Michael Krebs zeigt den Metalgruß – der zu seiner Empörung auch das Zeichen des Flüsterfuchses ist. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Klavierkabarett: Michael Krebs begeistert im Bürgersaal / Irrwitzige Gesellschaftsanalysen gut verpackt

Eine Stimme, zehn Finger, 88 Tasten, elf Jahre Rock’n’Roll-Kabarett – so machte der Klavierkabarettist Michael Krebs auf sein Jubiläumskonzert in Berlin aufmerksam. Danach folgen Auftritte an Orten wie Frankfurt, Stuttgart, Karlsruhe – und jetzt Dornhan.

Von Hanni Vollmer

Dornhan. Auf Einladung des Teams von KKF – Kunst und Kultur im Farrenstall – ist Michael Krebs zu Gast und beeindruckt mit seiner lebhaften Performance, seinen alten und neuen Songs sowie seinen knallharten und irrwitzigen Gesellschaftsanalysen sein Publikum im gut besetzten Bürgersaal. Humorvoll bis boshaft-zynisch kommen die Worte wie aus der Pistole geschossen, so als seien sie ihm gerade eingefallen. Dann wiederum wird Erlebtes auf total lustige, launenhafte Art mit grandioser Doppeldeutigkeit erzählt. Zielsicher trifft er den globalen Zeitgeist der modernen Gesellschaft, vermischt Satire und Sozialkritik. "Mit iPhone, iPad im Bett ins Internet, das find’ ich fett, bloß meine Freundin net" bis hin zu "Die Jünger des Apple Gottes" reicht die Spanne. Dann erzählt er eine Episode aus seiner Zeit als Hotelbarpianist oder berichtet vom Versuch, ein Laugenweckle zu kaufen. Als er das Namensschild der Verkäuferin – A. Schmitt, Brotberaterin – sieht, geht er ohne Weckle wieder aus der Bäckerei. Ein einfaches Weckle bei einer Hochstudierten kaufen? Geht gar nicht. Oder... oder berät sie das Brot?

Nach dem Motto "Gott weiß alles und Lehrer alles besser" singt er "Denk an Deinen Ruf, die neue Freundin, sie ist peinlich, sie ist Grundschullehrerin". Anschließend protestiert er gegen das Zeichen des Flüsterfuchses. Der Metalgruß wird der Szene weggenommen. "Hör auf den Flüschterfuchs, Mündchen zu und Öhrchen spitzen", leiert er die Kindermelodie in seiner gemütlichen Mundart herunter. "Wenn Volbeat in 20 Jahren in Dornhan mit dem Metalgruß auf der Bühne stehen, ist die Stimmung im Eimer, alle Jugendlichen denken an den Flüsterfuchs und sind still."

Stürmischer Applaus und begeisterte Pfiffe gibt es bei "Das Mädchen von der Jungen Union, die weiß wohin mit meiner Erektion." Die Bewältigung seiner schwäbischen Vergangenheit und hormonellen Neuorientierung ist einfach spitze. Die Finger rasen dabei wie wild über die Tasten. Metaphorisch, literarisch, drastisch greift er sich kühn in den Schritt. "Ja so oft wie mit dem Mädchen von den jungen Bündnisgrünen konnt’ ich noch nie. Regenerative Energie!" Es macht schlichtweg Spaß, ihm zuzuhören und irgendwann das Mitsingen auch. Der Abend verfliegt wie im Zeitraffer. Toller Auftritt, tolle Musik, tolle Unterhaltung.