Alexandra Pfefferle und Margit Pliska-Töpper an der Kasse in der neuen Kleiderkammer in Aach. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Aus Lager wird ein gut sortiertes Ein-Euro-Kaufhaus / Ehrenamtliche haben viel zu tun

Die neue Kleiderkammer in Aach hat zwei Stunden die Woche geöffnet. Die Verkäuferinnen arbeiten dort ehrenamtlich und nahezu alle Artikel dort kosten lediglich einen Euro.

Dornstetten-Aach. Deswegen gibt es dort auch keine Preisschilder. Bereits vor drei Jahren wurde in Aach vom Arbeitskreis Asyl in den ehemaligen Räumen der Firma Weinmann in der Glatttalstraße 33 ein Kleiderlager eröffnet, damals noch in den früheren Büroräumen.

Denn es galt, zügig und unbürokratisch die Bedürfnisse der vielen Asylbewerber zu befriedigen, die seit September 2014 in der gleich nebenan liegenden Gemeinschaftsunterkunft untergebracht wurden und teilweise keine warmen Kleider hatten.

Im Lauf der Zeit ist aus diesen kleinen Anfängen ein einladendes und gut sortiertes Ein-Euro-Kaufhaus entstanden. Und obwohl die Kleiderkammer ausschließlich für Asylbewerber konzipiert wurde, hat sich der Kreis derjenigen, die dort einkaufen, inzwischen erweitert. Denn grundsätzlich sind alle Menschen mit geringem Einkommen, die sich sonst keine warme Winterjacke oder keine neue Hose leisten können, willkommen.

Dabei ist es den Ehrenamtlichen wichtig zu betonen, dass sie in Aach keine Konkurrenz zu bereits bestehenden Sozialkaufhäusern eröffnen wollen. Trotzdem: Abgewiesen wird keiner, der einkaufen möchte. Was die Preisgestaltung anbelangt haben die Mitarbeiterinnen der Kleiderkammer sich inzwischen auf einen Einheitspreis von einem Euro geeinigt.

Anfangs wurden, so berichten Judith Heberle, Angelika Nestle, Alexandra Pfefferle und Margit Pliska-Töpper, alle Artikel kostenlos abgegeben. Von diesem Grundsatz seien sie inzwischen abgerückt. Aus gutem Grund, denn in der Kleiderkammer wurde die Erfahrung gemacht: Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Zudem werden die – geringen – Einnahmen dringend dazu benötigt, Verpackungsmaterial einzukaufen oder auch solche Artikel anzukaufen, die dringend nachgefragt werden und einfach gerade nicht vorhanden sind.

Der Kreislauf der Waren ist beachtlich: Die vielen Spender bringen Kleidung jeglicher Art für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren, aber auch Schuhe, Geschirr, Besteck, Bücher, Bügeleisen, Spiele, CD-Spieler, Bettdecken und vieles mehr in die Kleiderkammer. Und fast alles findet dankbare Abnehmer.

Kinderwagen sind gefragt

Große Nachfrage herrscht stets nach Kindersitzen und Kinderwagen; dies sind auch die einzigen Artikel im Laden, die nicht einen Euro, sondern zehn oder 15 Euro kosten. Völlig kostenlos abgegeben werden dagegen Spiele und Kinderbücher, Socken in der Regel auch.

Alle Kleider, die keine Abnehmer finden, wandern nicht etwa in die Tonne, sondern kommen nach Rumänien. In den dortigen Waisenhäusern und Altenheimen sind sie höchst willkommen und werden dringend benötigt.

Wie groß der Bedarf ist, zeigt sich jeden Mittwochnachmittag. Schon vor der Öffnungszeit warten zahlreiche Besucher, um 15 Uhr geht der Ansturm los. Doch die "Verkäuferinnen" bewältigen den Ansturm mit Ruhe. Die präzisen Vorarbeiten ermöglichen einen reibungslosen Ablauf. Vorher haben die drei alle angelieferten Teile genauestens sortiert und in den vielen Regalen übersichtlich und systematisch gelagert. Dort sind die Größenschilder bei der Kleidung für Frauen und Mädchen rot, während alles für Männer blaue Schilder hat.

In langen Reihen hängen unzählige Schuhe nebeneinander, damit die Kunden diese in Ruhe anprobieren können. Und erst wenn einer passt und gefällt, wird der zweite herausgesucht. Und damit die vielen Kunden ihre ausgesuchten Waren schon einmal in den Regalen an der Kasse deponieren können, bekommt jeder Kunde dort einen nummerierten Korb.

Weitere klare Regeln stehen in mehreren Sprachen am Eingang und helfen mit, dass alles reibungslos abläuft: So ist der Umtausch grundsätzlich ausgeschlossen. Wie Alexandra Pfefferle berichtet, hat sich dieses Vorgehen bestens bewährt. Überhaupt zeigt sie sich sehr zufrieden, wie sich die Kleiderkammer inzwischen entwickelt hat und wie sie untergebracht ist.

Hallwanger Unterstützer

So gibt es regelmäßige Unterstützung durch die Frauen des Hallwanger Asyl-Arbeitskreises. Zudem steht Ortsvorsteher Hermann Friedrich den Ehrenamtlichen mit Rat und Tat zur Seite.

Vor allem aber ist sie auch mit den großen Räumlichkeiten sehr zufrieden. Diese stellt die Firma Weinmann dem Arbeitskreis Asyl kostenlos zur Verfügung. Viele Einrichtungsteile spendete das frühere Dornstetter Schuhgeschäft Nestle. Und in den Holzregalen wurden früher Eisenwaren der Firma Weinmann gelagert, jetzt sind sie gefüllt mit Kleidern.

Mit Freude begutachten die Besucher die Waren, probieren sie an und wählen sie aus. Auch ehemalige Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft, die inzwischen in eigenen Wohnungen leben, treffen sich in der Kleiderkammen zufällig wieder. Derweil stehen die Kinder mit leuchtenden Augen vor dem Regal mit den Spielen und suchen sich eines aus.

Die Kleiderkammer Aach befindet sich in der Glattalstraße 33. Geöffnet ist sie jeden Mittwoch (außer in den Schulferien) von 15 bis 17 Uhr, sowohl für Einkauf als auch für Warenanlieferung. Kleidung, Schuhe, Spielsachen, Kinderbedarf und Haushaltswaren jeglicher Art sind willkommen. Auch weitere ehrenamtliche Mitarbeiter werden noch gesucht.