Gut gelaunt: Bürgermeister Anton Müller besucht mit seiner Frau Rosi das Elements-Festival im SchieferErlebnis in Dormettingen. Er fühlt sich in der Gemeinde wohl und strebt eine zweite Amtszeit an. Foto: Engelhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Bürgermeister Anton Müller: Arbeit vom ersten Tag an gerne gemacht / Große Motivation für zweite Amtsperiode

Dormettingen. Anton Müller strebt im Sommer eine zweite Amtszeit als Bürgermeister in Dormettingen an. Wir sprachen mit ihm über seine bisherige Arbeit und darüber, was Dormettingen für ihn so besonders macht.

Haben Sie es schon mal bereut vom Forsthaus ins Rathaus gewechselt zu sein?

Nein, obwohl ich auch sehr gerne Förster gewesen bin. Der Kontakt zur Natur und das hautnahe Miterleben der Jahreszeiten waren Dinge, die mich geprägt haben. Besonders dankbar bin ich dafür, dass ich in dieser Zeit das Heranwachsen der Kinder miterleben konnte, da ich das Büro im Hause hatte. Heute verlasse ich das Haus morgens früh und komme am Abend oftmals spät zurück. Trotzdem habe ich den Wechsel vom Forst- in das Rathaus noch keine Minute bereut. Der Kontakt zu den Menschen ist viel intensiver, Erfolge, aber auch negative Erfahrungen erkennt man schon nach kurzer Zeit und der Gestaltungsspielraum ist als Bürgermeister deutlich größer geworden. Außerdem habe ich das Glück, mit einem tollen Team arbeiten zu können und Bürger und Gemeinderäte zu haben, mit denen die Zusammenarbeit richtig Spaß macht.

Gab es in den vergangenen fast acht Jahren als Bürgermeister etwas, mit dem sie nie gerechnet hatten?

Spontan denke ich an die Minuten nach meiner Wahl, an den unglaublich herzlichen Empfang nach der Ergebnisbekanntgabe. Das waren Momente, die meine Frau und ich ein Leben lang nicht mehr vergessen werden. Die ganze Gemeinde zeigte mir, dass sie sich auf mich freute. Viele Menschen boten mir eine gute Zusammenarbeit an und all diese Menschen haben sich an dieses Versprechen gehalten. Dass die Zusammenarbeit mit Gemeinderat, Vereinsvorständen und den Bürgern tatsächlich so gut klappt, das hofft natürlich jeder, aber damit rechnen konnte ich nicht. Dies ist für mich Motivation, an jedem Tag meine Arbeit möglichst gut zu erledigen und erneut zu kandidieren.

Was war für sie das einschneidendste Erlebnis, auf was hätten Sie gerne verzichtet?

Das einschneidendste Erlebnis als solches gibt es nicht. Natürlich sind Dinge passiert, die gefährlich waren oder unnötige Arbeit produzierten. Ich denke an einen Brand im Bauhof, der glimpflich endete, aber das Potenzial für eine Katastrophe in sich barg. Oder an die Überflutung der Mehrzweckhalle. Sicher werde ich auch den Starkregen nicht vergessen, der nach der Eröffnung des SchieferErlebnisses Schlammlawinen auslöste und Wege und Plätze überflutete. Aber selbst diese Dinge hatten am Schluss etwas Positives. Deshalb hake ich derlei Dinge rasch ab und konzentriere mich auf die Zukunft.

Welche Fähigkeiten sollte ein Bürgermeister in einer Landgemeinde mitbringen?

Als Bürgermeister einer kleinen Gemeinde ist man Ansprechpartner in allen Belangen seiner Mitbürger. Deshalb ist es wichtig, zuhören zu können und die Sorgen und Nöte seiner Bürger zu erspüren. Vor allem muss die Bereitschaft bestehen, diese Sorgen nicht nur zu erkennen, sondern wo immer möglich Abhilfe zu schaffen. Außerdem braucht man ein gutes Mitarbeiterteam. Wenn es dann noch gelingt, in der Gemeinderatsarbeit in einem harmonischen Klima Zukunftsvisionen zu entwickeln und diese Schritt für Schritt anzugehen, kann man viel bewirken. Letztlich benötigt ein Bürgermeister ein gutes Netzwerk. Er muss wissen, wo man was fragen kann, denn es ist unmöglich, sofort in allen Angelegenheiten zu 100 Prozent Bescheid zu wissen. Besonders wichtig ist eine offene Informationspolitik. Der Bürger möchte wissen, was in seiner Gemeinde los ist. Und das ist gut so.

Wie würden Sie ihr Verhältnis zu den Dormettingern beschreiben?

Ich habe viele Bürger als liebenswerte Menschen kennengelernt, die sich um ihre Gemeinde bemühen und bereit sind, sich für diese einzusetzen. Dies zeigen sie im Verein und in Projekten der Gemeinde. Aktuell hat sich eine Elterninitiative gebildet, die den Spielplatz vor der Schule aufwerten möchte. Über solche Projekte freue ich mich. Aber auch die Verantwortlichen im Arbeitskreis Freizeit und Kultur sind seit Jahren bereit, in ihrer Freizeit ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. Genauso ist die Arbeit im Netzwerk Sonne und in der Kirchengemeinde unbezahlbar. In Dormettingen wird eine gute Vereinsarbeit geleistet. Letztlich ist dies nur möglich, weil es gelungen ist, alle wichtigen Positionen mit engagierten Personen zu besetzen. Dass alle diese Menschen aus meiner Sicht gerne mit mir zusammenarbeiten, motiviert mich immer wieder neu.

Was zeichnet die Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und Gemeinderat in Dormettingen aus?

Alle Gemeinderäte in Dormettingen zeigen eine hohe Einsatzbereitschaft. Dies ermöglicht eine intensive und offene Kommunikation auch zwischen den Sitzungen. Somit sind sie in allen Sachthemen nahezu immer voll umfänglich informiert. Dies erleichtert die Arbeit im Gremium ganz erheblich. Außerdem spürt man, dass alle Räte untereinander und zum Bürgermeister großes Vertrauen haben. Dies kann und darf man nicht voraussetzen. Für Dormettingen und für mich ist dies ein Glücksfall, denn unter solchen Voraussetzungen kann eine effektive und gute Gemeinderatsarbeit geleistet werden.

Welche Bedeutung hat das SchieferErlebnis für die Gemeinde?

Mit dem SchieferErlebnis wurde gezeigt, dass der Ölschieferabbau nicht nur Nachteile für die Gemeinde mit sich bringen muss. Das Ensemble mit Klopfplatz, Spielplatz, See, Restaurant, Open-Air-Gelände und dem Erinnerungspfad bietet für Dormettingen und die Region einen ganz erheblichen Mehrwert. Gleichzeitig ist die Attraktivität der Gemeinde deutlich gestiegen. Besonders freue ich mich, dass es mit dem Elements-Festival gelungen ist, auch für die Jugend etwas Außergewöhnliches zu etablieren. Es wurde etwas Einzigartiges geschaffen, das die Wertigkeit der Gemeinde in der Region noch einmal deutlich unterstreicht. Gleichzeitig wurde unter Beweis gestellt, dass eine gute Zusammenarbeit mit Holcim möglich ist. Ich bin überzeugt, dass wir neben allen Belastungen durch den Schieferabbau in einem kritischen, aber konstruktiven Dialog mit Holcim auch in Zukunft wichtige positive Entwicklungen für die Gemeinde in die Wege leiten können.

Was ist nötig, damit Dormettingen auch künftig attraktiv für junge Familien bleibt?

Zunächst müssen einige Rahmenbedingungen stimmen: attraktives Bauland zu bezahlbaren Preisen, Kindergartenplätze mit bedarfsgerechten Öffnungszeiten und bezahlbaren Elternbeiträgen, eine ausreichende Anzahl an Mietwohnungen und attraktive Arbeitsplätze. In allen diesen Punkten ist Dormettingen gut aufgestellt und wird weiter um Verbesserungen bemüht sein. Daneben sind es aber gerade die weichen Faktoren, die darüber entscheiden, ob junge Familien am Ort bleiben oder hier eine neue Heimat finden. Sie müssen sich in der Gemeinde wohl fühlen, eine Heimatidentität entwickeln und sich in Vereinen und der Dorfgemeinschaft verwurzelt fühlen. Dies ist eine schwierige und ständige Aufgabe, die oft nur im Ansatz gelingt. Um die Abwanderung auszugleichen, müssen wir bereit sein, Neubürger ins Gemeindeleben zu integrieren. Aus vielen Rückmeldungen spüre ich, dass dieser Prozess voll im Gange ist.

Stichwort Umgehungsstraße: Halten Sie diese für realisierbar? Wenn ja, in welchem Zeitrahmen?

Schon seit über 20 Jahren bemüht sich Dormettingen um eine Umgehungsstraße. Da es sich um eine Kreisstraße handelt, liegt die Entscheidung zum Bau aber nur zu einem Teil bei der Gemeinde. Um das Projekt voranzubringen, hat der Gemeinderat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben bei der mehrere Varianten auf ihre Umsetzbarkeit und Kosten hin untersucht werden. Diese wird in wenigen Wochen vorliegen. Danach sind konkrete Aussagen möglich. Dann wird auch die Öffentlichkeit informiert. Noch bin ich vorsichtig mit Aussagen zu einem Projekt, auf das die Gemeinde nur bedingt Einfluss hat. Allerdings hat die Gemeinde schon viel Zeit in diese Aufgabe investiert. Deshalb hoffe ich darauf, in einem Dialog mit der Bevölkerung und den Entscheidungsträgern voranzukommen. Die Jahre 2017 und 2018 werden von großer Bedeutung sein. Es müssen nun wichtige Weichenstellungen erfolgen, ohne die eine Umsetzung noch schwieriger werden würde.

Ihre erste Amtszeit endet in wenigen Monaten. Wie fühlen Sie sich?

Es ist eine besondere Situation. Wahrscheinlich fühlt sich jemand, der einen Zeitarbeitsvertrag hat, sich an seinem Platz wohl fühlt und gerne bleiben würde, ganz ähnlich. Er weiß, in Kürze wird die Betriebsleitung eine Entscheidung fällen, die sein Leben beeinflussen wird. Allerdings hat man als Bürgermeister nicht nur einen Chef, den man überzeugen muss, sondern eine ganze Gemeinde. Dabei ist mir klar, dass eine Wiederwahl nicht von einem Moment auf den anderen entschieden wird, sondern vielmehr das bisher Geleistete und die dabei vermittelte Zukunftsperspektive von Bedeutung sein werden.

Was hat Sie motiviert, erneut zu kandidieren?

Ich habe meine Arbeit in Dormettingen vom ersten Tag an gerne gemacht, versucht die Gemeinde voranzubringen, ein offener Ansprechpartner für jeden zu sein und jede anstehende Arbeit zeitnah anzugehen. Dies ist mir leicht gefallen, weil ich von allen Seiten jede denkbare Unterstützung erhalten habe. Nun hoffe ich darauf, dass meine Gemeinde dies auch so sieht, und ich noch einmal einen "Zeitvertrag" über acht Jahre bekomme, in denen ich mich für Dormettingen und alle Bürger einsetzen darf.