Für die gebürtige Donaueschingerin Ursa Koch spielen die Kapverden besonders in ihren Büchern auch eine große Rolle. Foto: Gert Koch Foto: Schwarzwälder-Bote

Schriftstellerin kehrt an ihren Ursprung zurück / Gelernte Journalistin hat keine Angst vor heißen Themen

Von Klaus Spathelf

Donaueschingen. Ursa Koch geht am Mittwoch, 25. September zu ihrem Ursprung zurück, zumindest für einen Abend und eine Nacht. Die gebürtige Donaueschingerin, seit 2002 erfolgreiche Buchautorin liest in der Stadtbibliothek ab 19.30 Uhr unter anderem aus ihrer Erzählung von den Kapverden "Im roten Schein des Nibiru".

Die Inselgruppe der Kapverden spielt in den Büchern der Schriftstellerin eine dominierende Rolle. Zum einen ist eine Insel davon seit einigen Jahren für einige Monate im Jahr der so genannte Zweitwohnsitz geworden, wo die gelernte Journalistin sich die Zeit nimmt, um ihre Buchprojekte zu realisieren. Die Kapverden auch deswegen, weil "man keine allzu lange Anreise hat. Mit sechs Stunden ist das noch zumutbar. Weiterhin ist es ein Land, wo ich mich als Frau frei bewegen kann, und drittens ist es im Winter, wenn wir reisen, warm."

Die Schriftstellerin hat sich auch deshalb für diese Inselgruppe entschieden, weil sich alles auf das Wesentliche reduziert. Man unterstützt zwar den sanften Tourismus, die Menschen profitieren ja auch davon, weil durch Investitionen auch Arbeitsplätze entstehen. "Es gibt Zeiten, da haben wir nur bedingt Strom. Aber es hat bis jetzt immer gereicht, um den Laptop wieder aufladen zu können. Wir haben auch Internetanschluss, so dass auch gewissen Recherchearbeiten gemacht werden können. Aber in erster Linie geht es für mich in dieser Zeit ums Lesen und Schreiben."

Der Schwenk von der Redakteurin, die viele Jahre im harten politischen Tagesgeschäft im In- und Ausland tätig war, zur Buchautorin konnte von Ursa Koch ohne große Probleme vollzogen werden. "Kritische Themen haben mich schon immer beschäftigt. Man kann das als investigativen Journalismus bezeichnen. Die Recherchen sind sowohl für einen Artikel oder für ein Buchprojekt vergleichbar, mit der Ausnahme, dass sie bei einem Buch natürlich wesentlich länger und umfangreicher sein müssen. Hinzu kommt, dass man bei sensiblen Themen erst einmal das Vertrauen der Informanten gewinnen muss, und das kann je nach dem Wochen oder Monate dauern. Ein Buchstoff unterliegt auch einer gewissen Dramaturgie, die sich zum Beispiel von einer Reportage schon unterscheidet."

In einem Roman bietet sich für Ursa Koch viel mehr Möglichkeiten, auch auf Missstände kritisch hinzuweisen. "Es ist leider so, dass kritische Beiträge in vielen Medien gar nicht mehr darstellbar sind. Um einer breiten Öffentlichkeit für ein bestimmtes Thema zu sensibilisieren, Hintergründe aufzuzeigen, dadurch auch eine Betroffenheit aufzuzeigen, die möglicherweise auch etwas bewegt, genau dafür ist der Roman für mich ein geeignetes Mittel. Da Bücher auch einen längeren Bestand haben als aktuelle Formate in der Tageszeitung, kann ein Thema auch über einen längeren Zeitraum kommuniziert werden." Das neueste Werk von Ursa Koch, der Roman "Assunta" behandelt ein heikles Thema, das ebenso aktuell ist. Eine junge Frau lebt in einer Psychosekte, die durch Heilsversprechungen und Biowaren ihre Anhänger gewinnt. Zwei Jahre lang hat die Autorin in Sektenkreisen recherchiert und dabei auch negative Erfahrungen im Hinblick auf ihrer Person machen müssen. "Solche Reaktionen waren zu erwarten. Aber genau deswegen bin ich Journalistin und Autorin geworden. Die gemachten Angriffe auf meinen Computer hatte ich allerdings unterschätzt."