Bummeln und flanieren soll auch Spaß machen und vor allem die Innenstadt beleben. In Donaueschingen sind hier noch einige Anpassungen notwendig, die auch das geänderte Freizeitverhalten berücksichtigen und Raum zum Verweilen bieten. Foto: Carsten Rehder Foto: Schwarzwälder-Bote

Gutachten zur Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes liegt vor / Fachbüro macht noch viel Potenzial aus

Von Franz-J. Filipp

Donaueschingen. Das Thema Innenstadtentwicklung in Donaueschingen hat nach Abzug der französischen Streitkräfte mit der Umwandlung von Militärgelände in urbanen Lebensraum eine neue Dimension für das Mittelzentrum erfahren. Zusätzlich! Denn bereits bekannte Aufgaben drängen auf eine Lösung. Etwa die Einzelhandelsituation.

Dazu bedarf es neuer Impulse zur Attraktivitätssteigerung, denn Einkaufen und Bummeln werden laut Studie als Leitfunktion und häufigstes Kriterium für den Besuch der Innenstadt angegeben. In Donaueschingen spielt sich dies vornehmlich auf der Karlstraße ab. So ist etwa der abseits gelegene Max-Rieple-Platz mit einer hohen Aufenthaltsqualität schon schwerer auszumachen.

Dass in der Innenstadt noch so manche Hürde auf dem Weg zum Ort des Flanierens zu nehmen ist, zeigt sich mancherorts an der Parkplatzsituation, durch die Gehwege teilweise eingeschränkt werden. Was auch für den Hanselbrunnen als Herz der Innenstadt zutrifft. Ein weiteres Problem sind etwa Leerstand oder triste Fassaden mit dem Charme der 1950er-Jahre, die nicht immer einladend wirken.

Nun liegt die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes von 1998 auf dem Tisch der Verwaltung, die das Büro Acoocella aus Lörrach erstellt hat und über die der Gemeinderat am kommenden Dienstag in seiner Sitzung beraten wird. Hinzu kommt, dass sich vor dem Hintergrund der Konversion die Ausgangslage verändert hat und diese damit über die Frage einer Gestaltung des zentralen Platzcharakters am Hanselbrunnen hinaus geht. Dass der Großraum Donaueschingen im Vergleich der Zahlen zu 1993 nicht uninteressant ist, belegen allein die Angaben zu Verkaufsflächen, die im Zeitraum bis 2012 von 45 200 Quadratmetern auf 50 300 und somit um elf Prozent zulegten.

Die Zahl der Betriebe stieg im Vergleichszeitraum von 128 auf 146, der Umsatz von 101,9 Millionen Euro auf 126,4 Millionen Euro, wobei der Bereich Nahrungs- und Genussmittel mit 33,3 Millionen Euro und damit Waren des kurzfristigen Bedarfs mit 62 Millionen Euro den größten Anteil haben.

Der Umsatz in Apotheken liegt bei 9,7 Millionen Euro, Drogerie- und Parfümerieartikel spülen 5,6 Millionen Euro in die Kassen der Händler.

Mit insgesamt 43,8 Millionen Euro folgen der langfristige Bedarf aus den Bereichen Baumarktartikel (11,2 Millionen Euro), Elektro und Leuchten (6,1) oder Medien (4,8). Laut Berechnungen des Lörracher Planungsbüros ergibt sich damit vor dem Hintergrund der bundesweiten Kaufkraft je Einwohner die lokale Bindungsquote.

Im mittelfristigen Bedarf (29,4) rangieren Bekleidung und Zubehör mit 13,6 Millionen Euro vor Schuhen und Lederwaren (4,8), Spielwaren (3,9) oder Büchern (0,8).

Im kurzfristen Bereich gelinge dies in Donaueschingen mit 94 Prozent nahezu vollständig, so das Büro Acoocella. Im mittelfristigen sei die Bindungsquote mit 117 Prozent bis auf den Bereich Bücher (34 Prozent) noch größer und im langfristigen Bereich seien bei 127 Prozent auch Kaufkraftzuflüsse aus anderen Städten zu vermelden.

Das Sortiment bei Teppichen/Bodenbelägen hat hierbei mit 269 Prozent eine Sonderstellung. Lediglich im Sortimentsbereich seien Abflüsse zu verzeichnen. Laut Fachbüro sei jedoch viel Potenzial vorhanden, es fehle aber ein konzeptionelles Gerüst für die kommenden Jahre als Entscheidungskompass künftiger Entwicklungen.

Bis 2025, so die Prognose, wäre eine Steigerung der Verkaufsflächen um 4000 bis 8400 Quadratmeter zu erwarten. Erarbeitet werden sollte deshalb eine "Donaueschinger Sortimentenliste" mit klaren Eingrenzungen und Anpassungen an das seit der letzten Erhebung veränderte Konsumverhalten. Auch Leer- und Brachflächen sollten wieder reaktiviert werden, rät die Studie. Allerdings müsste auch die städtebauliche Weiterentwicklung zwischen Karlstraße und Brigach forciert werden. Aufenthalts- und Erlebnisbereiche sowie ein klares bauplanerisches Leitsystem sollten ebenfalls nicht fehlen.