Diakonin Marianne Dölker-Gruhler begrüßt den Islam-Experten Friedmann Eißler. Foto: Rössler Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Religionswissenschaftler Friedmann Eißler spricht in Christuskirche zum Thema Islam in Deutschland

Dornhan-Marschalkenzimmern. Vom gesamten Kirchenbezirk Sulz und der Dornhaner Platte strömten die Menschen in die Christuskirche nach Marschalkenzimmern, um die Begegnung mit Friedmann Eißler von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen Berlin (EZW) nicht zu versäumen. Das aktuelle Thema "Wie verändert der Islam unsere Gesellschaft?" interessierte mehr als 250 Personen.

Musikalisch wurden die Zuhörer vom Posaunenchor Marschalkenzimmern begrüßt, bevor Diakonin Marianne Dölker-Gruhler den Redner zu seiner Tätigkeit bei der Evangelischen Zentralstelle in Berlin befragte, den die Christusbewegung "Lebendige Gemeinde" zu diesem Vortragsabend eingeladen hatte.

Der württembergische Pfarrer mit Oberndorfer Wurzeln trug aufgrund seiner Kontakte zu verschiedenen Gruppen kenntnisreich zur Versachlichung der Diskussion bei. Mit einer Ruhe, wie sie nur ein Wissenschaftler ausstrahlen kann, systematisierte Eißler das Thema und stellte zunächst den Islam differenziert dar. Kultur, so der Experte, sei nichts Statisches und Unveränderliches, sondern befinde sich stets im Wandel. Veränderungsimpulse kämen von innen und von außen, mit Muslimen und ohne sie. Dass Muslime mancherorts regelrechte Parallelgesellschaften bildeten, sei zum Teil die Konsequenz aus der Haltung der Einheimischen. Dazu kämen die Realitäten des Lebens – dass die Deutschen beispielsweise so wenige Kinder bekämen, sei ganz sicher nicht die Schuld der Muslime.

Etwa fünf Prozent der Bevölkerung in Deutschland seien Muslime, stellte Eißler heraus. Rund die Hälfte von ihnen besitze die deutsche Staatsangehörigkeit und lebe seit Generationen hier. Schätzungen zufolge sei etwa nur ein Prozent der Muslime gewaltbereit, im Umkehrschluss seien 99 Prozent friedliche und unbescholtene Bürger, die ihren Beitrag zur Gesellschaft leisteten. Allerdings, räumte der Experte ein, genüge schon einer, um erheblichen Schaden anzurichten.

Experte: Für Muslime bildet der Koran die Glaubensgrundlage

Mit der Ankündigung "Ich kann Ihnen heute Abend keine Entspannung versprechen, sondern möchte drei Eckpfeiler in den Raum stellen", wuchs die Anspannung der Zuhörer. Während sich Christen in ihrem Glauben auf eine Person bezögen, nämlich Jesus Christus, sei es beim Islam ein Buch, also der Koran. Die Bibel sei in mehr als 1000 Jahren entstanden, verfasst auf Hebräisch, Aramaisch und Griechisch, und sei eine Sinfonie. Der Koran hingegen sei in nur 20 Jahren in arabischer Sprache entstanden. Dabei habe sich der Prophet Mohammed auf einen Engel bezogen, der ihm direkt aus dem Himmel Offenbarungen vermittelt habe, die auch vielfach die biblische Überlieferung korrigieren möchten. Eißler stellte klar heraus: Für Muslime sei der Koran die Grundlage ihres Glaubens, für Christen komme die Offenbarungslinie im Evangelium von Jesus.

Anhand der aufgelegten Karte der arabischen Halbinsel und der Staaten Jemen, Oman, Iran, Irak, Syrien, Sudan, Eritrea und Jordanien zeigte Eißler die religiöse Haltung, verschiedene Strömungen und Probleme des Islam auf. Im Rahmen des zweistündigen Infoabends stellte er als Kenner außerdem den Koordinationsrat der Muslime (KRM) vor, der als kleine Organisation überproportional in den Medien vertreten sei und aktuell Religionspolitik in Deutschland betreibe. "Was sind das Angebot und die Attraktivität des Islam?", stellte Eißler in den Raum. Menschen würden angenommen, um Wissen, Gehorsam und Gerechtigkeit bis hin zu Protest aufzunehmen.

In Bezug auf Deutschland stellte der wissenschaftliche Referent die Frage, wie der Islam die Gesellschaft verändert und wie die Deutschen mit der Entwicklung umgehen. Die sichtbaren Veränderungen, die Kultur im Wandel, benötigten ein dynamisches Kulturverständnis, so der Experte. Die Religionsgemeinschaften in Deutschland, die zu 31 Prozent der katholischen, zu 30 Prozent der evangelische Kirche und zu 39 Prozent anderen Religionen zuzuordnen seien, prägten dauerhaft eine multireligiöse Vielfalt und ethnische Differenzierung.

Nach dieser Betrachtung kam der Religionswissenschaftler zu seiner zentralen Aussage: Der Islam, auch der liberale, passe nicht zu Deutschland, obwohl bereits mehrere Generationen von Muslimen hier lebten. Die Übergänge zwischen konservativen bis hin zu fundamentalistischen Positionen, so die These Eißlers, seien fließend. Deshalb gab er die Empfehlung, Kontakte zu Muslimen zu pflegen und den eigenen Glauben und die zehn Gebote im Gespräch mit ihnen offen zu leben, wahre Freundschaften zu suchen, Abwertungen der anderen Religion zu vermeiden und die andere Kultur zu respektieren.