Rosa und Gerhard Vetter aus Dornhan feiern am ersten Weihnachtsfeiertag Diamantene Hochzeit

Von Petra Haubold

Dornhan. Rosa und Gerhard Vetter feiern am ersten Weihnachtstag in Dornhan Diamantene Hochzeit. Ihr Rezept für eine glückliche Ehe lautet: Ab und zu mal nachgeben.

60 Jahre im Guten wie im Schlechten vereint. So lässt sich das Leben von Rosa (79) und Gerhard Vetter (78) auf einen kurzen Nenner bringen. Das Paar feiert am ersten Weihnachtstag das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit.

"Wir kommen gut miteinander aus", sagt Rosa Vetter und lacht ihren Mann verschmitzt an. Ihr 78-jähriger Ehemann stimmt zu: "Streit gab’s natürlich auch hin und wieder, doch jeder musste eben mal nachgeben". Die gemeinsame Vergangenheit des Jubelpaares, das am 25. Dezember ein eher seltenes Hochzeitjubiläum begeht, begann in einer Kohlegrube im damaligen Arbeitslager Karaganda in Kasachstan. In den dortigen Steinkohlegruben wurden Rosas Eltern im Zweiten Weltkrieg zur Zwangsarbeit verpflichtet. Das erste Mal begegneten sich Rosa und Gerhard Vetter im Dunkeln, nämlich bei der Lampenausgabe im Stollen. "Sie hat mir die Lampe gegeben, da hab ich sie angesehen", erinnert sich Gerhard Vetter an den Tag, an dem der Funke übersprang. In der Kohlegrube, in der beide gearbeitet haben, war Gerhard Vetter 33 Jahre lang als Hauer untertage tätig. Mit 17 Jahren verließ er die Schule in seinem Geburtsort Samara an der Wolga und ließ sich zum Bergarbeiter ausbilden. "Es war eine sehr schwere Arbeit und auch manchmal gefährlich". Einmal sei er zwischen zwei Förderwagen geraten und erlitt eine Quetschung am Rücken. Diese Schmerzen haben sich im Laufe seines Lebens verschlimmert, deshalb sei viel Bewegung gar nicht mehr möglich, sagt der Ehejubilar. Seine Frau teilte das Schicksal vieler Menschen ihrer Generation, die in den ehemaligen Sowjetrepubliken als Deutschstämmige leben mussten. Schon nach der sechsten Volkschulklasse musste sie arbeiten gehen, genauso wie ihre drei Geschwister. "Wir waren nicht reich", sagt sie. Zu jener Zeit lebte Gerhard Vetter in einer Arbeiter-Wohngemeinschaft, nicht weit weg von der Familie seiner zukünftigen Frau. Er kam regelmäßig zum Essen oder holte sie ab. Ein halbes Jahr lang hatte er um seine Angebetete gefreit. Obwohl sie katholisch ist und er evangelisch erzogen wurde, hatten ihre Eltern nichts dagegen. Das Ja-Wort gab sie ihm im Oktober, geheiratet wurde zwei Monate später am Weihnachtstag, die Familienfeier fand erst am 1. Januar statt. "Wir haben ja damals bei uns kein richtiges Weihnachtsfest gefeiert, deshalb war das kein ungewöhnliches Datum", blickt Rosa Vetter zurück. Nach der Wende und dem Zerfall der Sowjetunion wurde die Situation in Karaganda immer schwieriger. Erst fand der Sohn in Deutschland Arbeit, und 1992 holte er seine Eltern nach. Von da an lebten die Vetters erst in verschiedenen Orten, darunter auch in Spaichingen. Sie zogen vor vier Jahren zu Sohn und Schwiegertochter nach Dornhan, wo sich beide nun rundum zuhause fühlen. Es ist immer etwas los im Haus, denn die Familie ist groß. Sie haben drei Kinder und acht Enkel, die wiederum für nunmehr neun Urenkelkinder sorgten. "Wir lieben unsere Urenkel" sagt Rosa Vetter, die immer noch gerne für die ganze Familie kocht und sich über Besuch freut. Oft hilft auch die Schwiegertochter in der Küche mit. Rosa Vetter selbst sagt, sie sei noch rüstig, ein paar Rückenschmerzen ausgenommen. Gerhard Vetter sitzt schon lieber in seinem Sessel, als dass er noch große Sprünge macht. Doch beide lieben nicht nur sich, sondern auch ihr Domizil, denn die schöne Aussicht und die Natur, das möchten sie nicht missen. Die Hausarbeit teilen sich die Eheleute: Gerhard Vetter nimmt den Staubsauger zur Hand, seine Frau kauft ein. Am liebsten löst sie Kreuzworträtsel. "Da kann ich auch mal bis weit nach Mitternacht dran sitzen". Ihren Ehrentag lässt das Paar ruhig angehen: "Eine kleine Familienfeier zuhause, denn wir freuen uns so auf unsere Enkel und Urenkel."