Beim "Null-Dezibel"-Abend kommt die Musik aus dem Kopfhörer. (Symbolfoto) Foto: Gensch

Beschwerden werden ernst genommen: Vorerst Verzicht auf intensive Partys. Bei "Silent Disco" gibt's Kopfhörer.

Donaueschingen - Das war's: "Null Dezibel im Spiegelsaal" – Mit dieser Mitteilung sorgt das Phönix aktuell für Gesprächsstoff.

Nach acht Monaten soll die Lounge und Bar, mit der der Öschberghof sich wieder ein Standbein in der Stadt zugelegt hatte, wieder schließen? Nicht ganz, doch im Juli werden erst einmal die Veranstaltungen am Freitagabend gestrichen.

Verwaltung istam Abwägen

Der Grund sind Beschwerden einiger Nachbarn: "Die Nutzung der Gaststätte/Tanzbar Phönix wurde gegenüber früher intensiviert, so dass es zu einer Nutzungserweiterung kam", teilt Beatrix Grüninger aus dem Rathaus mit. Dies habe zu einer baurechtlichen und gaststättenrechtlichen Nutzungsänderung geführt.

Weiter Live-Musik am Donnerstag

Im Rahmen des derzeitig laufenden Verwaltungsverfahrens seien auch Nachbarbeschwerden eingegangen. "Die Verwaltung ist derzeit mit der Abwägung der baurechtlichen Belange, der schutzwürdigen Belange der Nachbarn auf Ruhe und der Belange des Betreibers der Gaststätte beschäftigt", teilt Grüninger mit.

Die Verantwortlichen des Phönix haben entsprechend reagiert und wollen nicht noch Öl ins Feuer gießen. Die Live-Musik am Donnerstagabend soll weiterhin stattfinden. Hier liegt auch nicht das Problem. Jedoch wird am Freitagabend auf den DJ verzichtet, aber die Bar hat ganz normal geöffnet.

"Wir werden erst einmal abwarten, wie die weiteren Gespräche ablaufen", sagt Julian Hörmann, Barkeeper im Phönix und für die Zusammenstellung des Programms verantwortlich. Doch bevor im Spiegelsaal freitagabends vorerst ruhig wird, soll noch einmal richtig gefeiert werden – aber ohne Beschwerden. Am Freitag, 26. Juni, soll um 21 Uhr eine "Silent Disco" stattfinden.

Musik kommt aus Kopfhörern

Jeder Besucher erhält einen Kopfhörer: Der DJ spielt auf zwei Frequenzen unterschiedliche Musik, so dass jeder auswählen kann. Wer sich unterhalten will, zieht den Kopfhörer einfach ab. "Das kommt ursprünglich von privaten Hauspartys. Mittlerweile wird das in großen Städten aber auch in Clubs gemacht", erklärt Barkeeper Julian Hörmann.

Seite 2: Stimmen zum Lärm

Lärm wird nicht nur als Geräusch wahrgenommen, er wird auch unterschiedlich bewertet. Das ist besonders bei Nachbarschaftslärm der Fall - was am Phönix-Beispiel wieder einmal ganz deutlich wird. Hinzu kommt: Die Lärmempfindlichkeit ist sehr individuell und nicht messbar. Was der eine als Krach empfindet, bewertet der anderer als Ohrenschmeichelei. Unsere Zeitung hat sich mit Nachbarn der Bar unterhalten und allen Gesprächspartnern auf deren Wunsch Anonymität zugesichert.

Ein junger Mann erinnert sich noch gut an die Eröffnungsparty: "Damals ging's schon recht laut zu", erzählt er. Doch seither bekomme er "selten etwas mit". "Ich höre die Musik eigentlich nur, wenn ich am Phönix vorbeilaufe und ein Gast die Eingangstüre öffnet.". Es gebe in Donaueschingen Ecken, wo es viel lauter zuginge. Außerdem: Wer mitten in der Stadt wohne, der müsse mit einem gewissen Geräuschpegel rechnen.

Ganz ähnlich argumentiert ein Familienvater, der noch näher am Phönix wohnt. Als er vor über 20 Jahren den Mietvertrag unterschrieb, wurden die heutigen Phönix-Räume auch schon gastronomisch genutzt. "Wir wussten, mit was wir zu rechnen haben", so der Mittvierziger, der die Lautstärke der Musik und den Geräuschpegel der Gäste als erträglich einstuft. "Natürlich ist es hier lauter als in einer Dorfstraße. Dafür haben es meine Kinder aber nicht weit in die Schule oder in die Stadtbibliothek."

"Ich habe noch nie etwas gehört." Das sagt eine ältere Dame, die eine Wohnung in dem großen Block an der Irmastraße hat. Eine Freundin, sie wohnt in der nahe gelegenen betreuten Seniorenwohnanlage, bestätigt das Gesagte mit einem Kopfnicken.

Doch es gibt auch andere Stimmen, wonach vor allem freitags die Lautstärke der Musik und die der vor der Lokalität stehenden Menschen nicht zu tolerieren sei. Die Situation habe sich zwar etwas verbessert, seit im Phönix neue Fenster eingebaut worden seien und der Spiegelsaal jetzt mit Schallschutzmatten isoliert sei - doch reiche das nicht aus.

Zudem geht bei den Anwohnern die Angst um, dass in Zukunft nicht nur donnerstags und freitags Partys gefeiert werden, sondern womöglich an weiteren Wochentagen und auch an Samstagen. Ein Nachbar stellt eine leicht ketzerisch klingende Frage: "Weshalb betreibt der Öschberghof das Phönix eigentlich nicht an seinem Stammsitz in der Näher von Aasen? Womöglich deshalb, weil sich die Hotelgäste gestört fühlen könnten?" (hon)