Heidrun Schneider ist beim Landratsamt zuständig für Lebensmittelüberwachung im Schwarzwald-Baar-Kreis. Foto: Falke Foto: Schwarzwälder-Bote

Lebensmittelkontrolleure schließen nur drei bis vier Betriebe im Jahr / Zustände im Kreis nahezu paradiesisch

Von Madlen Falke

Schwarzwald-Baar-Kreis. Während in Baden-Württemberg 2014 1000 Betriebe wegen Hygienemängeln von Lebensmittelkontrolleuren vorübergehend geschlossen werden mussten, scheinen im Schwarzwald-Baar-Kreis die Zustände fast paradiesisch zu sein.

Es ist eine erschreckende Zahl, die kürzlich bekannt wurde. 1000 Betriebe mussten vorübergehend wegen schwerwiegender Mängel geschlossen werden. Doch der Verbraucher erfährt nicht, welche Betriebe das sind, ob man vielleicht selbst dort einkaufen oder essen geht oder die Waren von dem Betrieb bezieht. Während die EU viel Unnützes zu regulieren scheint, diskutiert man in Deutschland immer noch darüber, ob auffällige Betriebe zum Beispiel mit dem Berliner Smiley-Modell gekennzeichnet werden. Dieses erleichtert es dem Verbraucher , selbst zu entscheiden, ob er Kunde bei einem Geschäft mit einem roten, also negativen, Smiley-Gesicht sein möchte. Gut, dass hier im Schwarzwald-Baar-Kreis die Gefahr nicht so groß zu sein scheint, wenn es um die Lebensmittelhygiene geht.

Lediglich drei bis vier Betriebe werden im Jahr durch die insgesamt sieben Lebensmittelkontrolleure, die zur Abteilung Lebensmittelüberwachung beim Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis gehören, wegen hygienischer Mängel geschlossen. "Im Paradies leben wir trotzdem nicht", sagt Heidrun Schneider, die für die Abteilung Lebensmittelüberwachung verantwortlich ist. Dass im Schwarzwald-Baar-Kreis die Zahlen über Betriebsschließungen nicht so extrem ausfallen, liege vor allem daran, dass die Region ländlich sei und deshalb auch nicht so viele Betriebe, wie in Ballungsgebieten oder Großstädten, überwacht werden müssten. Im gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis sind es trotzdem rund 550 Betriebe, die im in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden müssen. Dazu gehören auch drei Zentrallager großer Discounter, die mit einem anderen personellen Aufwand besucht werden, als ein kleiner Betrieb.

Liege in einem Betrieb etwas im Argen, bekämen Schneider und ihr Team auch Tipps, zum Beispiel von Mitarbeitern oder auch von Gästen, denen Missstände aufgefallen sind. "Erhalten wir Beschwerden, kontrollieren unsere Mitarbeiter den Betrieb umgehend", gibt Schneider Auskunft. Oft geht es laut Schneider um Hygienemängel, auch Ungeziefer ist ein Thema. Ein absurder Fall der ihr in Erinnerung geblieben ist, war der, dass ein Asiate meinte, dass Sushi nicht gekühlt werden müsse. Da kann auch die Expertin nur den Kopf schütteln.

Die schwarzen Schafe lassen sich nicht auf eine Branche festlegen. Doch Schneider fällt vor allem auf, dass oft Betriebe, bei denen ungelernte Chefs tätig seien, nicht wüssten, wie mit Lebensmitteln richtig umgegangen werden müsse. Positiv entwickelt haben sich heute vor allem die technischen Kühlmöglichkeiten. "Wo früher nicht einmal ein Deckel auf einer Kühltruhe war, gibt es heute Systeme, die den Betreiber sofort auf dem Handy informieren, wenn das System ausfällt", weiß die Expertin.

Das Berliner Smiley-Modell befürwortet die Abteilungsleiterin beim Landratsamt. Allerdings müsste man die genauen Regeln noch mal hinterfragen und definieren, so zum Beispiel, wie lange ein auffälliger Betrieb im Internet gekennzeichnet bleiben dürfte, meint Schneider. Bis sich aber solch ein Modell durchsetzen könnte, bleibe dem Verbraucher nur seine eigene Einschätzung. So müsse er sich Fragen stellen, wie: "Ist die Umgebung sauber, ist auch die Kleidung des Personals ordentlich oder liegt sogar ein alter Lappen irgendwo rum?" Auch der Zustand von Toiletten könne Aufschluss geben, wie es hinter den Kulissen eines Betriebes zugehe.