Colonel Pellabeuf, Henri Saragueta und Colonel Breda (von links) enthüllen die Gedenktafel für das 110. Infanterieregiment am Eingang der Kaserne im Hindenburgring. Foto: W. Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Wiege der deutsch-französischen Freundschaft steht in Donaueschingen / Gedenktafel enthüllt und Festakt

Donaueschingen (wm). Die Deutsch-Französisch-Gesellschaft kann auf 50 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Mit einem Festakt wurde dieses Jubiläum gestern unter Beteiligung der Polit-Prominenz jeglicher Couleur aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis im Öschberghof gefeiert.

Bereits am Vormittag war für das 110. Infanterieregiment, das bis vor einem Jahr noch in Donaueschingen stationiert war, eine Gedenktafel in der Hindenburg-Kaserne enthüllt worden. Henri Saragueta, ehemaliger Offizier und Vorsitzender des Freundeskreises der Ehemaligen der Garnison Donaueschingen hat diese durch Spenden der Mitglieder finanzierte Tafel anfertigen lassen. Sie wurde am Eingang der Kaserne am Hindenburgring eingeweiht.

Zahlreiche Bürger und Vertreter der Stadt und der Bundeswehr darunter Oberbürgermeister Erik Pauly, der stellvertretende Leiter des Polizeireviers Hauptkommissar Josef Remlinger, Major Christian Platz und die Colonels Pellabeuf und Breda.

Bevölkerung leidet unter Vergewaltigungen und anderen Schikanen der Kolonialsoldaten

Saragueta erinnerte in seiner Ansprache an die Zeit als die Franzosen als Besatzer nach Donaueschingen kamen. Die Bevölkerung hatte nicht nur unter Hunger und Kälte zu leiden, sondern auch unter Vergewaltigungen und anderen Schikanen durch die damaligen Kolonialsoldaten. Dies habe sich geändert als 1964 das Regiment einzog und sich die freundschaftlichen Kontakte zwischen Soldaten und Bevölkerung entwickelten.

Auch Oberbürgermeister Erik Pauly erinnerte an die Geschichte. Donaueschingen sei seit 1913 Garnisonsstadt. Die Kaserne habe man gebaut, um für den Krieg gegen Frankreich zu rüsten. Um so glücklicher müsse man sein, dass aus Feinden Freunde geworden seien.

Mit der Enthüllung der Gedenktafel werde gezeigt, dass das Regiment in guter Erinnerung und mit Donaueschingen verbunden bleibe. Man werde die guten Kontakte niemals abreißen lassen.

Der Präsident der DFG, Franz Mayer, und der frühere Vizepräsident Uwe Hecht konnten dann am Abend zahlreiche Gäste im Öschberghof begrüßen. Unter ihnen auch den Vertreter des französischen Botschafters in Deutschland, Generalkonsul Nicolas Eybalin, der Grüße von General Rudkewitz überbrachte, dem Kommandeur der deutsch-französischen Brigade in Müllheim. Der Trompeter Walter Scholz und Michael Kunz an der Wersi-Orgel umrahmten die Feier musikalisch.

Mayer hob die akribisch und lückenlos erarbeitete Zusammenstellung von historischen Daten zu einer Festschrift hervor, für die Beiratsmitglied Hans Kech als Chronist verantwortlich zeichnete. Sie dokumentiere die Gründung der DFG in allen Facetten von dem Punkt an, als im Jahr 1964 die ersten Soldaten des 110. Infanterie-Regimentes nach Donaueschingen kamen. Nicht mehr als Besatzer, sondern als Freunde.

Demnach sei mit der Gründung ebenso der als "Baaremer Poet" bekannte Schriftsteller Max Rieple verbunden. Mit seinen Frankreichbüchern und als Übersetzer französischer Lyrik erwies er sich als tiefer Sympathisant der Nachbarn jenseits des Rheins. In seinem Freundeskreis entwickelte er die Idee zur Gründung der DFG. So kam es am 23. April 1965 im Hotel Hirschen zur Gründungsversammlung. 68 deutsche und 62 französische Mitglieder wurden damals in die Listen eingetragen. Darunter auch Erbprinz Joachim zu Fürstenberg, der frühere Landrat Lienhard, Colonel Barthelemy und Bürgermeister Robert Schrempp.

Mit Gouverneur André Noël lebt ein freundschaftliches Verhältnis auf

Intensive Kontakte wurden im Rahmen der Städtepartnerschaft zu Saverne geknüpft. In die Amtszeit der Präsidentin Margot Gleichauf fiel das 25- jährige Bestehen und die Präsidentin erhielt für ihre Verdienste die französische Ehrennadel. Von Krisen sei auch die DFG nicht verschont geblieben. So trat der Präsident Karl-Heinz Hahn, der 1991 gewählt wurde und zahlreiche traditionelle Aktivitäten mit neuen Ideen verbunden hatte, überraschend zurück und Vizepräsidentin Charlotte Everke hatte mit ihrer französischen Kollegin Marc Christi die DFG gut zwei Jahre kommissarisch führen müssen. Charlotte Everke erklärte in ihrer Abschiedsrede die Ziele der DFG, die sie für wichtig hält: "Persönliches Kennlernen, Vermittlung der Kultur und der Sprache des anderen".

DFG-Präsident Mayer erinnerte gestern daran, dass wenige Monate nach der Besetzung im Jahr 1945 ein "besonderer Mensch als französische Gouverneur" nach Donaueschingen gekommen sei: André Noël. Er habe die bis dato schweren Strafen und Übergriffe auf die deutsche Bevölkerung reduziert. Mit dem Ergebnis, dass in Donaueschingen ein freundschaftliches Verhältnis auflebte: die deutsch-französische Freundschaft begann damit in Donaueschingen, so Mayer. André Noël wurde bereits 1948 nach Konstanz versetzt, setzte sich aber danach für die deutsch-französische Verständigung ein, noch im gleichen Jahr sei in Konstanz die erste DFG nach dem Krieg gegründet worden. "Für ihn war es auch stets eine Selbstverständlichkeit, von Paris nach Donaueschingen zu fahren um bei der Gründung der DFG 1965 dabei zu sein", betonte Mayer, der an diesem Abend auch Noëls Tochter Danièle Noël-Roux, begrüßen konnte. Nicht außer Acht ließ er aber auch, dass 1945 die Franzosen Angst, Hass und Wut begünstigt und Marokkaner insbesondere Frauen in Aasen viel Leid zugefügt hätten.