Der von einem Piloten am Boden gesteuerte Multikopter überfliegt das Maisfeld. Foto: Maschinenring Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Paul Ruthardt setzt in Dornhan einen Flugroboter zur biologischen Bekämpfung des Maiszündlers ein

Drohnen können auch in der Landwirtschaft wirkungsvoll eingesetzt werden. Paul Ruthardt nutzte das Fluggerät zur biologischen Bekämpfung des Maiszündlers.

Sulz/Dornhan. Der Maschinenring Schwarzwald-Neckar-Alb mit Sitz in Sulz vermittelt an seine Mitglieder die Flugdrohne zur Maiszünslerbekämpfung durch Schlupfwespen. Der Dornhaner Landwirt nahm diesen Service erstmals in Anspruch.

Für ihn war es ein Versuch: Ruthardt wollte feststellen, ob sich im Vergleich zu den unbehandelten Beständen dieser Aufwand lohnt. Bislang sei der Druck zur Bekämpfung des Schädlings in Höhenlagen noch nicht so stark gewesen, meint er.

Das kann sich aber ändern. Das Hauptverbreitungsgebiet des Maiszündlers, der im 19. Jahrhundert nach Deutschland eingeschleppt wurde, ist das wärmere Rheintal und der Bodenseeraum. Dort haben die Landwirte keine andere Wahl, als den Zünsler, der die meisten Schäden im Maisbau anrichtet, zu bekämpfen. Mittlerweile kommt dieser Kleinschmetterling aufgrund der Klimaerwärmung bis in Höhenlagen von 700 Metern vor und hat somit auch die Dornhaner Platte erreicht.

Die Weibchen bevorzugen für die Eiablage Maisbestände ab etwa 1,50 Metern Höhe. Die ausgeschlüpften Larven bohren sich in die Maispflanze ein. Geknickte oder abgebrochene Stängel sind die Fraßfolgen, die, je nach Befall, zu hohen Ertragsausfällen führen können.

Zur Bekämpfung der gefräßigen Larven gäbe es, so Ruthardt, zwar ein Insektizid, aber "das wollen wir nicht". Das würde sich in Dornhan wohl auch nicht lohnen. Die biologische Bekämpfung stellt eine bessere Möglichkeit dar. Die Schlupfwespe ist als Eiparasit ein natürlicher Feind des Maiszünslers. Sie ernährt sich mit Vorliebe von den Larven der Zünsler. Der Austrag der Schlupfwespeneier von Hand und zu zwei Zeitpunkten ist sehr aufwendig. Eine wesentlich elegantere Lösung ist nun der Einsatz eines fliegenden Multikopters. Dieser wirft alle sieben Meter eine Kugel aus Maisstärke, deren Inhalt mit Hunderten von Eiern der Schlupfwespen präpariert ist, ab. Eine Ladung reicht für sieben Hektar, dann muss der Flugroboter wieder landen, um neu bestückt zu werden. "Ich war überrascht, wie gut das funktioniert hat", erzählt Ruthardt. Die Ausbringung der Schlupfwespeneier auf seinem Maisfeld erfolgte mit dem GPS-gesteuertem Multikopter zentimetergenau. Gerade mal 20 Minuten habe die Drohne benötigt, um den 13 Hektar großen Acker zu überfliegen. Zu Fuß hätte man dafür rund sechs Stunden benötigt.

Eignen sich Flugdrohnen auch für andere Aufgaben in der Landwirtschaft? Ruthardt könnte sich durchaus vorstellen, mit dem Fluggerät Wildschweinschäden in Maisfeldern zu ermitteln. Um Spritzmittel aus der Luft zu versprühen, ist die Drohne allerdings viel zu klein.

Der Maschinenring bietet den Service mit der Drohnenvermittlung jetzt im zweiten Jahr an. Auf etlichen landwirtschaftlichen Betrieben in den Landkreisen Rottweil, Freudenstadt, Zollernalbkreis und auch im Raum Tübingen sei mit zwei Geräten bereits geflogen worden, teilt Rainer Gühring vom Maschinenring in Sulz mit.

"Ich habe nicht geglaubt, dass uns diese Technik in der Praxis einholt", sagt Ruthardt. Aber die Entwicklung bleibt in der Landwirtschaft auch sonst nicht stehen. Die Biogasanlagenbetreiber in Dornhan starten beispielsweise einen Anbauversuch mit der "Durchwachsenen Silphie". Dabei handelt es sich um eine Staudenpflanze, die nur einmal in zehn Jahren ausgesät werden muss.

Den Mais werde die Silphie für die Biogasanlagen zwar nicht ersetzen, aber in weniger ertragreichen Lagen könne sie eine gute Alternative sein, glaubt Ruthardt. Der Zünsler stellt für sie jedenfalls keine Gefahr dar. Wenn sich die neue Pflanze allerdings zunehmend verbreite, werde sich wohl auch ein Schädling einstellen, vermutet Ruthardt. Zunächst muss es sich erweisen, ob sich der Anbau der "Durchwachsene Silphie", die 3,50 Meter hoch werden kann, wirtschaftlich rentiert. Ruthardt ist überzeugt: "Das verspricht etwas zu werden."