Die Delinquenten werden herbeigeführt: In Halskrause und in Ketten gefangen, zogen die Schurkenfänger die "Kächeles" durch Dornstetten Richtung Marktplatz, wo das hohe Gericht schon auf sie wartete. Foto: Ade

Ehepaar gibt Kostproben seiner Streitereien. Zur Strafe erneuter Auftritt in Dornstetten.

Dornstetten - Käthe und Karl-Eugen Kächele, bekannt als uriges schwäbisches Ehepaar, standen im Anschluss an den großen Fasnetsumzug vor dem Dornstetter Narrengericht.

Die Dornstetter Drillerhansele als Veranstalter hatten die beiden Künstler, die als schwäbisches Ehepaar mit ihren Ehestreitereien seit mehr als einem Jahrzehnt bekannt sind, als Delinquenten fürs Narrengericht gewonnen.

Am Ende zerrten die Schurkenfänger Käthe und Karl-Eugen Kächele alias Ute Landenberger und Michael Willkommen in Halskrausen und Ketten zum Marktplatz. Dort war das Narrengericht aufgebaut und bereit, zu tagen. Neben den beiden Delinquenten und etlichen Schöffen wirkten Jürgen Mast als Vogt zu Dornstetten, Gerhard Rommel als König Rudolf von Habsburg, Christian Felchle als Schreiber und Helmut Michels als Advokat mit.

Die Künstler aus Balingen zeigten sich vor dem Narrengericht nicht auf den Mund gefallen und gaben mit viel Gestik und Geschrei auf der Bühne eine Kostprobe ihrer Streitereien. Den beiden Komödianten wurde vorgeworfen, bei einer "Ausflugsfahrt" in den Schwarzwald am 30. September in Dornstetten ungebührlich aufgefallen zu sein. "Das Ehepaar Kächele wird angeklagt wegen Verhinderung des Verkehrs, mehrerer Verstöße entgegen der Dornstetter Karrenlenk-Ordnung, Erregung öffentlichen Ärgernisses, Widerstand gegen Vollstreckungsgehilfen und Strapazierung der behördlichen Nervenstränge", verlas Schreiber Felchle in der von Andreas Ammer verfassten Anklageschrift.

Auf Freispruch plädiert

Der Advokat widersprach vehement, und in Urschwäbisch äußerten auch Käthe und Karl-Eugen ihre Meinungen dazu. Verteidiger Michels half den Kächeles so gut er konnte, plädierte auf Freispruch und klärte den Sachverhalt aus seiner Sicht: "Die beiden hatten beschlossen, die trostlosen Gefilde ihrer Heimat für ein paar Stunden hinter sich zu lassen, um den Schwarzwald, in dessen Vorraum Dornstetten liege, zu bereisen. Geblendet von der Schönheit, der Helle, betört von der Schwarzwaldluft und unseren kulinarischen Köstlichkeiten, kamen sie in unsere Stadt", so der Advokat.

Er wies den Anklagepunkt des öffentlichen Ärgernisses ab – das Gegenteil sei der Fall: "Die Dornstetter Bürgerschaft kam in Scharen, um sich das Schauspiel – zugegeben, mit teilweise deftigem Vokabular, großen Wortschwällen, vorlauten, rechthaberischen aber auch feinsinnigen und hintergründigen Nuancen – anzusehen". Deshalb sei eher von Erregung öffentlicher Lachmuskeln auszugehen.

Als Vorgeschmack auf die Strafe gab es während der Verhandlung auch vor der Bühne drei Umdrehungen im Driller. "Ich bitte um Freispruch für mich, sie könnet ihr einsperren", warf Karl-Eugen Kächele ein. "Das Recht liegt bei der Käthe", keifte sie zurück.

Nach der Beratung gab der Vogt (Jürgen Mast) das milde Urteil bekannt. So ist das Ehepaar zur weiteren Aufklärung des Falls angehalten, in theatralischer Weise am 11. Juni in Dornstetten wieder vorstellig zu werden und der Bevölkerung Rechenschaft über ihr Eheleben zu geben.

Diese Schauverhandlung solle öffentlich – gerne auch zu einem guten Zweck – ausgetragen werden. So geläutert sollen die Kächeles dann zudem im kommenden Jahr die Laudatio für den nächsten Dornstetter Narrenritter übernehmen.

Die Laudatio zum Ritterschlag in der Stadthalle nach der Verhandlung übernahm Guido Wolf, der Delinquent aus dem Vorjahr. Er war als Justizminister des Landes bereits bei der Strafverkündung auf die Bühne geholt worden.