Konversion: Stadtviertel Am Buchberg wird vermarktet / Gemeinderäte noch uneins über Schwerpunkte

Wer in Donaueschingen eine Wohnung oder ein Haus sucht, der hat es nicht leicht: Der Markt ist leer gefegt und viel Wohnraum wechselt den Besitzer oder Mieter über persönliche Kontakte.

Donaueschingen (jak). Was offiziell angeboten wird, hat entweder sehr wenig oder sehr viel Quadratmeter. Im mittleren Segment gibt es kaum etwas. Ähnliches hat auch die Wohnungsmarktanalyse aus dem Jahr 2015 ergeben: Empfohlen wird die Förderung spezieller Wohnformen für die älter werdende Bevölkerung und die Ausweitung des Angebotes an Mietwohnungen, insbesondere für junge Ein- und Zweipersonen-Haushalte.

Kommunalpolitiker ziehen ganz unterschiedliche Schlüsse

Doch die Schlüsse, die die Gemeinderäte für das neue Stadtviertel "Am Buchberg" ziehen, sind recht unterschiedlich. Sozialer Wohnungsbau? Nachhaltigkeit? Oder doch das Gebiet unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten vermarkten?

So fordert SPD-Fraktionssprecher Wolfgang Karrer, dass für den Bieterprozess mit den Investoren ganz klar festgeschrieben wird, was die Stadt auf dem Gebiet will. "Kein Investor baut freiwillig sozialen oder billigen Wohnungsbau." Würde in "Am Buchberg" nicht solcher Wohnraum realisiert, dann hätte das Ausschlag auf das Preisgefüge der Stadt. Beim Konversionsgelände sollte darauf geachtet werden, welche Gruppen die Stadt bedienen möchte. "Die Wohnungsmarktanalyse hat ergeben, dass wir ein Mangel bei den Zuzügen der 30- bis 40-Jährigen haben, und die bekommen wir nur mit preisgünstigem Wohnraum."

Auch Grünen-Stadtrat Michael Blaurock schloss sich Karrer an: "Wir haben immer gesagt, dass wir auch auf billigen Wohnraum achten werden." Eine Durchmischung des neuen Stadtviertels sei wichtig. Was Blaurock komplett vermisst. Auf der Informationsfahrt in andere Konversionsgemeinden begeisterte ihn in Tübingen ein Projekt: Private Bietergemeinschaften hätten dort Immobilien ersteigern können und gemeinsam das Gebäude wieder mit neuem Glanz versehen. "Ich habe immer davon geträumt, dass wir hier auch so etwas machen", so Blaurock. Doch private Bieter hätten im Bieterverfahren kaum eine Chance gegen die Professionalität von Investoren.

CDU-Fraktionssprecher Konrad Hall hingegen möchte den Schwerpunkt in diesem Bereich auf nachhaltiges Bauen legen. "Sozialen Wohnungsbau haben wir dort oben ja schon, aber wir möchten ja eine Durchmischung erreichen." Und so sollten Investoren bei ihren Konzepten eher Pluspunkte für die Nachhaltigkeit, anstatt für sozialen Wohnungsbau erhalten. Jedoch: Nachhaltigkeit bedeute nicht gleich teuer, sondern es wirke sich positiv auf die Betriebskosten der Wohnung aus: "Heutzutage sind die Nebenkosten oft teurer als die Miete", so Hall.

GUB-Fraktionssprecherin Claudia Jarsumbek wollte hingegen gar nicht erst in Schubladen denken. "Wir sollten alles im Blick behalten. Nachhaltig und sozial muss sich nicht ausschließen", sagt Jarsumbek. Wichtig sei, dass der Schwerpunkt auf familienfreundliches und generationengerechtes Wohnen gelegt werde.

FDP-Stadtrat Bertolt Wagner eröffnete ein ganz neues Thema: Wenn schon für die Bauplätze für die Einfamilienhäuser so viel Nachfrage vorhanden wäre, sollte man diese doch versteigern, anstatt sie zu verlosen. "In Bereichen, wo es sinnvoll ist, sollten wir auch wirtschaftlich denken", so Wagner, der damit aber nicht gerade auf positive Reaktionen bei seinen Gemeinderatskollegen stieß: "Das ist nicht das, was uns vorschwebt", sagte beispielsweise Claudia Jarsumbek. Und Oberbürgermeister Erik Pauly schloss sich an: "Die Donaueschinger Grundstückspolitik hat immer Wert auf moderate Preise gelegt. Wir werden beim Preis also nicht ans obere Limit des Möglichen gehen."

Gestern hat die Stadtverwaltung den Kaufpreis für den nördlichen Bereich überwiesen. "Rückwirkend null Uhr sind wir Besitzer von 4,3 Hektar", sagt Stadtbaumeister Heinz Bunse. Dort soll auch zum Jahreswechsel mit den Abbrucharbeiten und der Erschließung begonnen werden. Ende des Jahres soll auch der Architektenwettbewerb für die Kindertagesstätte beendet werden. Die Planung ist für 2018 vorgesehen, der Bau für 2019. Das Angebot des Cinemas soll mit der Kooperation mit dem Krone-Theater Neustadt ausgebaut werden. So konnte bereits eine Freizeiteinrichtung im Stadtviertel "Am Buchberg" gesichert werden.

Kategorie A: Hier handelt es sich ausschließlich um die Einzelbauplätze, die im nördlichen Bereich zu finden sind. Diese Bauplätze sollen mit einem festgelegten Quadratmeterpreis direkt angeboten werden. Über mangelndes Interesse kann Jens Tempelmann, Geschäftsführer der Konversions- und Entwicklungsgesellschaft, nicht klagen: "Wir haben 15 Bauplätze und 30 Familien, die am Liebsten morgen anfangen würden, zu bauen." Sollten es also für einen Bauplatz mehrer Interessenten geben, würde das Losverfahren entscheiden.

Kategorie B: Die restlichen Gebäude des nördlichen Teils sind in der Kategorie B zusammengefasst. Es handelt sich um die ehemalige Kommandeursvilla, sechs mehrgeschossige Bestandsgebäude an der Villinger Straße sowie zwei weitere Bauplätze für mehrgeschossigen Wohnungsbau. Weil das Gebiet schon durch vorhandene Bebauung geprägt ist, soll die Gestaltung im Bebauungsplan festgelegt werden. Die Vermarktung erfolgt dann ausschließlich über die Kaufpreishöhe. Bereits im kommenden Jahr sollen drei Bestandsobjekte sowie ein Bauplatz für mehrgeschossigen Wohnungsbau an den Markt gehen.

Kategorie C: Hier ist ausschließlich reine Wohnbebauung vorgesehen. Die Nutzung wird zwar vorgegeben, aber ein Bebauungsplan wird noch nicht aufgestellt. Denn Investoren bevorzugen nicht vorgeprägte Flächen. "Wir würden dann den Bebauungsplan gemeinsam mit den Investoren aufstellen", sagt Tempelmann. Die Flächen sollen dann im Bieterverfahren angeboten werden. Relevant für den Zuschlag sollen sowohl der Preis, als auch das städtebauliche und architektonische Konzept sein.

Kategorie D: Objekte, denen mehrere Nutzungsmöglichkeiten zugeordnet sind, werden hier zusammengefasst. Neben dem Vorschlag für den Kaufpreis und dem städtebaulichen und architektonischen Konzept wird auch ausschlaggebend sein, wie sich das Nutzungskonzept gestaltet.