschor musiziert.

Und natürlich hat Marie-Luise Bidermann auch die Quellen der von ihr verwendeten Texte fein säuberlich aufgelistet.

"Ich könnte noch ein zweites Buch machen", erklärt sie spontan. Material genug hätte sie. Denn das Potenzial des Puppen- und Spielzeugmuseums ist nahezu unerschöpflich. Doch bevor es soweit ist, möchte sie erst sehen, wie das erste Buch ankommt.

Ein anderes Buch sei aber schon in Planung und wird es in jedem Fall geben: Eines über die Herkunft und Geschichte ihrer Familie, das aber nur in deren Kreisen veröffentlicht wird.

Inzwischen ist das Museum für Marie-Luise Bidermann zu ihrem zweiten Zuhause geworden. "Ich fühle mich unheimlich wohl in diesem Haus – es ist wie mein Wohnzimmer", sagt sie und fügt hinzu: "Das Museum ist meine Lebensaufgabe, und solange ich es machen kann, mache ich es auch."