Gerold Knispel (von links), Gisela Suchy, Tina Vollmer und Edgar Moosmann wissen, dass Geflüchtete auch nach zwei Jahren noch Hilfe brauchen, damit die Integration gelingen kann. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Asylkreis Dornhan informiert über die aktuellen Entwicklungen / Experte Reinhard Erös hält Afghanistan-Vortrag

Als 2015 die Busse mit den Flüchtlingen kamen, kamen auch sie: die freiwilligen Helfer vom Asylkreis Dornhan. Und sie wissen: Auch wenn die Geflüchteten in Dornhan Fuß gefasst haben, gibt es immer noch viel zu tun – hier in Dornhan, wie auch auf der Welt.

D ornhan. Sie ist angesichts der gescheiterten Sondierungsgespräche so aktuell wie zuvor: die Flüchtlingssituation. Bei Ankunft der Flüchtlinge sei es laut Gerold Knispel vom Sulzer Arbeitskreis Flucht und Asyl vor allem um eins gegangen: schnelle Hilfe in Sachen Unterkunft, Kleidung und Versorgung.

Hilfe auf eine andere Art

Zwei Jahre später sieht das schon anders aus. "Die meisten Familien haben nun eine Wohnung. Jetzt geht es um Probleme in der Schule und Behördengänge", weiß er um die Sorgen. Auch die Helferkreise dünnten sich aus, obgleich der Sympathisantenkreis gleich bleibe. Die Situation ist nun ein wenig komplexer. Rund 240 Flüchtlinge sind derzeit in Sulz, etwa 70 in Dornhan.

Bei vielen ist die größte Hemmschwelle immer noch die Sprache. Dem entgegenwirken will beispielsweise Gisela Suchy aus dem Asylkreis Dornhan. Die Übersetzerin kann zwar kein Arabisch, arbeitet aber mit den Geflüchteten mithilfe von Bilderwörterbüchern, Englisch und Französisch an deren Deutschkenntnissen. Probleme mit der Disziplin, wie sie gern heraufbeschworen werden, habe es dabei noch nie gegeben. Schon lange seien die Kurse auch für Dornhaner offen, die schon länger hier sind, aber noch Probleme mit der deutschen Sprache haben.

Tina Vollmer vom Asylkreis Dornhan ist derweil für den Bereich Wohnen und Arbeit zuständig. Sie weiß, dass die Geflüchteten schon zufrieden seien, wenn sie aus den Gemeinschaftsunterkünften herauskämen und mit ihrer Familie in einer eigenen Wohnung leben könnten. "Mir ist es dabei wichtig, darauf zu achten, dass Brandschutz, Wasser und Elektrizität vorhanden sind", sagt sie. Offensichtlich ist das nicht selbstverständlich. Große Popularität auch über Dornhan hinaus habe die Kleiderkammer erfahren.

Die Helfer vom Asylkreis wissen aber, dass der Kern des Ganzen die Integration in die Gesellschaft ist. Und diese könne nur dann gelingen, wenn die Einheimischen die Fluchtgründe verstehen.

Wie das Leben der Menschen aus Afghanistan, von denen es auch einige in Dornhan gibt, vor ihrer Flucht ausgesehen hat, darüber informiert der Experte Reinhard Alois Erös aus Mintraching (Bayern) bei seinem Vortrag am Mittwoch, 29. November, ab 19 Uhr im Bürgersaal im Dornhaner Farrenstall.

Erös kennt Afghanistan

Der Kontakt zu dem Mann, der mit seiner Frau Annette seit 1998 die Kinderhilfe Afghanistan betreibt, kam durch Asylkreis-Mitglied Edgar Moosmann, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen, zustande.

Erös liegt, ebenso wie dem Asylkreis, an der Aufklärung. Sein Ansatz sei es, die Menschen über Bildung davon zu überzeugen, nicht zur Waffe zu greifen. Erös hat zeitweise als Arzt im Kriegsgebiet in Afghanistan geholfen und ist auch heute noch regelmäßig vor Ort.

"Ziel des Vortrags ist, die Bürger aufzuklären und Verständnis dafür zu erzeugen, dass es sich bei den Afghanen nicht um ›Wirtschaftsflüchtlinge‹ handelt, sondern dass die Menschen um ihr Leben bangen müssen", erklärt Vollmer. "Wir wollen die Welt in unsere Stadt holen und auch den Geflüchteten bei uns das Gefühl geben, verstanden zu werden. Und das ist eher der Fall, wenn jemand zu Gast ist, der ihre Sprache spricht und ihre Heimat kennt", freut sich Vollmer auf den Fachmann und seinen Vortrag.