Nach einem spannenden Nominierungsabend (von links): Norbert Beck, alter und neuer Kandidat der CDU im Kreis, seine Zweitkandidatin Juliane Vees, sein Herausforderer Thomas Kreidler und dessen Zweitkandidat Andreas Bombel. Foto: Müssigmann

Für den Kreis Freudenstadt im Rennen: Politiker mit 62 Prozent der Stimmen für Landtagswahl 2016 gewählt.

Dornstetten - Nach einem spannenden Abend werden in der Stadthalle Dornstetten die CDU-Banner abgebaut, es werden Tagesordnungen und leergeputzte Wurstsalat-Teller von den Tischen geräumt. Im Foyer geht Norbert Beck der kühlen Abendluft entgegen: "Die Anspannung fällt ab", sagt er.

Die CDU-Mitglieder aus der Region haben ihn mit 62 Prozent der Stimmen zum Kandidaten der CDU im Wahlkreis Freudenstadt bei der Landtagswahl 2016 nominiert – trotz Gegenkandidat. Thomas Kreidler aus Horb hatte sich ebenfalls um das Amt beworben. Als Zweitkandidatin wurde Juliane Vees nominiert, sie war mit Beck im Team angetreten und erhielt 157 Stimmen (etwa 55 Prozent) – Kreidlers Zweitkandidat Andreas Bombel hatte ihre Wahl empfohlen, nachdem klar war, dass Beck die Nominierung gewonnen hat.

Kreidler sagt zum Ergebnis: "Ich war nicht erfolgreich, darüber bin ich nicht begeistert, aber meine Enttäuschung hält sich in Grenzen, weil ich zur Auffassung komme: Ich hätte nicht mehr machen können." Kreidler hatte nach eigenen Angaben seit acht Wochen täglich etwa fünf Stunden in den Wahlkampf gesteckt. Er bereue diesen Aufwand nicht. "Ohne meine Kandidatur wären heute Abend wahrscheinlich 100 Hansele dagesessen", sagt er nach der Versammlung, zu der angesichts der Wahl zwischen zwei Kandidaten rund 300 Besucher gekommen waren.

Kreidlers Zweitkandidat Bombel spricht von einem reinigenden Prozess, der die Partei weiterbringe. "Was Besseres als dieser Abend hätte der Kreis-CDU nicht passieren können. Es war höchste Zeit, dass wir fair miteinander streiten." Er sei sich sicher, dass Kreidler-Unterstützer und Beck-Unterstützer auch künftig gemeinsam ein Bier trinken können.

Beck ist "erleichtert", dass die Entscheidung für ihn ausgefallen ist. "Ich richte den Blick nach vorne, das geht nur mit Geschlossenheit" – eine Bitte um Unterstützung aller Lager in der CDU. Beck hatte am Ende der Veranstaltung gesagt, er wolle Kreidler die Hand reichen. "Wir wollen die Landesregierung ablösen, das geht nur zusammen, da gibt es keine CDU Horb und keine CDU Freudenstadt."

Zur Kritik von Kreidler, Beck sei zu wenig präsent im Landtag und in der Region, er nutze die modernen Kanäle wie Facebook und Twitter nicht ausreichend, um mit den Wählern in Kontakt zu kommen, sagt Beck: "Ich werde mich mit Sicherheit überdenken. Was nicht optimal läuft, das gilt es zu verbessern."

Ein langjähriger CDUler aus Freudenstadt sagt am Ende des Abends über Beck: "Ich hoffe, dass das Ergebnis von 60 Prozent ein Nadelstich ist und er wieder Gas gibt." Den Abend habe er als spannend empfunden. "Das ist gelebte Demokratie! Ein Graben sollte sich deswegen aber nicht ergeben, so wie hier gesprochen wurde, fürchte ich es auch nicht." Julian Osswald, Oberbürgermeister von Freudenstadt, hatte den Eindruck, der Wettstreit habe der Partei gut getan und deutlich mehr Besucher zur Nominierungsveranstaltung gelockt, als wenn das Ergebnis von vornherein festgestanden hätte. Die Kandidaten seien aus seiner Sicht fair miteinander umgegangen. Osswald kritisiert aber seine Parteifreunde: "Ich finde es schade, dass einige Mitglieder, die sich in der Versammlung zu Wort gemeldet haben, in Frage gestellt haben, ob es legitim ist, dass es einen Gegenkandidaten gibt. Ich habe gedacht, dass die CDU das gelernt hat."

Kreidler war in der Fragerunde nach seiner Rede hart dafür angegangen worden, dass er überhaupt kandidiert hat. Dazu sagt er nach der Veranstaltung: "Eine solche Kandidatur ist erlaubt, das ist nichts Negatives. Wenn das manche noch kapieren würden, wäre ich glücklich."