Jazz in sakralem Gewand und wunderschöne Melodien: Das Gotteslob in ganz verschiedenen musikalischen Stilrichtungen stand im Mittelpunkt beim Konzert mit Cantiamo. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Vokalensemble Cantiamo begeistert bei seinem Gastspiel mit klasse Jazzquartett

Von Petra Haubold

Dornhan. Ein Musikgenuss besonderer Art lockte am Samstagabend viele Musikfreunde in die Stadtkirche. Das Vokalensemble Cantiamo gastierte und begeisterte mit facettenreichem Chorgesang. Und: Das Vokalensemble traf auf ein Jazzquartett.

"Ein tolles, abwechslungsreiches Programm mit alten Meistern, Zeitgenössischem und auch Jazz", versprach Pfarrer Hansjörg Landenberger – und er sollte Recht behalten. Zusammen mit der Band, bestehend aus Pianist Thomas Früchtl, Alfred Gemsa am Bass, sowie Szabolcs Horvarth und Thomasz Flammer, die auf Posaune und Schlagzeug begeisterten, ergab sich ein beschwingtes und kurzweiliges Konzert, das wohl kaum einer der Zuhörer so schnell vergessen wird.

Schon nach den ersten Titeln hatten Dirigent Wolfgang Meusel und sein weit in der Region bekannter renommierten Frauenchor das Publikum gewonnen: Die fast 20 Sängerinnen überraschten mit ausgeglichenem und frischem Gesang, mit jazztypischem Rhythmus und einem Reichtum an stimmlichen Gestaltungsmöglichkeiten. Hatten die Interpreten doch beim Abschlusskonzert im Rahmen ihres 20-jährigen Jubiläums einen bunten Blumenstrauß mit Melodien aus vielen Jahrhunderten Musikgeschichte gebunden.

Zunächst dominierten geistliche A-cappella-Chorsätze aus der Renaissance und der Romantik. Hier zeigte der Chor, dass auch in leisen Tönen eine große Kraft stecken kann. Der Taizé-Gesang "Laudate omnes gentes" und die fröhlich gestimmte Motette "Cantate Domino" kamen deutlich, klar und klangvoll daher. Auch der Pfingsthymnus "Veni creator spiritus" von Hector Berlioz und das berühmte Abendlied von Josef Rheinberger ließen alle Vorzüge geschulter Frauenstimmen erfahren.

Ein emotionaler Höhepunkt waren die Kompositionen des jungen Norwegers Ola Gjeilo. Mit seinen Lobgesängen "Ubi Caritas" und "Gloria" bewies der Chor seine Wandlungsfähigkeit, die natürlich auch spürbar vom Dirigenten abhängig war. Der zweite Teil des Programms war trotz des sakralen Raums indes eher weltlich, denn erst mal war Jazz angesagt – und es gab recht Außergewöhnliches zu hören. Das "Interjazzo" mit verschiedenen Stücken wehte swingend durch die Bankreihen. Energiegeladen und packend, doch bisweilen auch nur hingetupft und von feinen jazzigen Klängen getragen breitete das vierköpfige Instrumentalensemble seinen Melodienteppich aus.

Schon nach den ersten Takten konnte man nicht anders und musste einfach mit dem Fuß im Takt mitwippen. Der lange Beifall der Gäste freute die Musiker sichtlich. Ganz in festliches Schwarz gekleidet trat der Chor wieder in den Altarraum. Mit einem beseelten "Agnus dei" von Brian Lewis und den balladesken Lobgesängen aus der bekannten "A little jazz mass" von Bob Chilcott machten Chor und Instrumentalisten zusammen deutlich, dass moderne Rhythmik das Gotteslob nicht weniger spannend verkünden kann, als die traditionsreichen Werke alter Meister der Kirchenmusik.

Wolfgang Meusel holte aus dem Chor einen prächtig funkelnden Klang hervor, der von der munter aufspielenden Band gut ergänzt wurde und der sich bei der stürmisch geforderten Zugabe, dem "Benedictus" aus Peter Schindlers "Missa in Jazz", fortsetzte. Das "African Alleluia" des Chorkomponisten Jay Althouse bot dann noch einmal einen schönen Kontrast. Riesenapplaus gab es am Ende für ein wahrhaft musikalisches Highlight.