Solarcomplex legt Daten offen. Foto: Vollmer

Solarcomplex legt Daten offen. Blick auf bestehende Anlage greife zu kurz.

Donaueschingen - In der politisch eingeleiteten Energiewende setzen Bundes- und Landesregierung auf regenerative Energien und somit auch auf die Windkraft. Viele Windräder sind von der Nordsee bis an die Schweizer Grenze inzwischen entstanden.

Und mit der wachsenden Zahl ist auch die Zahl der Zweifler und Gegner deutlich gewachsen. Ihr Argument: Windenergie ist nicht gleichmäßig vorhanden, nicht selten gar nicht. Konventionell betriebene Kraftwerke müssten als Ausgleich parallel betrieben werden, weil es an Speicherkapazitäten für Windstrom fehle. Entsprechend hat sich auch zum Baaremer Windkraftprojekt die Gegnerschaft positioniert.

Neben einer Bedrohung der geschützten Milan- oder Fledermauspopulationen wird jetzt durch eine Abholzung des Waldes nun auch eine Beeinträchtigung der Wasserversorgung in diesem Bereich prophezeit (siehe unten). In einem Widerspruch zur Immissionsrechtlichen Genehmigung, die derzeit noch mit Auflagen an die Investoren verbunden ist, werden sogar die für die Baugenehmigung erforderlichen Windmessungen angezweifelt. Dem widerspricht die Solarcomplex AG, die neben der Münchener Green City Energy (fünf Anlagen), hier acht Schwachwindanlagen bauen möchte.

Solarcomplex verweist auf umfassende Windmessungen im Projektgebiet: "Wir haben zwölf Monate am Standort mit Lidar-Geräten gemessen. Auf Basis dieser Daten haben wir von zertifizierten Instituten nach den aktuell geltenden Richtlinien Wind- und Ertragsgutachten erstellen lassen. Diese zeigen, dass das Projekt auf jeden Fall wirtschaftlich betrieben werden kann", erklärt das Singener Bürgerunternehmen.

Behauptungen der Windkraftgegener, es habe nur kurzfristige Messzeiträume gegeben, weist Vorstand Bene Müller klar zurück: "Unsere Messtechnik war für jeden sichtbar von Mai 2015 bis Mai 2016 auf der Länge im Einsatz." Für den gesamten Zeitraum seien alle im Zehn-Minuten-Rhythmus erhobenen Messdaten dokumentiert. Eine Zwölfmonatsmessung gelte als komfortable Basis für ein Windgutachten. Dabei setze Solarcomplex ausschließlich das Windcube V2 ein. "Das ist die neueste Version, die derzeit auf dem Markt ist. Alle unsere Lidar-Geräte werden exakt nach Herstellererfordernis gewartet und durch Verifikationstests geprüft", betont Bene Müller und widerspricht den Gegnern, die in ihrem Widerspruch den Einsatz von überholter Technik angedeutet haben.

Solarcomplex führe auch im Auftrag anderer namhafter Firmen der Energiebranche Windmessungen durch, die von allen Gutachtern anerkannt seien.

Lidar-Geräte nutzen Laser, um Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen zu ermitteln. Starkwindereignisse bilden sich ebenfalls in der Messung ab.

Für eine Bewertung der Windhöffigkeit eines Standorts werden von Gutachtern deshalb meteorologische Langzeitdaten aus den zurückliegenden 20 bis 30 Jahren hinzugezogen und soweit vorhanden auch Ertragsdaten bereits bestehender Anlagen. "Dies war auch auf der Länge der Fall" meint Müller.

Vom bestehenden 90–Meter-Windrad auf den Ertrag der geplanten Windparks zu spekulieren, wie es die Fürstenberger Windkraftgegner in ihrem beim Landratsamt eingereichten Widerspruch getan haben, greife deutlich zu kurz, stellt Solarcomplex klar. Ebenso mache es keinen Sinn, die Windenergietechnologie von vor 15 Jahren mit der heutigen gleichzusetzen.

Auf der Länge sollen Schwachwindanlagen der neuesten Generation gebaut werden. "Sie sind technisch exakt auf die Windsituation vor Ort angepasst. Windparks mit vergleichbaren Anlagen liefern auch in Baden-Württemberg nachweisbar gute Erträge, so zum Beispiel der Bürgerwindpark Großer Wald oder der Windpark Prechtaler Schanze", meint der Solarcomplex-Geschäftsführer.

Zweckverband Wasserversorgung

Der Zweckverband Wasserversorgung Unteres Aitrachtal versorgt die Gemeinden Geisingen, Immendingen und Emmingen-Liptingen komplett mit Wasser aus der Region. Von der Stadt Engen wird der Stadtteil Biesendorf und von der Stadt Tuttlingen die Bereiche Möhringen und Obere Höfe mit Wasser versorgt.

Im Februar 2016 wurde die Bevölkerung über die Fortsetzung der 2010 gestarteten, dann aber ins Stocken geratenen Erweiterung der Trinkwasserschutzzonen für die Tiefbrunnen im Aitrachtal informiert. Mit einem Mehrfachen der bisherigen Fläche wird das neue Schutzgebiet eine Ausdehnung von 50 Quadratkilometern haben und sich auf Teile der Gemarkungen der Städte Blumberg, Engen, Tengen und Geisingen somit auch Aulfingen und Leipferdingen erstrecken.

In ihrem Schreiben an das Regierungspräsidium mit dem Briefkopf der Bürgerinitiative zum Schutze des Hochschwarzwalds äußern Scherer und Schroff ihre Bedenken. Donaueschingens Stadtbaumeister und auch Umweltberater Gerhard Bronner hätten im Flächennutzungsplan 2020, der als Grundlage für die Ausweisung von Windkraftstandorten notwendig ist, im Feststellungsbeschluss vom 18. Juni 2013 angegeben, "dass in Bezug auf das Schutzgut Wasser beim Grundwasser hinsichtlich Stoffimmissionen kein Konfliktpotenzial gegeben sei, da es sich um kein Wasserschutzgebiet handle". Die Geisinger Pläne seien da aber schon bekannt gewesen. "Von diesen Plänen haben wir nichts gewusst und von Seiten Geisingens gab es es bei der öffentlichen Anhörung keine Einwände", sagte Umweltberater Gerhard Bronner gestern dazu.

Die Mehrzahl der Windräder würde im erweiterten Wasserschutzgebiet liegen, heißt es weiter. Die Rodung von 17 Hektar Wald werde schwerwiegende Folgen für den Wasserhaushalt des Waldbodens und den Grundwasserspiegel haben.

Der Bau der 13 Anlagen mit zirka 4550 Schwerlastwagentransporten, der Unterhalt mit je rund 5000 Liter Ölen und Schmierstoffen pro Anlage und Ölwechsel sowie nicht auszuschließende Havarien würden unkalkulierbare Risiken für das Grundwasser bergen, befürchten die Gegner.