Nicht aus der Stadt wegzudenken ist die Stadtbibliothek, die so einiges auf die Beine stellt. Gut 130 Besucher wollten 2016 zum Beispiel Buchautorin Carola Thimm (rechts) kennenlernen. Sie hatte fünf Jahre im Wachkoma gelegen und darüber ein Buch geschrieben. Ihre Lesung lockte viele Interessierte. Archivfoto: Beathalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommune: Weshalb Bücherei, Musik- und Kunstschule wichtig sind / Gelebte Integration und Inklusion

Im Schwarzwald-Baar-Kreis herrscht nahezu Vollbeschäftigung, in den Betrieben der Region ist der Kampf um Fachkräfte längst entbrannt. Wie kann eine Stadt ihren heimischen Unternehmen helfen? Indem sie die harten und weichen Standortfaktoren fördert.

Donaueschingen (hon). Nun gehören die wichtigen harten Standortfaktoren (zum Beispiel Verkehrsanbindung, Flächenangebot oder lokale Steuern und Abgaben) zum Standard. Und genau deswegen werden die weichen Standortfaktoren immer bedeutender. Sie sind nicht überall gegeben und bieten zusätzlichen Luxus, der beispielsweise dabei helfen kann, hochqualifizierte Mitarbeiter anzuwerben. In Donaueschingen sind das vor allem diese drei Einrichtungen, die nicht im Pflichtenheft einer Kommune stehen: die Stadtbibliothek sowie die Kunstschule und die Musikschule, die seit ein paar Jahren eine organisatorsche Einheit bilden. Die Einrichtungen haben eines gemeinsam: Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten rechnen sie sich nicht, aber sie zahlen sich aus.

Stadtbibliothek

Seit 1976 leistet sich Donaueschingen eine Stadtbibliothek, die zunächst an der Max-Egon-Straße ihren Standort hatte. Ende 1987 erfolgte der Umzug in den damaligen Neubau an der Karlstraße. Über 61 000 Besucher zählte die Einrichtung im vergangenen Jahr, knapp 4000 mehr als 2015. Zu den Gästen zählen längst nicht nur die Medien-Ausleiher, die Stadtbibliothek war im vergangenen Jahr auch Veranstaltungsort von 89 Vorträgen, Führungen, Autorenlesungen, Theateraufführungen und Lesestunden. Das Team um Bibliotheks-Chefin Christiane Lange hat knapp 148 000 Medien an 2240 Leser ausgeliehen, darunter 532 Kinder und Erwachsene, die sich neu angemeldet haben. Jedes Medium wird im Durchschnitt fünffach umgesetzt, davon Printmedien vierfach, DVDs zehnfach und CDs siebenfach. Analoge und digitale Medien (CDs, DVDs, PC-Spiele und MCs) machen 25 Prozent des Bestandes aus und erzielen 39 Prozent der Ausleihen – auch bedingt durch die kürzere Leifrist. Kinder- und Jugendbücher verbuchen 28 Prozent der Gesamtausleihe, Romane 13 Prozent und Sachbücher zehn Prozent.

Frauen scheinen mehr Spaß an Bildung zu haben als Männer: 65 Prozent der Leser sind weiblich. Unter den aktiven Lesern waren 2016 immerhin 153 Asylbewerber. Mehr als 500 zwei- und fremdsprachige Medien in 19 Sprachen unterstützen die Integrationsarbeit. "Somit wird die Stadtbibliothek ihrem Anspruch gerecht, ein sozialer und nicht-kommerzieller Treffpunkt mit vielfältigen Angeboten für Bürger jeden Alters und jeder Herkunft zu sein", so Christiane Lange.

Kunstschule

Andreas Bordel-Vodde, der Leiter der Kunstschule, bilanziert das vergangene Jahr als das erfolgreichste seit Gründung der Einrichtung im Jahr 1989. Damals wurde noch von der Jugendkunstschule gesprochen. Bordel-Vodde zählte 2016 264 Teilnehmer, so viele wie noch nie. Dauerbrenner in seinem Angebot sind die Kurse Ballett, "Offenes Atelier Freies Malen" und das Mal- und Zeichenatelier. Außerdem hat sich die Kunstschule im Ganztagsunterricht der Erich-Kästner-Schule und der Eichendorffschule eingebracht.

Höhepunkt war für Bordel-Vodde, dass die Kunstschule beim inklusiven Musical "Das Lied vom Glücklichsein" mit Jugendlichen der Karl-Wacker-Schule teilgenommen hat. Der Kunstschul-Leiter hebt in seinem Jahresbericht auch die Angebote für geflüchtete Jugendliche hervor. Für Ende des Jahres kündigt er eine Ausstellung im Turm der Stadtbibliothek an.

Musikschule

Katrin Bleier weist in ihrem Bericht für den Gemeinderat 1413 Musikschüler im Jahr 2016 aus, die weitaus meisten darunter sind Kinder und Jugendliche, doch auch Erwachsene werden in der Einrichtung wieder zu Lernenden. Zum Vergleich: Bei ihrer Gründung 1965 begann die Einrichtung mit rund 40 Schülern. Besonders beliebt ist die Musikalische Früherziehung. Am meisten nachgefragt sind die Kurse für Blasinstrument, es folgen Tasteninstrument, Zupfinstrumente und Schlaginstrumente. Die Musikschule ist wichtiger Kooperationspartner, und zwar für Kindergärten, Schulen und die vielen Musikvereine in Donaueschingen und den Ortsteilen. Und was wären öffentliche Veranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt oder das Donauquellfest ohne die Auftritte der Ensembles der Musikschule? 49 Lehrkräfte bringen den Donaueschingern die Flötentöne bei, darunter 15 Festangestellte.

Unter den neuen Angeboten waren in diesem Jahr zum Beispiel die Akkordeon-Orientierungskurse in der Grundschule Bräunlingen oder die Veeh-Harfe-Kurse im Altenheim St. Michael und in der Musikschule.

Der Gemeinderat hat die Gebühren der Kunst- und Musikschule für das Schuljahr 2017/2018 sanft angehoben. Sie steigen um 0,8 Prozent, das entspricht dem Preisindex.