Was braucht der fast immer angeschlagene Stadtbaum, der in aller Regel nicht einmal halb so alt wie jener in der freien Natur stehende wird? Hans Letulé (Dritter von links) weiß es. Foto: Hahnel

Pressluft und biologische Stoffe für das Erdreich am Brigachufer. Baumsachverständiger Letulé begleitet Aktion.

Donaueschingen - Hans Letulé ist hellwach und bei der Sache, so kennt man den Baumsachverständigen. Premiere in Donaueschingen: Erstmals bekommen ausgewählte Stadtbäume eine ganz besondere Vitalkur – unter anderem Pressluft spielt dabei eine Rolle.

Ein Kompressor der kommunalen Technischen Dienste brummt vor sich hin und "spuckt" eben auch wieder etwas Dieselruß aus, das aber ist jetzt sekundär. Unter dem scharfen Blick Letulés lässt ein mit einer besonderen Gerätschaft ausstaffierter Arbeiter einen stabilen Stahlstichling ins Brigachufer bei "Stadtmühle" und Kirche St. Marien dringen, kurz darauf hebt sich ein Quadratmeter Boden.

Die Aktion dient den in diesem Bereich erst jüngst gesetzten Bäumen. Für einen besseren Hochwasserschutz wurde das Brigachufer erhöht, die gepflanzten Bäume erhielten eine Steinfassung (wir berichteten). "Die Gewächse hier haben es schwer, der Boden ist nicht besonders. Pressluft kommt in das die Wurzeln umgebende Erdreich, dann wird eine Vitallösung eingespritzt", erklärt Hans Letulé, der nach eigenen Angaben schon etliche Bäume gerettet und sein Leben stark auf die Pflanzen ausgerichtet hat.

In Stuttgart bereits mehrere Exemplare belüftet

Das Verfahren ist grundsätzlich zwar nicht neu, in der nun in der Donaustadt praktizierten Form aber noch nicht lange zu beobachten. "Ich sehe das jetzt auch zum ersten Mal", bekennt ein Stadtangestellter während des Ortstermins – der Kompressor wird in diesem Moment wieder angezapft und gibt seine Kraft für einen weiteren Einstich weiter.

Nicholas Spindler vom Sondermaschinenbauer "mtom" aus Heroldstatt verweist auf das in Donaueschingen zum Einsatz kommende neueste Gerät, zum "Bohrer" führen gleich mehrere Druckschläuche: "Wir hatten 1990 den ersten Einsatz mit dieser Technik, damals aber noch mit einer anderen Endstufe. In Stuttgart wurden mehrere Stadtbäume belüftet. Was hier jetzt eingespritzt wird, weiß ich nicht genau, das ist Sache von Hans Letulé."

"Es ist eine Mischung verschiedener biologischer Stoffe, so klingt es für den Laien am verständlichsten. Viele Baumarten können mit diesem Mittel ›behandelt‹ werden, nicht alle jedoch. Die Eibe etwa mag es nicht, für sie gibt es eine andere Zusammensetzung", sagt Letulé, während er einen kleinen Apfel von einem Jungbaum zupft, reinbeißt und ihn wegwirft. "Kann man kaum essen, der ist wild, da hat ‘mal jemand einen Apfelbutzen weggeworfen."

Vom Brigachufer arbeitet sich die Gruppe zur Donauquelle vor, dort kommt schließlich die "Alte Buche" in die Blickwinkel. Auch mit Buchen kennt sich der ehemalige Förster und jetzige Freiberufler Hans Letulé aus, mit Birnbäumen wohl ganz besonders. "Auf der Ostbaar haben wir eine Birnbaumreihe behandelt, viele der ehemals angeschlagenen Bäume haben schon einen großen Durchmesser und eine dicke Borke. Das Ergebnis war toll. Aus der wirklich dicken Borke kamen sogar neue Triebe", freut sich Letulé immer noch.