Gnadenlos ehrlich und frech: So präsentiert sich der Kölner in Dornhan. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

"Wanderer zwischen deutschen Vorurteilen und türkischen Vorbehalten" sorgt für gut besuchten Farrenstall

Von Hanni Volllmer

Dornhan. Ein echter Kölner namens Fatih, "Wanderer zwischen deutschen Vorurteilen und türkischen Vorbehalten", sorgte am Freitag bei Kunst und Kultur im Farren-stall (KKF) für ein gut besuchtes Haus.

Bekannt wurde der beliebte Rheinländer durch die TV-Sitcom "Alles Atze". In der Laudatio der Jury heißt es "er schafft mit Liebe und Selbstironie einen urkomischen Brückenschlag zwischen seinen beiden Kulturen". Mit "Fatih-Tag" bot der 41-jährige Komiker eine Mischung zwischen böser Comedy und politischem Kabarett, dabei begeisterte und irritierte er sein Publikum gleichermaßen. Spielt der "Deutsch-Türke" doch allzu gerne mit den Klischee-Vorstellungen seines "deutsch-deutschen" Publikums und bietet Döner für den Kopf. Dabei bleibt das eine oder andere Lachen dann schon mal im Halse stecken. Denn der Kölner im knallroten Anzug und in roten Sandalen geht auf direkte Konfrontation. Ist Integration nicht gegenseitige Annäherung? Was wissen wir Deutschen über uns Türken? Er spielt das Denkmuster an, das aufgehoben werden solle und sagt: "Betrachtet uns als ›Deutsche‹, die ›Deutsche‹ sein wollen".

Selbst den ernstesten Zuhörer lockert Fatih mit Ironie und Humor auf. Mit seinen türkischen Eltern aufgewachsen, ist er längst Deutscher geworden. Auch in der Erziehung seiner Tochter geht er nicht konform mit seinem Vater.

Nach der Pause bleiben einige Plätze leer

Aber er vermisst, wie viele andere, die Akzeptanz der deutschen Gesellschaft. Hatte Deutschland nicht händeringend nach Arbeitskräften gerufen? Gekommen sind Menschen, die auf lange Sicht zwangsläufig einen gesellschaftlichen Wandel mit sich brachten. Wenn Cevikkollu, der von sich selbst sagt, er sei "ene echte kölsche Jong", der eine katholische Schule besucht hat, Religionsdebatten, vom Kruzifix über das Kopftuch im öffentlichen Dienst bis zur Beschneidung anspricht, als "fieser Möpp" die Vorteile von Hartz-IV-Immobilien darlegt, dann bekommt man die politischen und sozialen Wunden unseres Landes bildlich in ihrer kompletten Tiefenwirkung serviert. Das verträgt nicht jeder. Nach der Pause waren, warum auch immer, ein paar Plätze nicht mehr besetzt. Auch darauf ging Fatih ein: "Das muss auch mal wehtun! Und Klischees sind lustig, solange sie auf der Bühne vorkommen." Gnadenlos ehrlich und frech ist er bei jeder Aussage. "Wer glaubt, dass in Erdbeerjoghurt Erdbeeren drin sind, der glaubt auch, dass Til Schweiger ein Schauspieler ist." "Warum starten wir in Deutschland keine Revolution? Weil es dafür kein Formular gibt." Entwaffnend lächelt er anhaltend schräg nach solch treffenden Pointen. Durch seine Tochter konnte er von Erlebnissen mit Müttern auf dem Spielplatz berichten, "diesen Dinkel-Dominas mit ihren Versorgungsstationen". Seine Tochter jedenfalls bekomme Mini-Salami und Schokoriegel und sei stolz auf ihre kulturellen Wurzeln und ihre Zweisprachigkeit.

Äußerst lecker fand er das vom KKF-Team frisch gebackene türkische Gebäck wie Baklava, Börek und Gözleme, das in der Pause angeboten wurde. Zum Schluss übte er mit dem Publikum noch ein wenig die Aussprache seines Familiennamens "Cevikkollu" mit Betonung auf der dritten Silbe. Warum nicht? Schließlich ist er ja auch mit guten schwäbischen Sprachkenntnissen nach Dornhan gekommen.