Jürgen Löchelt bei der Weltmeisterschaft in Bangkok vor zwei Jahren: Nun organisiert er den Wettbewerb für Menschen mit Behinderung im Donaueschinger Schlosspark. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Bislang 320 Sportler für die Para-WM gemeldet / Bogenschützen aus der ganzen Welt treten im Schlosspark an

Donaueschingen (jak). Teilnehmerrekord: Die Freude bei den Verantwortlichen für die Weltmeisterschaften im Bogensport für Menschen mit Behinderung ist enorm. Mit so einem großen Andrang hatten sie nicht gerechnet.

Waren es bei den gleichen Wettbewerben in den Großstädten Turin und Bangkok um die 260 Sportler, haben sich für Donaueschingen 320 Para-Bogenschützen angemeldet. "Das ist eine Steigerung um 20 Prozent", sagt Cheforganisator Jürgen Löchelt. Und dabei war noch nicht einmal Anmeldeschluss. Es können also durchaus noch ein paar mehr werden.

Doch woran liegt es: "Sehr viele Nationen schöpfen ihr Kontingent dieses Mal komplett aus", erklärt Löchelt. Denn in den sieben verschiedenen Kategorien kann jede Nation bis zu drei Sportler melden – und das machen bei dieser Weltmeisterschaft viele. Große Nationen wie beispielsweise England oder die USA hätten ihr Kontingent bereits in der Vergangenheit voll ausgeschöpft. Doch nun gebe es auch etliche kleiner Länder, die bislang nur mit ein oder zwei Sportlern pro Kategorie vertreten waren und nun ihre Möglichkeiten voll ausnutzen.

"Das zeigt, dass sich einige Nationen viel stärker im Behindersport engagieren, als es bislang der Fall gewesen ist", sagt der Cheforganisator. Gerade in Europa sieht er den Grund in der verstärkten Thematisierung der Inklusion und einer damit verbunden Schärfung des Bewusstseins. "Und Sport ist immer ein Aushängeschild, egal ob er von behinderten oder nicht-behinderten Sportlern ausgeübt wird."

Vor allem bei den sehbehinderten Sportlern gab es eine große Überraschung: In Turin hatten nur Italien und Frankreich Sportler für diese Kategorie gemeldet und damit lag die Zahl unter den eigentlich vorgeschriebenen fünf Teilnehmern. Auch bei den Wettbewerben davor sah es nicht anders aus. Für Donaueschingen sind nun bislang 18 sehbehinderte Athleten angemeldet. "Das ist ein Riesenerfolg – auf der einen Seite für den Behindertensport und auf der anderen Seite für die Sportler selbst, da es schließlich nicht alltäglich ist, dass Menschen mit Sehbehinderung Bogensport betreiben", sagt Löchelt.

Bislang haben sich 43 Nationen angemeldet. Cheforganisator Löchelt geht aber davon aus, dass es bis Meldeschluss noch 45 oder 46 Länder werden. Ein Drittel der Sportler kommt aus Europa, ein weiteres Drittel aus dem asiatischen Raum und das letzte Drittel aus Nord- oder Südamerika – wobei die USA und Brasilien stark vertreten sind und viele Sportler nach Donaueschingen schicken werden. Doch es gibt auch Nationen, die sind im Schlosspark mit nur einem Teilnehmer vertreten, beispielsweise Venezuela. "Wir versuchen, es den Sportlern, die alleine kommen, so angenehm wie möglich zu machen", sagte Löchelt. So werden in diesem Fall freiwillige Helfer zur Verfügung gestellt, die den Sportler unterstützen.

Der ehrenamtliche Einsatz wird bei der Veranstaltung sowieso groß geschrieben. Bei den Planungen wurde mit 120 bis 140 Helfern gerechnet. Aktuell haben sich 143 Freiwillige gemeldet – viele davon sind im Bogensport zuhause. Rund die Hälfte von ihnen kommt aus der Region, doch die andere Hälfte nimmt zum Teil lange Anreisen auf sich, beispielsweise aus Flensburg. Für einige ist es nicht der erste Helfer-Einsatz. Bei Weltmeisterschaften oder bei den Olympischen Spielen in London und in Peking haben sie bereits geholfen. "Diese Leute nehmen extra Urlaub, um dabei zu sein, weil ihnen die Atmosphäre bei solchen Veranstaltzungen so gefällt", sagt Jürgen Löchelt und fügt hinzu: "Es ist faszinierend, dass so viele Menschen bereit sind, uns bei der Veranstaltung zu unterstützen."

Die Weltmeisterschaften im Bogensport für Menschen mit Behinderung finden vom 23. August bis zum 30. August im Donaueschinger Schlosspark statt. Über 300 Spitzensportler werden sich dort dann messen. Dabei geht es nicht nur um einen Platz auf dem Siegerpodest, sondern auch um eine Fahrkarte zu den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro. Das genaue Programm steht noch nicht fest. Erst nach Meldeschluss, wenn die endgültigen Zahlen aus allen Nationen eingegangen sind und damit dann die Teilnehmerzahlen feststehen, kann das detaillierte Wettkampfprogramm entwickelt werden. Der 21. und 22. August sind für die Ankunft der Teilnehmer reserviert, wobei einzelne Nationen schon angekündigt haben, dass sie früher kommen, damit sich die Sportler besser an die klimatischen Bedingungen vor Ort anpassen können. Am Sonntag, 23. August, soll dann das erste offizielle Training und die Eröffnungsfeier stattfinden. Von Montag, 24. August, bis Freitag, 28. August, sind die Qualifikationswettkämpfe geplant. Am Samstag, 29. August, wird das Finale im Compound-Bogen stattfinden und einen Tag später das Finale im Recurve-Bogen. Außerdem ist auch für den Sonntag die Schlussfeier geplant.