Museum: Ausstellung "Between" geht in den Endspurt / Drei Künstler sprechen über ihre Kunst

Die Ausstellung "Between" im Museum Art.Plus geht in den Endspurt. Noch bis 22. Januar sind in den Räumen des Museums an der Brigach Kunstwerke von Michael Danner, Sebastian Kuhn und Gerd Riel zu sehen.

Donaueschingen. Da ist es an der Zeit, die Künstler noch einmal etwas näher zu beleuchten und selbst zu Wort kommen zu lassen.

Das Kuratorenteam des Museums Art.Plus hat in dieser Ausstellung im wahrsten Sinne spannende Kunstobjekte versammelt. Dabei könnten die drei Kunstschaffenden kaum unterschiedlicher sein, sowohl was ihre Arbeitsweisen als auch die von ihnen verwendeten Materialien anbetrifft. Doch so sehr sich die Konzepte und Techniken auf den ersten Blick auch unterscheiden mögen, so eint alle drei eine fortwährende Beschäftigung mit Spannung und Gleichgewicht, durch die sie in ihren Arbeiten eben jenen energiegeladenen Zustand des "Dazwischen", des Übergangs sicht- und erfahrbar machen, der der Ausstellung seinen Namen gibt.

Gert Riel: In den Metallarbeiten von Gert Riel (geb. 1941) geht es um Spannung im physikalischen Wortsinn. "Alle meine Arbeiten stehen immer unter Spannung." Diese ist auch sicht- und spürbar, wenn man eine Form betrachtet, die unter Spannung zusammengedrückt und in dieser gehalten wird, sei es durch Bänder, Bügel oder Schweißungen. Da ist einfach Druck dahinter! In der Industrie würde so eine Form immer ausgeglüht werden, nachdem man sie hergestellt hat. Dann ist sie spannungslos, und das sieht man so einer Form auch an. "Dann könnte man sie wie Papier durchschneiden, ohne dass sich die Form verändern würde", so Riel über seine Metallobjekte. Wie eine Feder konservieren die Arbeiten aus Stahl und Aluminium einen Zustand zwischen Spannung und Entspannung. Besonders deutlich wird das bei der geradezu monumentalen Stahlarbeit "Ohne Titel" von 2002 im Obergeschoss, bei der die in einer maschinell gebogenen Stahlplatte wirkenden Kräfte von einem massiven Stahlbügel im Zaum gehalten werden. Nicht auszudenken, was passiert, würde man diesen durchtrennen.

Michael Danner: Auch die formal reduzierten Federstahl-Arbeiten von Michael Danner (geb. 1951) beruhen zunächst auf ganz realen, physikalischen Spannungszuständen und machen diese sichtbar. "Die Formen in meinen Skulpturen entstehen, indem ich etwas in Relation, in Spannungsbezüge bringe, so dass durch diesen gegenseitigen Halt und diese Verbindung die Form entsteht. Ich kann nicht irgendwas hinbiegen, wie es mir gerade kommt, sondern es müssen alle Teile, die ich verwende, mitspielen. Und jedes Teil, jede kleine Veränderung, verändert gleich das Ganze", erläutert der Künstler, der sich auch intensiv mit ostasiatischer Philosophie auseinandergesetzt hat. Für Danner ist Kunst ohne Aussage nur Dekoration. "Vom subatomaren Bereich bis zum kosmischen Gebilde formt sich aller Raum aus Spannungsbezügen. Und auch unsere zwischenmenschlichen, psychologischen und sozialen Situationen sind immer Bezugsgeflechte, die sich unter Spannung halten. Diese Konstellationen, die Kräfteverhältnisse darin und auch die Situationen des Überdehnens und Zusammenbrechens sind die Bedingungen unserer täglichen fragilen Situationen, auch im Zusammenhang mit dem Weltgeschehen", so der Künstler. Dünne Fäden halten die Federstahlarbeiten in Form. Wird auch nur einer von ihnen gekappt, bricht das ganze System zusammen. Die Bezüge zum Weltgeschehen liegen da auf der Hand.

Sebastian Kuhn: Für Sebastian Kuhn (geb. 1977), von dem in der Ausstellung neben einzelnen Objekten auch zwei raumfüllende Installationen zu sehen sind, ist das Thema "Spannung" eher von allgemeiner Bedeutung. "In meiner Arbeit ist das Thema Spannung nicht so vordergründig oder wortwörtlich zu verstehen wie vielleicht bei Gert Riel und Michael Danner. Es gibt Spannung zwischen Farben, durch die Gegenüberstellung von Flüssigkeiten, auch durch den Einsatz von Licht und Optik oder auch durch ganz bewusst hergestelltes Ungleichgewicht. Es entstehen hier Fragen für den Betrachter, auf physikalischer, physischer und metaphysischer Ebene. Der Betrachter ist aufgefordert, eine, in Anführungsstrichen, Antwort für sich zu finden.

Diese kann natürlich nicht im Sinne einer Erklärung und nur im Gesamtkontext der Arbeit passieren und wird bei jedem unterschiedlich ausfallen und immer im Abgleich mit seinen ganz persönlichen Alltagserfahrungen. Ich versuche bei jeder einzelnen Arbeit zwischen Inhalt und Form eine ganz eigene Spannung zu entwickeln, also zwischen dem, was da wirklich räumlich passiert und dem, was gewissermaßen als inhaltlicher Teppich dahinter steckt", sagt Kuhn.

Dass die Werke der einzelnen Künstler nicht räumlich getrennt voneinander ausgestellt, sondern im Zusammenspiel miteinander gezeigt werden, zeichnet diese Ausstellung aus. "Meiner Meinung nach ist das wirklich eine außerordentlich interessante Konstellation, die hier zustande kommt. Gegensätze mag ich ja. Das eine wird umso deutlicher, wenn es einen Gegenpol hat. Das ist im wahrsten Sinne spannungsvoll. Und Spannung ist ja mein Thema", erläutert Michael Danner seine Sicht der Dinge.