Betrifft:: Alle sollen Stadtbus mitfinanzieren vom Freitag, 27. November.

Zur Finanzierung des geplanten neuen Stadtbusses will die Stadt die Grundsteuer B erhöhen. Das Stadtbuskonzept ist sachlich unsinnig und finanziell unseriös. Ein Riesendefizit soll über eine satte Erhöhung der Grundsteuer ausgeglichen werden, die von jedem Mieter und Grundeigentümer aufzubringen ist. Zur Beruhigung der Ortsteile, die von der schönen neuen Buswelt nichts haben werden, behauptet die Stadtverwaltung in ihrer Ratsvorlage ohne Nachweis zweierlei: Zum einen würden 80 Prozent des zur Finanzierung benötigten Grundsteueraufkommens von Bewohnern der Kernstadt erbracht. Dazu ist anzumerken, dass die administrativ zur Kernstadt zählenden Stadtteile Aufen und Allmendshofen da eingerechnet worden sein dürften. Das allein ist schon unredlich, denn verkehrstechnisch würden sie ebenso wie die offiziellen Teilorte vom geplantem Buskonzept nicht berührt.

Zum zweiten sagt die Vorlage, dass jene kernstädtischen 80 Prozent der Gesamteinwohner auch genau diejenigen seien, die den Stadtbus fleißig benutzen würden. Hallo? Kaum jemand, der in einem Radius von 1000 Metern um die Karlstraße wohnt, braucht diesen Bus, zumal der Fahrscheinkauf trotz Grundsteuererhöhung erforderlich bleibt. Im genannten Radius liegen die gesamte Innenstadt und die größten Teile von Villinger-, Friedhof-, Tal- und Eichendorffstraße und der Siedlung. Bei einer Taktung von 30 bis 60 Minuten zuzüglich Fahrtzeit ist man zu Fuß in maximal 20 Minuten flexibler, schneller und gesünder unterwegs; per Rad sogar noch schneller – oder per E-Bike. Letzteres gab es 1999 noch nicht, als das Buskonzept ausgedacht und aus Kostengründen gebodigt wurde.

Ein Witz ist auch der Fahrplan: Mit keiner der drei Linien wird die Rückkehr von Abendveranstaltungen möglich sein, denn um 19 Uhr ist Betriebsschluss, Samstags schon um 16 Uhr, und sonntags fahren die Busse überhaupt nicht.

Dazu kommt, dass die Kalkulation auf einer Verzehnfachung (!) der Fahrgastzahlen basieren soll. Wenn diese Rechnung nicht aufgeht, wovon auszugehen ist, weil im ländlichen Raum ohnehin niemand sein Auto abschafft, stehen weitere Erhöhungen der Grundsteuer an. Um zur Spitze der baden-württembergischen Grundsteuersätze aufzuschließen, fehlen unserem Gernegroßstädtchen nach der drohenden Erhöhung dann nur noch wenige Punkte.

Diese Bedenken sollen dem Vernehmen nach sogar in einem Gutachten zu finden sein, das die Stadt in Auftrag gegeben, bisher aber aus durchsichtigen Gründen nicht veröffentlicht hat. Lieber exhumiert man eine Totgeburt. Im Grunde kennzeichnet sich das Buskonzept dadurch, dass diejenigen, die es benötigen, es nicht bekommen, und dass diejenigen, die es bekommen, es nicht benötigen, aber alle gemeinsam in Haftung genommen werden sollen. Wie macht es doch Spaß, anderer Leute Geld zu verbrennen!

Ralf-Roland Schmidt-Cotta

Donaueschingen