Querelen um Führungsstil münden in Austrittswelle / Haas: "Der Brandschutz ist sichergestellt."

Von Regina Schwenk

Dornstetten. Ging man gestern auf die Homepage der Freiwilligen Feuerwehr Dornstetten, prangte einem der Satz "This site is down for maintenance." entgegen. Die Seite wird also gewartet, ist quasi eine Baustelle. Wie auch die Dornstetter Wehr: Gestern quittierten 15 von 25 Mann den Dienst.

Eine konzertierte Aktion. Mit der reagierten Mitglieder der Abteilung Dornstetten nach Informationen unserer Zeitung auf den – aus ihrer Sicht zu autoritären – Führungsstil von Gesamtkommandant Markus Franz. Ein Austritt mit Ankündigung. Vorab war dem Gemeinderat ein von rund 20 Feuerwehrleuten unterzeichnetes Ultimatum zugegangen. Inhalt: Entweder der Gesamtkommandant geht oder die Unterzeichner quittieren den Dienst. Verwaltung und Gemeinderat stellten sich darauf hinter Franz. 15 Feuerwehrmänner zogen nun die Konsequenzen.

Doch was löste diesen Schritt aus? Dass in der Dornstetter Feuerwehr alles andere als eitel Sonnenschein herrscht, ist im Städtle seit langem ein offenes Geheimnis. Doch jetzt scheint der Großeinsatz bei "Pfalzgraf" das Fass zum Überlaufen gebracht zu haben. Als sich aus allen Himmelsrichtungen Einsatzkräfte auf den Weg nach Pfalzgrafenweiler machten, um den Brand in der Tortenfabrik unter Kontrolle zu bringen, packte auch die Dornstetter Wehr mit an. Doch ein Fahrzeug, das Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF), das für gewöhnlich zuerst ausrückt, blieb in der Garage.

Eine Entscheidung, die einigen Feuerwehrleuten mehr als sauer aufstieß. Hinter der Kommandant Markus Franz aber bis heute steht: "Es gab gar keine andere Wahl. Ich muss den Grundschutz in Dornstetten aufrecht erhalten." Andernfalls hätten bei einem Brand oder einem Verkehrsunfall in Dornstetten Einsatzkräfte aus Pfalzgrafenweiler abgezogen werden müssen. Dann, erklärt Franz, hätte man schlicht zuviel Zeit verloren.

Doch auch andere Richtungsentscheidungen des im Mai 2013 noch einstimmig gewählten Gesamtkommandanten sorgten in der Abteilung für Verdruss. "Die Feuerwehr heute ist nicht die Feuerwehr von vor 20 Jahren. Mein Ziel war es, die Feuerwehr zu modernisieren und neu zu organisieren." Franz setzte unter anderem verstärkt auf gemeinsame Übungen mit den Wehren der Nachbarorte. Und mit der 18 Mann starken Feuerwehrabteilung in Aach. Dort ist Franz seit Jahren Kommandant – skandalfrei. Eine weitere Änderung betraf den Einsatz: Unter Franz rückten die Aacher Feuerwehrleute bei Bränden oder Verkehrsunfällen in Dornstetten automatisch mit aus. Auch das, so Franz, habe nicht jedem geschmeckt. Die Folge: Das Klima in der Feuerwehrabteilung verschlechterte sich spürbar. Schon zu Beginn des Jahres "habe ich bemerkt, dass ich in der Abteilung nicht mehr zu 100 Prozent als Gesamtkommandant akzeptiert werde", meint Franz.

Die Stadt versuchte gegenzusteuern. Ein Experte wurde hinzugerufen, nahm die beiden Abteilungen unter die Lupe und führte Einzelgespräche mit den Feuerwehrleuten. Dabei, so die Stadt in einer Pressemitteilung, "zeigten sich Mängel in Organisationsstruktur und Führung, welche die Zusammenarbeit innerhalb der Feuerwehr behindern". Das Projekt "Organisations- und Führungsentwicklung" sollte Abhilfe schaffen. Das wurde vom Gemeinderat abgesegnet.

Am Montag, 27. Juli, wurde die Mannschaft der Freiwilligen Feuerwehr in einer gemeinsamen Sitzung mit Bürgermeister Bernhard Haas, Kreisbrandmeister Frank Jahraus sowie den Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen über den weiteren Kurs informiert. In Folge erlebte die Feuerwehrabteilung einen personellen Exodus.

Ist die Truppe nun überhaupt noch einsatzbereit? Ja, sagt der Bürgermeister. Die Einsatzbereitschaft sei gemeinsam mit den Nachbarfeuerwehren Freudenstadt, Waldachtal und Pfalzgrafenweiler neu organisiert worden. "Der Brandschutz ist sichergestellt." Das bestätigt auch Markus Franz. "Die Abteilung Aach rückt im Einsatzfall mit aus und auch die Nachbarfeuerwehren helfen."

Und Franz? Der wird weitermachen. Zum einen könne man als Feuerwehrkommandant nicht einfach das Handtuch werden, sagt er. Da gelte eine Kündigungsfrist von einem Vierteljahr. Zum anderen ist weitermachen für Franz Ehrensache: "Als Kommandant steht man in der Verantwortung. Gegenüber den Kameraden und der Bevölkerung."