Immo Opfermann steht an einer der Beton-Informationsstelen auf dem Erinnerungspfad zum "Unternehmen Wüste" und erläutert den Teilnehmern der Führung Details zu den Plänen der Nazis, dort Schieferöl zu gewinnen. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Immo Opfermann infomiert bei Führung in Dormettingen über das dunkle Kapitel der Ölschiefer-Gewinnung

Von Beate Müller

Dormettingen. Immo Opfermann, der sich intensiv mit dem "Unternehmen Wüste" der Nazis auseinandergesetzt hat, und Bürgermeister Anton Müller haben am Donnerstag Interessierte über den "Erinnerungspfad" beim SchieferErlebnis in Dormettingen geführt.

Auch vor dem Zollernalbkreis machte das Naziregime nicht Halt: Zur industriellen Gewinnung von Ölschiefer sollten im letzten Kriegsjahr mehrere Ölschieferwerke unter dem Tarnnahmen "Wüste" entlang der Bahnlinie Tübingen – Rottweil errichtet werden.

Die Häftlinge der umliegenden Konzentrationslager sollten zur Arbeit in den Ölschieferwerken herangezogen werden. Insgesamt waren zehn geplant, wovon letztendlich vier im März 1945 in Betrieb genommen wurden: Bisingen, Erzingen, Dormettingen und Schömberg.

Das "Wüste-Werk 8" befand sich in Dormettingen beim heutigen SchieferErlebnispark. Diesem angeschlossen ist ein so genannter "Erinnerungspfad" der am Donnerstagabend zu Beginn der neuen Saison in einer öffentlichen Führung begangen wurde.

Immo Opfermann ist pensionierter Gymnasiallehrer und befasste sich während seiner Berufszeit mit der Geschichts-AG intensiv mit dem "Unternehmen Wüste". Darüber hinaus forschte und schrieb er weiter über das Thema. Für die Informationstafeln entlang des 2,8 Kilometer langen Rundwegs schrieb er die Texte. Bei der rund zweistündigen Führung schritt Opfermann mit Bürgermeister Müller den Weg ab und erzählte an mehreren Stationen den Teilnehmern Wissenswertes zur "Wüste". Es gab keine Frage, die der Fachmann nicht beantworten konnte. "Mit primitivsten Mitteln sollten die größten Mengen an Öl gefördert werden – und das geht nun mal nicht", sagte der Referent.

Die Nationalsozialisten nahmen dabei das Risiko in Kauf, dass das "Unternehmen Wüste" wirklich eine Wüste hinterlässt. Letztendlich waren die Werke bis Kriegsende nur fünf Wochen lang in Betrieb.

Auf dem Gelände der "Wüste 8" ist kein Originalrelikt mehr enthalten. Es ist ein Vogelschutzgebiet und beinhaltet ein "Denk-mal", das zum Innehalten einlädt und vergegenwärtigt, wie gering die Ausbeute an Schieferöl war. Schieferhaufen, Stahlstelen und eine Original-Kipplore sind zu sehen. Auch die Ausstellung in der ehemaligen Umspannstation des "Wüste"-Werks 7, die zu einem Outdoor-Museum umgestaltet worden ist, informiert über das Schicksal der KZ-Häftlinge. Dort ist auch ein Stahlmodell des ehemaligen KZ-Lagers zu sehen.

Auf dem Erinnerungspfad zum "Unternehmen Wüste" finden regelmäßig öffentliche Führungen statt.