Rechtsextremistische Umtriebe auch in der Donaueschinger Kaserne? Foto: Maier

Affäre um rechtsextremistische Umtriebe unter Bundeswehrsoldaten weitet sich aus.

Donaueschingen - Erst Illkirch, nun Donaueschingen: Im Kampf gegen rechtsextremistische Umtriebe lässt die Bundeswehr nun alle Kasernen nach Stahlhelmen und anderen Andenken aus der Nazi-Zeit durchsuchen.

Generalinspekteur Volker Wieker hat eine rigorose Prüfung angeordnet. Bereits am Dienstag müssen die Teilstreitkräfte einen Zwischenbericht abliefern; abgeschlossen sein soll die Aktion bis zum 16. Mai. Der Generalinspekteur habe eine "Überprüfung der Einhaltung der Regelungen zum Umgang mit dem Traditionsverständnis in Bezug auf Nationalsozialismus und Wehrmacht" verfügt, teilte das Verteidigungsministerium mit.

Was bei der angeordneten Durchsuchung entfernt werden soll, hängt wohl auch davon ab, wie bestimmte Gegenstände präsentiert werden. Historische Gegenstände aus Wehrmachtsbeständen, die in einem "didaktischen Kontext" gezeigt würden, etwa in Zusammenhang mit einer Erinnerung an den Widerstand gegen die Nationalsozialisten, seien nicht betroffen, hieß es.

Auslöser der hektischen Suche: Ermittler der Truppe haben im Standort Donaueschingen ebenfalls Wehrmachtsdevotionalien entdeckt. Dort waren beim Jägerbataillon 292 in der Fürstenberg-Kaserne Wehrmachtsstahlhelme in einer Vitrine vor der Kantine ausgestellt, meldete "Spiegel Online". Außerdem stießen Inspekteure auf einen mit Wehrmachtsandenken ausgeschmückten Raum. Eine "strafrechtliche Relevanz" hätten die gefundenen Objekte allerdings nicht, hieß es aus dem Verteidigungsministerium.

Donaueschingens Oberbürgermeister Erik Pauly und der CDU-Wahlkreisabgeordnete Thorsten Frei wollen zunächst die genaue Faktenlage abwarten. Frei leistete seinen Wehrdienst bei der deutsch-französischen Brigade. Bei seinen Vor-Ort-Terminen als Abgeordneter seien ihm keine Erinnerungsstücke aus der Wehrmachtszeit aufgefallen. Gleichwohl müsse jetzt ganz genau aufgearbeitet werden, was in der Fürstenberg-Kaserne entdeckt worden sei. Von der Fürstenberg-Kaserne selbst war am Sonntag keine Stellungnahme zu erhalten.

Hintergrund der aktuellen Ermittlungen ist der Fall des mutmaßlich rechtsextremen Oberleutnants Franco A. (28), der unter Terrorverdacht steht. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) warb zugleich um Unterstützung aus der Truppe. Bei dem Aufarbeitungsprozess gehe es "um nicht weniger als den Ruf unserer Bundeswehr".

SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold mahnt unterdessen, "nicht Maß und Mitte zu verlieren". Wehrmachtssammelstücke in den Kasernen seien kein Massenphänomen, sagte Arnold dem "Handelsblatt". "Man muss aufpassen, dass jetzt keine Misstrauenskultur in die Bundeswehr einzieht."