Tobias Scheffel informiert die Zuhörer über den Beruf des Übersetzers. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Tobias Scheffel spricht über den Beruf des Übersetzers

Donaueschingen (wm). Nur wenige, aber sehr interessierte Zuhörer waren der Einladung von Stadtbücherei und Volkshochschule gefolgt zu einem Werkstattgespräch mit Tobias Scheffel mit dem Thema "Die Kunst des Übersetzens".

Scheffel hat Französisch studiert und ist seit 18 Jahren als Übersetzer französischer Bücher tätig. Sein Anliegen sei, die Bedeutung des Übersetzens für die Literatur bewusst zu machen. Immerhin seien zwei Drittel aller Bücher Übersetzungen. An Textbeispielen aus einem Roman und der Übersetzung erklärte er, dass es nicht genügt lediglich zu einem Wort aus der einen Sprache das entsprechende aus der anderen zu finden, sondern das Gesamtwerk müsse in die andere Sprache übertragen werden. Alle Gedanken des Autors müssten in der Übersetzung erhalten bleiben. Nicht nur Wörter sondern auch Situationen, Ereignisse, Stimmungen, Eigenschaften von Personen und Erlebisse und so weiter müssten übertragen werden. Im Idealfall solle der Leser der Übersetzung das Gleiche erleben wie der Leser des Originals. Dies erfordere oft intensives Nachdenken.

Zu berücksichtigen sei, dass Wörter und Redewendungen in einer Sprache nicht die gleiche Bedeutung haben sie in der anderen. Als Beispiel nannte er, dass in dem vorliegenden Text das französische Wort "Ballon" nicht mit dem gleich lautenden deutschen sondern mit "Zeppelin" zu übersetzen war. Die Zuhörer stellten zahlreiche interessierte Fragen, die ausführlich beantwortet wurden.

So erklärte Scheffel, dass er für ein Buch mit 600 Seiten zwei bis drei Monate benötige. Aufträge erhalte der Übersetzer in der Regel durch die Verlage, es sei aber auch möglich selbst Vorschläge einzureichen. Da sich das Honorar nicht nach Arbeitszeit sondern nach Textmenge richte, müsse man den Spagat meistern zwischen präzisem und rationellem Arbeiten.

Zu Frage nach dem Einstieg in den Beruf erklärte er, dass es heute außerordentlich schwierig sei, da es keine spezielle Ausbildung mit Abschluss gebe, mit der man sich bewerben könne. Möglich sei es, Probetexte an Verlage zu schicken, in der Hoffnung, einen Auftrag zu bekommen.