Sänger und Pianist: Sebastian Coors´und Norbert Lauter bieten Kabarett im Stil der 1920er-Jahre. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Musikkabarett: "Salonlöwengebrüll" mit Sänger Sebastian Coors und dem Pianisten Norbert Lauter

In vielfältig leuchtenden und beschwingten Tupfern zeigt sich der Herbst. Beschwingte Vielfalt ist auch bei "Kunst und Kultur im Farrenstall" die Herbstdevise.

Dornhan. Nach einem tollen Blues-Abend mit der Luzerner Bluecerne Band war am vergangenen Samstag großartiges Musikkabarett geboten. Geschniegelt im Stil der glamourösen 1920ern betrat Sebastian Coors die Bühne mit seinem Programm "Salonlöwengebrüll", genauso niveauvoll gekleidet war Norbert Lauter, sein Mann am Klavier. Der gebürtige Osnabrücker Coors studierte Gesang, Tanz und Schauspiel an der Folkwang Hochschule in Essen. Erste Engagements führten ihn zum Tiroler Landestheater in Innsbruck, ans Opernhaus in Passau und an das Städtetheater Landshut. Coors, frischgebackener Preisträger des Rösrather Kabarettfestivals 2017, nennt seine Performance "Salonmusikcomedy". Denn der Sänger verbindet Melodien im Stil der 1920er-Jahre mit zeitgemäßen witzigen Geschichten, treffsicheren Beobachtungen allzu menschlicher Eigenheiten und natürlich mit sehr viel Selbstironie. Die Botschaften sind hintersinnig humorig, aber auch feinfühlig, zart und warm. Coors ist kein einfacher komödiantischer Sprachjongleur. Er ist vielmehr ein echter Bühnenlyriker, der mit seinen Versen die Bilder erst richtig zum Leben erweckt. Die Reime, kurz und knapp auf den Punkt gebracht, stecken voller Wortwitz und sprachlicher Gewalt. Dazu gesellt sich Coors gesangliche Virtuosität. Und, nicht zu vergessen, Lauter, ein beispielloser Begleiter am Klavier. Sowohl im Anschlag als auch im Rhythmus erwies er sich als perfekter Partner in der musikalischen Untermalung.

"Meine Damen und Herren, ich versuche, nicht zu stören, ich danke, dass Sie mir kurz zuhören. Ich bitt’ Sie nicht in rhythmisches Klatschen zu entgleisen, ich seh’ schließlich nicht aus wie Florian Silbereisen", stellte er sich vor. Dann verriet er: "Meine Mutter ist bei Facebook zu aktiv." Und zum Thema smartphone-süchtige Freundinnen wurde er ärgerlich: "Schau doch nicht immer auf dein Smartphone, schau doch mal zu mir." RTL-Dschungelcamp-Anekdoten wie "irgendwann werd‘ ich auch mal in Australien sein, ich gehe dann ins Dschungelcamp, wo ich mich dann als dumm bekenn’", kuriose Kochgewohnheiten als Stressabbau, verrückte Friseure und weitere nicht mehr wegzudenkende Trends und Hypes wurden in guten selbst geschriebenen Liedern umgesetzt.

Spaßige Sticheleien zwischen Coors und Lauter waren das Leitmotiv des Abends. "Mein Pianist ist – so scheint mir – ein Sadist", sang Coors. "Mein Vokalist ist so schrecklich schnell bepisst!", war die Reaktion des Pianisten. Erfrischend, der Blick und das Maß am Alltäglichen in neuem Licht. Auch das Publikum bekam sein Fett ab. "Sie haben gelebt, der ein oder andere schon recht lange", stichelte Coors augenzwinkernd. Enthusiastischer Beifall, Bravo-Rufe und Pfiffe für halsbrecherische Reimakrobatik auf großartigem Niveau. Coors trat im Farrenstall an seinem Geburtstag auf. Geburtstagstorte, kleines Feuerwerk und Sekt seitens der Macher von KKF fehlten nicht.