St. Johann fast vollbesetzt: Gut 400 Besucher hören am Sonntag die Kanzelrede von Stephan Burger, dem Erzbischof von Freiburg. In seinem Vortrag mit dem Titel "Die digitale Kanzel" stellt er die Frage, ob die Christen zu leise geworden sind. Am Ende gab es reichlich Beifall für den im benachbarten Löffingen aufgewachsenen Erzbischof. Fotos: Beathalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Kanzelrede: Erzbischof Stephan Burger ruft dazu auf, sich Gehör zu verschaffen und warnt vor Desinformation

Der Mann aus Löffingen lockt 400 Besucher in die Donaueschinger Stadtkirche St. Johann: Stephan Burger wurde 2014 von Papst Franziskus zum Erzbischof von Freiburg ernannt.

Donaueschingen. Seine etwas sperrige Botschaft mit dem Titel "Die digitale Kanzel – Warum Christen die besten Kommunikatoren sein müssen?" dreht sich freilich weniger um die neuen digitalen Medien und ihre mehr oder weniger segensreichen Folgen in der Welt. Vielmehr redet Burger den Christen ins Gewissen, aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen, ihren Glauben wieder zum öffentlichen Thema zu machen und sich Gehör zu verschaffen.

Pfarrer Erich Loks begrüßte den prominenten Besucher und die Gäste – unter ihnen Bürgermeister Bernhard Kaiser, Alt-OB Bernhard Everke, Heinrich Fürst zu Fürstenberg und Maximiliane, die Schirmherrin der Kanzelreden, die bereits ihre 22. Auflage feiern können. Loks entdeckt im Chorraum der Stadtkirche auch eine große Delegation von Anhängern des Erzbischofs aus Löffingen, wo der 55-jährige Stephan Burger groß geworden ist: "Die Löffinger können sich gar nicht sattsehen an ihrem Bischof", kann Loks sich eine witzige Anmerkung nicht verkneifen.

"Die Kirche ist nicht von vorgestern", weist Stephan Burger gelegentlich zu hörende Vorwürfe zurück, aber der pure Fortschrittsglaube und der Glaube aus christlicher Überzeugung seien nicht das Gleiche. Nicht Lautstärke und moderne Technik seien wesentliche Faktoren der Predigt, sondern der Inhalt. "Wer vom Geist dieser Botschaft überzeugt ist, kann gar nicht anders, als sie zu verkünden", verweist Burger aufs Urchristentum der Paulus-Briefe. Im Evangelium stecke ein die Welt veränderndes Potenzial, der Glaube sei politisch, nicht etwas rein Privates. Er fragt: "Sind wir Christen zu leise geworden?".

So gesehen gehöre Kommunikation zum Wesen der Kirche, der Glaube beruhe auf Beziehung und Kommunikation, "Kommunikation war das Lebenselixier der frühen Christen", sagt Burger. Er sieht Jesus als Meister der Kommunikation, der es verstand, auf die Lebenswelt und Bedürfnisse der Menschen einzugehen. Dies sei die Voraussetzung dafür, "wenn die Botschaft ihre Empfänger treffen soll."

Erzbischof Burger räumt ein, dass "der Aufstieg der Kirche in früher Zeit kein rühmlicher war", Zensur, Bücherverbrennungen und Bücherverbote habe es in der Geschichte des Christentums gegeben, im 16. Jahrhundert gab es gar einen "Index verbotener Bücher", Hinweis darauf, "dass Bücher zur Ausbreitung der Reformation beigetragen hatten", so Burger.

Verantwortungsvollen Umgang mit der Digitalisierung gefordert

Burger warnt vor den Gefahren von Desinformation und Unwahrheiten in der neuen Medienwelt. Daher stelle sich für den Menschen und für unser Leben die Frage nach der Wahrheit und danach, "wer in den sozialen Medien darüber entscheidet, was zu einer Nachricht wird".

Er fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit der Digitalisierung und bricht eine Lanze "für den Erziehungsauftrag, der auch und erst recht für Medien gilt". Es komme darauf an, die veränderten Bedingungen von Kommunikation immer wieder zu hinterfragen und mitzuteilen. Und: Es gelte den Kompass zu erkennen, der uns sagt, was gut oder böse ist und uns hilft, Orientierung zu finden.

Stephan Burger ist 1962 in Freiburg geboren und in Löffingen aufgewachsen. Nach dem Studium von Philosophie und Theologie wurde er 1990 zum Priester geweiht. 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Erzbischof von Freiburg. Stephan Burger verantwortet als "Misereor-Bischof" die Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien.