Viele Freunde und Gäste haben sich am Mittwochabend vor dem "Adler" versammelt. Foto: Gukelberger Foto: Schwarzwälder-Bote

"Adler": Die Leinstetter Traditionswirtschaft wird geschlossen / Wirt Reinhold Günthner tritt den Ruhestand an

Von Ursula Gukelberger

Ende des Jahres 2015 ging das seit Generationen im Familienbesitz der Familie Günthner befindliche Gasthaus Adler an neue Besitzer über.

Dornhan-Leinstetten. Mangels Nachfolger und aus Altersgründen konnte das allseits beliebte und gerne besuchte Gasthaus von Reinhold Günthner nicht mehr weitergeführt werden. Durch Heirat und aus beruflichen Gründen schlugen die Kinder Timo, Sandra und Anja andere Wege ein. Der Verlust seiner Frau Ingrid im Jahr 1997 musste verkraftet werden. Die Familie unterstützte Reinhold Günthner seither tatkräftig. Bruder Berthold und seine Schwester Annemarie ("Meile") arbeiteten im Service, und die Kinder halfen in ihrer Freizeit in der Küche. Nur so war ein Fortbestehen des "Adlers" möglich.

Die gute Küche, die freundliche Bedienung durch "Meile" und Berthold Günthner brachten der Gastwirtschaft einen guten Ruf bei Gästen aus Nah und Fern ein.

Am Mittwochabend versammelten sich nochmals viele Freunde und Gäste vor dem "Adler", um ein Erinnerungsfoto für "ihren Opi" aufzunehmen. Alle hoffen, dass es für sie irgendwo und irgendwann einen neuen Treffpunkt gibt. Dass das Lokal geschlossen wird, ist von allen bedauert worden.

Den "Adler" hat 1785 Peter Schirle gebaut. Seit dem Jahr 1913 befand sich die Wirtschaft im Besitz der Familie Günthner. Davor gehörte sie zwei Generationen der Familie Schirle und danach drei Generationen der Familie Kaupp, wobei der erste Wirt noch nicht als "Adlerwirt" bezeichnet wurde.

So ging die Wirtschaft von einer Generation zur anderen, und schließlich erbte Robert Günthner den "Adler", nachdem er die Tochter von Vinzenz Kaupp geheiratet hatte.

In der dritten Generation war Reinhold Günthner der siebte Adlerwirt. Er übernahm den Betrieb von seinen Eltern Vinzenz und Philomena Günthner, die zusammen mit ihren drei Töchtern Irmgard, Uschi und Annemari die Gaststätte betrieben. Die Söhne Reinhold und Berthold waren die jüngeren Kinder, und auch sie halfen später mit.

Schon in der Zeit von Robert Günthner war die Poststelle in Leinstetten im "Adler" ansässig und ging an den jeweiligen Betreiber über. Beim Austragen der Briefe und Pakete kam die ganze Familie zum Einsatz. Im Zuge der Postreform wurde die Poststelle in Leinstetten geschlossen und nach Dornhan verlegt.

Der Kurbetrieb begann in Leinstetten in den 1960er-Jahren und erreichte den Höhepunkt ab 1970. Viele Gäste kamen aus Norddeutschland und Holland. In dieser Zeit und bis heute wurden die Zimmer und der Gastronomiebereich Zug um Zug modernisiert. Die Gäste fühlten sich im "Adler" sehr wohl, und es gab etliche Stammgäste.

Allerdings ging der Fremdenverkehr auch im Glatttal zurück. Ein Ausgleich dafür konnte mit vielen Betriebs- und Geburtstagsfeiern, Hochzeiten und Beerdigungen geschaffen werden. Die gute Küche und die freundlichen Bedienungen machten solche Feiern besonders attraktiv.

Für viel Heiterkeit bei den Gästen sorgte folgender Auszug aus einer alten Speisekarte über die Öffnungszeiten des Gasthauses: "Wir öffnen meistens um 17 oder 18 Uhr, manchmal schon um 16 Uhr, dann wieder erst um 19 oder 20 Uhr. Wir schließen ungefähr um 3 oder 4 Uhr, manchmal schon um 2 oder 1 Uhr, dann wieder erst um Mitternacht oder 5 Uhr. Manche Tage oder Nachmittage sind wir überhaupt nicht hier, aber in letzter Zeit sind wir fast immer hier, außer, wenn wir woanders sind, aber dann sollten wir eigentlich auch hier sein."

Alle Gäste und Freunde wünschten Reinhold Günthner und seiner Familie nun einen angenehmen Ruhestand und alles Gute.