Donaueschingen erinnert sich: Auf den Tag genau vor 77 Jahren begannen die großen Deportationen jüdischer Mitbürger in die Vernichtungs-Lager der Nazis. Eine Gedenktafel am Rathaus erinnert an dieses düstere Kapitel deutscher Geschichte. Bürgermeister Bernhard Kaiser und OB Erik Pauly (von links) präsentieren die Tafel nach der Enthüllung den gut 50 Teilnehmern. Foto: Beathalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedenken: Vor 77 Jahren begann die Deportation jüdischer Mitbürger in die Vernichtungslager der Nazis

Seit Sonntag erinnert eine Gedenktafel am Rathaus an ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte.

Donaueschingen. Auf den Tag genau vor 77 Jahren begann im Oktober 1940 die große Deportation jüdischer Mitbürger in die Vernichtungslager der Nazis. Vier jüdische Familien, die Familien Bensinger, Lindner, Weil und Guggenheim waren von den brutalen Übergriffen der sogenannten Sturmabteilung (SA) betroffen. In der "Reichspogromnacht" vom 9. Oktober 1938 wurden ihre Geschäfte und Wohnungen geplündert, Menschen misshandelt.

Daran erinnert nun, ganze acht Jahrzehnte später, eine Gedenktafel. Sie wurde an den Haken befestigt, an denen während der Nazizeit die Schaukästen des "Stürmer" hingen, einer Zeitung, die mit Hassparolen die "Blut und Boden-Ideologie" des Hitler-Regimes verbreitete. OB Erik Pauly und Bürgermeister Bernhard Kaiser enthüllten am Sonntag um die Mittagszeit vor gut 50 Teilnehmern die mit einem schwarzen Tuch verhüllte Gedenktafel. Mit dabei waren Stadträte und Donaueschinger Bürger, der katholische Stadtpfarrer Erik Loks von der Seelsorgeeinheit Donaueschingen und die evangelische Pastorin Dagmar Kreider: Sie machen deutlich, dass die Kirchen, ebenso wie Donaueschinger Bürger das Gedenken an die "dunklen Kapitel unserer Geschichte" wachhalten wollen. "Wer die Augen vor der Vergangenheit verschließt, ist blind für die Gegenwart", zitiert OB Pauly Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und trifft damit den Punkt. Zur Stadtgeschichte gehörten nicht nur die erfreulichen, sondern auch die dunklen Kapitel. Alle Fraktionen des Donaueschinger Gemeinderats hätten sich für die Errichtung dieser Gedenktafel eingesetzt. Eine fraktionsübergreifende Gruppe mit Maria Schmitt (CDU), Martina Wiemer (SPD), Bertolt Wagner (Freie Wähler), Claudia Weishaar (GUB) und Annie Bronner (Grüne) hat den Text der Gedenktafel gemeinsam mit Janna Miller und Theresa Dressel vom Stadtarchiv ausgearbeitet.

Seit 1662 sei jüdisches Leben in Donaueschingen verbürgt, erklärt Pauly.