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Erinnerungen an bewegte Zeit: Bürgermeister Peter, Wößner und Huber blicken beim Festakt zurück.

Dornhan-Bettenhausen - Das Festzelt hatte sich schon eine halbe Stunde vor dem Festakt gefüllt. 925 Jahre Ortsgeschichte feierten die Bettenhauser am Wochenende. Am Samstagabend stand der Rückblick im Mittelpunkt, allerdings nur auf die vergangenen 50 Jahre, in denen sich das Dorf jedoch stark verändert hat.

Fritz Peter, Bürgermeister von 1966 bis 1972, bedauerte das, wenn er an die damalige Infrastruktur denkt. Bei seinem Amtsantritt hatte Bettenhausen zwei Lebensmittelgeschäfte, zwei gutgehende Gaststätten, eine Grundschule und fast 300 Einwohner – heute sind es noch 190. Die Gewerbesteuer der EVS, die das Wasserkraftwerk in Bettenhausen betrieb und Arbeitsplätze bot, die Tabakgroßwarenhandlung Glück und der Gemeindewald waren die größeren Einnahmequellen der selbstständigen Gemeinde. Das Wasser kam aus eigenen Quellen, und der Wasserzins betrug gerade mal 20 Pfennig. Der Fremdenverkehr erlebte einen Aufschwung. Andererseits sei man mit dem Müll ganz sorglos umgegangen: "Er wurde in der großen Kurve Richtung Fürnsal persönlich entsorgt", erzählte Fritz Peter.

Er war Bürgermeister von Leinstetten und Bettenhausen in der "Zeit der Planungen" und des beginnenden Umbruchs, die letzten Endes zur Eingemeindung in die Stadt Dornhan führte. Doch das war zunächst nicht favorisiert worden, denn, so Peter, Bettenhausen wünschte sich Selbstständigkeit und Unabhängigkeit . Eine Selbsversorgergemeinde war im Gespräch. Auch gingen die Überlegungen in Richtung einer Glatttalgemeinde mit gemeinsamen Fremdenverkehrsinteressen. Das scheiterte, weil sich Hopfau für die Stadt Sulz entschied.

Das Ortsteildenken sei nach dem Zusammenschluss mit Dornhan noch stark ausgeprägt gewesen, erinnerte sich der frühere Bürgermeister Günter Wößner. Die Prioritäten waren aber gesetzt: Der Umweltschutz, zu jener Zeit noch ein Fremdwort, erforderte zuerst den Bau von Kanälen und Kläranlagen. "Wer nicht mitzog, erhielt keine neuen Baugebiete und keine neuen Ortsdurchfahrten", so Wößner. Gerade Bettenhausen hatte hier viel Nachholbedarf mit seinen zwei desolaten Landesstraßen und einer Glattbrücke, die nur 16 Tonnen Tragfähigkeit hatte. Doch mit dem Straßenbau ging es nur langsam voran. Der Spatenstich für die Erneuerung der Straße von Bettenhausen nach Dornhan war 1996, aber erst 2002 konnte sie fertiggestellt werden.

Ein Großprojekt mit gravierenden Einschnitten war der Ausbau der Ortsdurchfahrt. Sechs Hauptgebäude, mehrere Schuppen und Nebengebäude mussten entfernt werden. Der "Hirsch", gesellschaftlicher Mittelpunkt des Dorfes, wurde ebenfalls abgerissen. Wößner streifte in seinem Rückblick auch das Hochwasser im Februar 1990. Ein Zweckverband wurde gegründet, um eine solche Katastrohe für die Zukunft zu verhindern. Inzwischen sind bei Glatten mehrere Regenrückhaltebecken gebaut worden. Die weiter unten liegenden Glatttalgemeinden erhielten zusätzlich lokalen Hochwasserschutz durch Abgrabungen wie in Bettenhausen und andere lokale Maßnahmen. "Für Bettenhausen war es eine bewegte Zeit mit einschneidenden Veränderungen. Die Lebensqualität hat aber nicht gelitten," resümierte Wößner.

Als Markus Huber 2005 Bürgermeister in Dornhan wurde, ging in Bettenhausen die Einwohnerzahl auf unter 200 zurück, pendelte sich aber seit 2008 stabil auf 190 Einwohner ein. Das spreche für eine positive Entwicklung, fand Huber. Auf die Infrastruktur führte er dies nicht zurück. Kennzeichnend für den ehemaligen Fremdenverkehrsort und der Stolz von Bettenhausen sei aber das Glatttalfreibad. Nach der Gründung des Fremdenverkehrsverbands 1970 im "Adler" begann der Bau im Oktober 1972, und im August 1973 konnte das Freibad eröffnet werden. Die offizielle Einweihung fand im Mai 1974 statt.

2006 stand das Glatttalfreibad auf dem Prüfstand: Es musste viel Geld in die veraltete Technik investiert werden. "Eine Zukunft war nur denkbar, wenn sich die Bürgerschaft auch für das Bad wieder interessieren und einsetzen würde", sagte Huber. Deshalb wurde ein Förderverein gegründet. Dieser habe mit vielen kleinen und größeren Maßnahmen das Bad auf einen sehr guten Stand gebracht. Positive Veränderungen brachte auch der Hochwasserschutz an der Glatt. Am Neuen Weg sei in diesem Zug eine vielgenutzte Freizeiteinrichtung entstanden. Mit den Traditionsbetrieben Schäfer, Glück und Birk habe sich das Gewerbe in Bettenhausen gut behauptet. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass der Ort neben schnellem Internet seit 2012 Handyempfang hat.

Huber hofft nun, dass der Ausbau der Glatttalstraße 2015 fortgesetzt wird. Auch der Hochwasserschutz werde weiter verbessert. So soll im Zitzmannsbrunnenbachtal für zwei Millionen Euro das Regenrückhaltevolumen vergrößert werden.

Huber stellte fest, dass die Dorfgemeinschaft viel selbst gestaltet habe und lebendig sei. Das zeige die 925-Jahr-Feier.

Den gesamte Reinerlös des Festes erhalte der Förderverein Glatttalfreibad, teilte nach den Reden Stefan Alt vom Organisationsteam mit. Eine Ehrung gab es in dem Zusammenhang auch: Die jetzige Fördervereinsvorsitzende Melanie Alt würdigte zusammen mit Joachim Pfeifle Fritz Kopp, der acht Jahre lang Vorsitzender des Fördervereins war und "großartige Arbeit" geleistet habe. Unter seiner Regie sei das Freibad neu gestaltet worden. Verabschiedet wurden außerdem die Ausschussmitglieder Beate Rebholz und Daniela Wittig.

Mit zünftiger Unterhaltungs-und Partymusik der Gruppe Wälderblut ging es nach dem Fassanstich durch Bürgermeister Huber im Zelt weiter.