Anne Haigis und Ina Boo sorgen bei ihrem Konzert im Farrenstall für ein volles Haus. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Sängerin Anne Haigis begeistert mit ihrer Partnerin beim Konzert im Dornhaner Farrenstall Jung und Alt

Von Hanni Vollmer

Dornhan. "Full House" mit Sängerin Anne Haigis und Gitarristin Ina Boo gab es am vergangenen Samstag bei Kunst und Kultur im Farrenstall in herrlicher Kneipenatmosphäre.

Die 1955 in Rottweil geborene Liedermacherin, Sängerin und Gitarristin bot zusammen mit ihrer Partnerin Ina Boo, Gitarre und Keyboard, eine Mischung aus leidenschaftlichen Rocksongs und feinfühligen Blues-Balladen aus ihrem Album "Wanderlust".

Im Alter von 16 Jahren lief sie von zu Hause weg. Natürlich kam sie zurück. Immer wieder. Doch seitdem weiß Anne Haigis, dass die Sehnsucht nach der weiten Ferne tief in ihr steckt. "Einerseits bin ich die wilde, rastlose, lebenshungrige Rockseele, andererseits die stille, in sich gekehrte Melancholikerin", beschrieb sie sich selbst.

Die Lieder stammen nicht aus ihrer Feder. In den Song-Interpretationen von Christina Lux, Beverly Jo Scott, Kasey Chambers, Julian Dawson, Mississippi Fred McDowells oder Richard Thompson zeigt Haigis eine große Souveränität. "Von Liedern, die mich zutiefst berühren, kann ich mich nur befreien, wenn ich sie selbst singe", erklärte sie. In Dornhan fand die Wahlkölnerin mit der großen Stimme ein begeistertes Vier-Generationen-Publikum. Der jüngste Zuhörer, Diego aus Trichtingen, gerade mal vier Jahre alt, und eine vitale Dornhanerin mit 92 Jahren umrahmten das Publikum.

"Out of the rain": Auf dem Klangteppich der beiden Gitarren kommt die einzigartige Stimme der Künstlerin zum Tragen. "A long time ago", eine Protest-Komposition von Tony Carey gegen den Vietnam-Krieg, hat Tiefe. Unterstrichen wird die Schwere und Bedeutung am Ende des Liedes, wenn Haigis den letzten Ton langezogen geradezu zelebriert. Ebenso großartig ihre Interpretation der Texte von Trude Herr, verarbeitet auf populäre Musik von Phil Collins und Elton John, wie "Nacht aus Glas, der Tag versinkt in roten Farben, ich schreie um mein Leben". Die Zeilen sind authentisch, aktuell, wie "Papa". "Es sind taffe Texte in ihrer typisch plakativen Art", so Haigis. Zwischen den einzelnen Stücken erzählte die Musikerin immer wieder Anekdoten aus ihrer langen Musikkarriere und ihrem bewegten Leben, wie es sie nach Köln zog, wie sie einmal in der ZDF-Hitparade auftrat oder welche Lieder sie besonders fesseln. Mit dem Blues-Song "I woke up this morning" verabschiedeten sich die beiden Künstlerinnen in die Pause.

War der erste Teil des Konzerts gefüllt mit feinfühligen Blues-Balladen, mit Lyrik von Licht- und Schatten, so begann der zweite Teil rockiger mit Einbeziehung des Publikums. Es folgten "Indigo", "No Man’s Land", "I need to know" und ihr Lieblingslied "Waltzing Matilda". Was für eine charismatische Sängerin, was für eine tolle verführerische, rauchig-raue Stimme. Jubelrufe begleiteten die Sängerin mit ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz durch den ganzen Abend.

Bei der Zugabe feuerte sie das Publikum an, auf den Tischen zu tanzen. Man tanzte – neben den Tischen. Obwohl so mancher im Publikum mehr von Haigis Tracks als berüchtigte "Rocklady" und weniger Lieder mit Tiefgang gehört hätte, ging mit "Ladies and Gentlemen, we are going to leave you now" und Haigis Feststellung "Dornhan ist die geilste Stadt" ein tolles Konzert zu Ende.