Erlebnisreicher Spaziergang in Bettenhausen / Dorf feiert 925 Jahre

Von Marzell Steinmetz

Dornhan-Bettenhausen. Das massive Schützenbauwerk am Bettenhauser Wasserkraftwerk ist vor drei Jahren abgerissen worden. Den Stausee gibt es nicht mehr. Die Glatt bahnt sich inzwischen ihren eigenen Weg durch eine unberührte Wildnis.

Im hinteren Bereich des Kraftwerkgebäudes beginnt der Weg. Er ist gemäht, aber nach den Regenfällen in den vergangenen Tagen etwas morastig, besonders dort, wo vom Hang kleine Bäche herunterkommen. Es plätschert an mehreren Stellen. Bei starken Regenfällen werden aus den Rinnsalen Sturzbäche. Darauf deuten die ausgespülten Gräben hin.

Die kleinen Bäche sind romantisch, aber auch ein Problem. Wenn hier der geplante Radweg gebaut wird, muss das Wasser wohl in Rohre gezwängt und unter dem Weg durchgeleitet werden.

Der Ausbau des Radwegs im Glatttal ist schon seit Jahren ein Thema. Er wäre touristisch sehr attraktiv: Da geht’s vorbei am Wasserschloss in Glatt, am Duttenhofer’schen Apfelgut in Hopfau, und in Bettenhausen könnten die Radler das Wasserkraftwerk der EnBW und die schöne Dorfkirche besichtigen. Weiter in Richtung Leinstetten liegt die Ruine Lichtenfels, zu der sich ebenfalls ein Abstecher lohnen würde.

Doch zurück nach Bettenhausen: Ortsvorsteherin Sigrid Kümmich könnte sich vorstellen, die Wildnis vor dem Kraftwerk zugänglich und erlebbar zu machen. Eine Rampe gibt es noch, sie soll auch erhalten bleiben. Jedoch müssten in dem sumpfigen Gelände Stege gebaut werden. Naturliebhaber könnten viel entdecken. "Eine Bisamratte und dicke Forellen habe ich schon gesehen", sagt Sigrid Kümmich. Mit Pflanzen kennt sie sich noch etwas besser aus. Sie weist bei dem Spaziergang auf den noch blühenden Schmetterlingsflieder hin. Sie erkennt Pfaffenhütchen und Rohrkolben. Aber auch Neophyten haben sich angesiedelt, so zum Beispiel das indische Springkraut, das stellenweise eine Höhe von fast drei Metern erreicht. Sigrid Kümmich glaubt außerdem, die amerikanische Goldrute, eine ebenfalls eingeschleppte Pflanze, zu erkennen. Sie blüht gerade gelb. Und an einigen Stellen wächst der Bärenklau.

Die Spaziergänger kommen an interessanten Felsformationen vorbei, bis es schließlich licht wird. Der Weg durchschneidet einen Acker und mündet in die Landesstraße ein. Radfahrer können aus Richtung Bettenhausen einen Gehweg nutzen, dann müssen sie aber die Straße queren. Hier geht es nun zurück ins Dorf.

Immer wieder kann man durch das Gebüsch einen Blick auf die Glatt werfen. Derzeit führt sie viel Wasser. Das war vor einem Jahr anders. Für die 925-Jahr-Feier am übernächsten Wochenende plante das Organisationsteam ursprünglich ein Wettrennen mit Kanus. Um zu testen, ob das möglich ist, wurden Boote ausgeliehen. Doch schon bald mussten die Paddler feststellen, dass der Wasserstand nicht ausreichte und sie bei der Brücke fast auf dem Trockenen saßen. Das Kanufahren wurde deshalb auch nicht ins Programm aufgenommen. Schade: Jetzt ist die Glatt tief genug.

Die katholische Kirche ist offen. Auch da sollte man einen Blick reinwerfen. Gebaut wurde sie 1460 und 1894 erweitert. In ihrem Inneren ist eine wertvolle Gedächtnistafel, die die Auferstehung Christi zeigt. Hans Marx von Bubenhofen hat sie 1596 gestiftet.

"Das ist der Zitzmannsbrunnenbach", sagt, wieder draußen, Sigrid Kümmich. Heute ist er friedlich, doch bei Starkregen überflutet der Bach immer wieder die Straße. Der Brunnen in der Dorfmitte ist anlässlich der 900 Jahr-Feier in Bettenhausen errichtet worden. Auf der Sitzbank kann man sich ausruhen, um anschließend, falls die Kondition ausreicht, noch zum "Käpelle" zu wandern. Die Anstrengung lohnt sich: Die kleine Kapelle mit ihrer Marienstatue liegt hoch über den Dächern von Bettenhausen. Oben hat man den schönsten Blick aufs Dorf. Am Hang weiden einige Ziegen, die sich neugierig den Spaziergängern nähern. Doch Vorsicht: Der Zaun ist elektrisch geladen. Wer ihn berührt, bekommt einen schmerzhaften Schlag ab.

1953 ist die Kapelle gebaut worden. Die Initiative ging vom "Hirsch"-Wirt Eugen Schäfer aus. Das Material – Tuffsteine – stammte vom Haus Glück. Bernhard Glück, der damals Architektur studierte, zeichnete den Plan für das kleine Gotteshaus, das auch heute noch zum Innehalten und Gebet einlädt.

Sigrid Kümmich besichtigt am Schluss noch das Festgelände hinter dem Spielplatz. Durch die Abgrabungen zum Hochwasserschutz ist dort ein schöner Freizeitbereich entstanden. Er wird offenbar auch gut genutzt. Darauf deuten jedenfalls die vielen Spielsachen hin, die im Sandkasten liegen.