Die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaften im Bogensport für Menschen mit Behinderung laufen auf Hochtouren. Nun steht fest, dass auch blinde Sportler im Donaueschinger Schlosspark antreten werden. Foto: Karmann

Weltmeisterschaft der behinderten Sportler im Schlosspark. Auch Blinde gehen an den Start.

Donaueschingen - Was ist beim Bogenschießen wichtig? Eine ruhige Hand und ein gutes Zielvermögen. Doch um ins Schwarze zu treffen, braucht der Sportler nicht unbedingt seine Augen. Denn auch blinde Menschen können durchaus im Bogensport aktiv sein.

Dass auch ganz ohne Sehkraft trotzdem der Pfeil seinen Weg ins Ziel finden kann, kann bei den Weltmeisterschaften im Bogensport für Menschen mit Behinderung, die vom 23. Juli bis zum 30. Juli im Donaueschinger Schlosspark stattfinden, beobachtet werden.

"Wir haben mittlerweile genügend Anmeldungen, dass wir auf jeden Fall auch diese Kategorie ausschreiben können", freut sich Cheforganisator Jürgen Löchelt. Selbstverständlich war das lange Zeit nicht. Bei der Weltmeisterschaft 2011 in Turin gingen drei Sportler in dieser Disziplin an den Start. Laut Internationale Olympische Komitee zu wenig, um auch wirklich einen sportlichen Wettkampf austragen zu können. Deshalb wurde die Kategorie für Sehbehinderte aus dem Programm genommen.

Doch in einzelnen Mitgliedsländer wurde der Bogensport für blinde Schützen propagiert, zumal es auch Bestrebungen gibt, das Bogenschießen für Erblindete in die Reha-Maßnahmen zu integrieren. So meldeten sich immer mehr Sportler, die in Donaueschingen starten wollten. Allein England hat mehr Starter zusammenbekommen, als in Turin letztendlich angetreten waren.

Auch die USA und Italien sind stark vertreten, so dass aktuell 15 Anmeldungen vorliegen und der Weltverband entschieden hat, dass nun doch eine Weltmeisterschaft für Blinde und Menschen mit Sehbehinderung stattfinden kann, so dass nun die offizielle Ausschreibung folgen wird. "Wir sind stolz. Nicht nur vom Weltverband, sondern auch vom Organstationsteam, weil das zeigt, dass wenn man den Sportlern die entsprechenden Möglichkeiten bietet, diese auch angenommen werden", sagt Löchelt. Doch wie genau funktioniert es nun, dass Blinde zielen können? Jeder Sportler steht auf einem Gerüst, dass er immer wieder dieselbe Schießposition einnehmen kann. Fürs Zielen gibt es eine seitliche Anlage, die verstellbar ist und die als Visierkorn dient. Ein Betreuer sagt dem Bogenschützen an, wo seine Pfeile ankommen und dieser korrigiert dann selbstständig seine Schussposition. Eines ist hier enorm wichtig: ein ausgeprägtes Körpergefühl, denn schon eine Verlagerung des Körpergewichtes um wenige Millimeter kann große Auswirkungen haben.

Damit die sehbehinderten Sportler auch in Donaueschingen starten können, wird mit dem Universitätsklinikum in Freiburg zusammengearbeitet. Denn die Sportler müssen im Vorfeld untersucht werden, damit der Grad ihrer Sehnbehinderung auch eindeutig feststeht. So wird es voraussichtlich drei Kategorien angetreten: eine für ganz blinde Sportler und zwei, die mit den unterschiedlichen Graden der Sehbehinderung gebildet werden. Während beispielsweise bei einem Querschnittsgelähmten oder bei einer Amputation die Behinderung einfacher zu erkennen ist, bedarf es bei den Augenuntersuchungen spezielle Geräte. Und das war nicht ganz leicht, jemanden zu finden. "Der Weltverband schreibt bestimmte Testvoraussetzungen vor", erklärt Löchelt. Mit diesen Geräten seien nun mal nicht viele ausgerüstet. "Als wir die Uni-Klinik in Freiburg angesprochen haben, haben wir offene Türen eingerannt und dort war man sofort bereit, uns zu helfen", so der Cheforganisator. Und so werden die sehbehinderten Sportler gemeinsam mit ihrem Betreuerteam nach Freiburg fahren, wo sie von speziell geschulten Ärzten untersucht werden, bevor sie dann bei der Weltmeisterschaft starten.

Info: Weltmeisterschaft

Die Weltmeisterschaften im Bogensport für Menschen mit Behinderung finden vom 23. Juli bis zum 30. Juli im Donaueschinger Schlosspark statt. Rund 300 Spitzensportler werden sich dort dann messen. Dabei geht es nicht nur um einen Platz auf dem Siegerpodest, sondern auch um eine Fahrkarte für Paralympics 2016 in Rio de Janeiro.

Gelände: Der Schlosspark wird in diesem Jahr nicht nur das Reitturnier beherbergen. Auch für die Weltmeisterschaften im Bogensport für Menschen mit Behinderung bietet das Gelände hervorragende Bedingungen. Direkt im Stadion können 30 Zielscheiben gestellt werden. Wichtig war die Nord-Süd-Ausrichtung der Anlage, da diese vom Weltverband aufgrund des Sonnenstandes vorgeschrieben wird. Der Nebenplatz und das Trainingsfeld werden hinter der Tribüne zu finden sein, wo nochmals 30 Zielscheiben aufgebaut werden.

Programm: Das genaue Programm steht noch nicht fest. Erst nach Meldeschluss Ende Mai, wenn die endgültigen Meldungen aus allen Nationen eingegangen sind und damit dann die Teilnehmerzahlen feststehen, kann das detaillierte Wettkampfprogramm entwickelt werden. Der 21. und 22. Juli sind für die Ankunft der Teilnehmer reserviert, wobei einzelne Nationen schon angekündigt haben, dass sie früher kommen, um sich besser akklimatisieren zu können. Am Sonntag, 23. Juli, soll dann das erste offizielle Training und die Eröffnungsfeier stattfinden. Vom Montag, 24. Juli, bis zum Freitag, 28. Juli, sind dann die Qualifikationswettkämpfe geplant. Am Samstag, 29. Juli, wird dann das Finale im Compound-Bogen stattfinden und einen Tag später das Finale im Recurve-Bogen. Außerdem ist auch für den Sonntag die Schlussfeier geplant.

Rahmenprogramm: Rund um die sportlichen Wettkämpfe soll in Donaueschingen auch ein attraktives Rahmenprogramm angeboten werden. Sowohl für die erwachsenen Besucher der WM als auch für die Kinder haben sich die Organisatoren allerhand einfallen lassen.