Braumeister Daniel Haag schaut in den Sudkessel. Foto: Fürstenberg Brauerei Foto: Schwarzwälder-Bote

In der FF-Brauerei in Donaueschingen tüftelt man an einer neuen Geschmacksnuance / Optimistischer Ausblick

Donaueschingen. Der Absatz von Bier hat im ersten Halbjahr 2014 hat dank der Fußball-WM deutlich an Fahrt aufgenommen. Aufatmen auch in der FF-Brauerei in Donaueschingen nach einem durchwachsenen Vorjahr? Geschäftsführer Georg Schwende skizziert die Entwicklungen 2014/2015.

Herr Schwende, Sie sind seit 2009 Geschäftsführer der FF-Brauerei, hat sich in dieser Zeit der Markt durch Trinkgewohnheiten grundlegend verändert?

Der Pro-Kopf-Konsum für Bier sinkt seit vielen Jahren schon, momentan liegt er bei 106 Litern ( 2009: 109 Liter, 2005: 115 Liter) – mit diesem Umstand kämpfen alle Brauereien. Das liegt unter anderem daran, dass einerseits die Verbraucher immer älter werden und andererseits sich in der Bevölkerung insgesamt ein zunehmendes Bewusstsein für Ernährung und damit auch für bewussten Biergenuss entwickelt hat. Was seit jüngster Vergangenheit verstärkt zu beobachten ist, dass der Konsum zu Hause zunimmt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass immer weniger Menschen ihr Bier Außer-Haus, also auch in der Gastronomie, genießen. Das stellt die Wirte und auch uns vor große Herausforderungen.

Ist nach wie vor das Pilsener die Kernmarke ?

Fürstenberg ist nach wie vor die Hauptmarke. Stärkste Sorte ist unser Fürstenberg Premium Pilsener, gefolgt von Edel Export als zweitstärkste Sorte. Der Pilsmarkt ist der am härtesten umkämpfte, wir stehen hier im Wettbewerb mit vielen regionalen Brauereien aber auch mit den großen nationalen Marken.

Pils ist zwar die meistgetrunkene Sorte, es zeichnet sich jedoch immer stärker eine Spezialisierung des Biermarktes ab, regionale und saisonale Bierspezialitäten gewinnen an Bedeutung. Diesem Trend stellen wir uns, indem wir uns behutsam öffnen und Spezialitäten unter der Marke Fürstenberg entwickeln.

Gibt es bereits neue Rezepturen, die vor der Markteinführung stehen?

Unsere Braumeister haben viele gute Ideen und Rezepturen in petto. Eine davon haben wir so weit entwickelt, dass wir sie ab Oktober der Öffentlichkeit vorstellen werden: unser Fürstenberg Schalander Bier. Es ist ein naturtrübes Kellerbier. Die Zugabe von ausgewähltem Karamellmalz sowie heimischem Aromahopfen verleihen ihm Geschmacksnuancen von Karamell und Honig, das rundet seine malzig-florale Note perfekt ab. Wir sind zuversichtlich mit diesem Bier traditioneller fürstenbergischer Braukunst viele Kenner zu überzeugen.

In unseren Sudkesseln und Kellern warten noch weitere Spezialitäten darauf, ebenfalls entdeckt zu werden. Vielleicht ist es ja bereits 2015 wieder soweit…

Entscheidend bei all unseren Bieren ist die erstklassige Qualität der Rohstoffe, denn nur dann kann hervorragendes Bier entstehen. Darum beziehen wir unsere Rohstoffe hauptsächlich aus dem Süden Deutschlands und wählen auch bei unseren Geschäftspartnern und Lieferanten gerne die Firmen aus der Nähe.

Wie hat sich der Absatz des 250 Beschäftigte zählende Donaueschinger Brauhauses in Gastronomie und Handel in dieser Zeit entwickelt?

Der Biermarkt war und bleibt auch weiterhin rückläufig. Es herrscht nach wie vor ein starker Verdrängungswettbewerb, der gerade im Handel von einem aggressiven Preiskampf seitens der nationalen Fernsehbiere geprägt ist. Uns als regionale Brauerei hier zu behaupten ist kein leichtes Unterfangen!

In der Gastronomie zeigt sich ein differenzierteres Bild, die Situation ist hier nach wie vor angespannt. Das hat zwei Gründe: Zum einen hat der Heimkonsum deutlich zugenommen, das heißt die Menschen gehen nicht mehr so oft zum Essen und Trinken aus. Zum anderen ist ein erhebliches Gaststättensterben, gerade im ländlichen Raum, festzustellen. Das trifft uns als Brauerei, die stark in der Gastronomie verwurzelt ist, besonders. Darum ist es uns sehr wichtig, unsere Gastronomiepartner nach Kräften zu unterstützen. Unser Angebot an Finanzierungs- und Serviceleistungen sowie Schulungen, insbesondere auch durch die Kompetenz unserer Biersommeliers, helfen wir aktiv, ihre Lokale weiterhin erfolgreich zu führen. In dieser schwierigen Situation freuen wir uns ganz besonders über die vielen Kunden, die wir für unser Bier gewinnen.

All das hat sich natürlich auch auf unsere Absätze niedergeschlagen. Dennoch konnten wir uns sowohl in der Gastronomie als auch im Handel gut behaupten. Menge ist jedoch nicht alles, auch die Ergebnisse müssen passen und das ist der Fall.

Nach einer positiven Entwicklung bis 2013 wird für das vergangene Jahr von einer durchwachsenen Entwicklung gesprochen. Woran lag das?

2013 war Petrus nicht auf der Seite der Brauer. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine so lange Schlechtwetterperiode in der eigentlichen Hauptsaison erlebt zu haben. Hinzu kommt, dass wir als einzige Brauerei in unserem Heimatgebiet eine Preiserhöhung durchgeführt haben. Im Vergleich dazu haben sich die TV-Biere mit Billigstangeboten hervorgehoben und damit dem Image von Bier eher Schaden zugefügt. Wir sind der Meinung: Qualität hat nun mal ihren Preis. Das Geschäftsjahr 2013 war unterm Strich für uns positiv.

Laut Brauer-Bund stieg der Absatz um 4,4 Prozent bundesweit. In Baden-Württemberg stieg der Absatz gar um 7,2 Prozent (Baden-Württembergischer Brauerbund BWB) und allein im WM-Monat Juni um 15 Prozent. Wie hat sich die Fußball-WM in der Absatzstatistik der FF-Brauerei ausgewirkt?

Das erste Halbjahr in 2014 war außerordentlich gut, der Juni mit einem Plus von rund 15 Prozent beim Absatz hervorragend. Im Ausland konnten wir sogar ein Plus von 26 Prozent verzeichnen. Natürlich hat die Fußball-WM unseren Absatz vor allem im Handel maßgeblich beflügelt. Denken Sie nur an die tollen Public Viewings, die vielen begeisterten Fans, die zu Hause die Spiele und den WM-Erfolg unserer Nationalelf mitverfolgten. Das hat richtig Spaß gemacht. Auch das Wetter spielte mit und die zahlreichen Feste, Hocks und Festivals waren gut besucht.

Das durchwachsene Wetter im Juli und August hat die Euphorie wieder merklich gebremst und uns Brauer auf den Boden der Realität zurückgeholt. Dennoch liegen wir bei Fürstenberg immer noch gut im Plan und sogar über Vorjahr, jetzt heißt es hoffen auf einen schönen Spätsommer.

Die guten Rahmenbedingungen in der ersten Hälfte des Jahres haben uns in unserer Leistung und positiven Entwicklung unterstützt. Innovationen, neue Produkte und Gebinde, eine gelungene Premiere unseres Musikwettbewerbs Fürstenberg Lokalderby und eine wachsende Zahl an Kunden sind gute Beispiele für den Erfolg der tagtäglich harten Arbeit, die das gesamte Fürstenberg-Team mit viel Engagement leistet. Deshalb schauen wir positiv in die Zukunft – gerade auch mit der erneuten Bestätigung als Bundesehrenpreisträger für Bier im Rücken. Wir haben diese höchste Auszeichnung der deutschen Ernährungswirtschaft für die hervorragende Qualität unserer Biere jetzt bereits zum dritten Mal erhalten. Eine tolle Leistung, auf die wir sehr stolz sind!

Das Unternehmen hat viel in die Standort-Sicherung in die Produktionsanlagen investiert im vergangenen Jahr, was werden 2015 die nächsten Investitionen sein?

Wir gehen den erfolgreichen Weg "Wir im Süden" konsequent weiter und investieren in die Marke sowie in die Entwicklung von Neuprodukten und die Fortführung unserer Kampagne. Auch im Gastronomiebereich engagieren wir uns auf vielfältige Art und Weise. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf unsere traditionsreiche Brau- und Bierkultur. Wie sich dies genau ausgestalten wird, präsentieren wir voraussichtlich in 2015. Lassen Sie sich überraschen!

Es ist schon die Rede davon gewesen, den Standort ins Industriegebiet zu verlagern. Ist das noch ein Thema?

Nein, unsere Brauerei bleibt weiterhin im Herzen der Stadt.

Fragen: Franz-J. Filipp

u Beim Bierabsatz rangierte Baden-Württemberg vergangenes Jahr laut Statistischem Bundesamt mit seinen rund 6,1 Millionen Hektolitern an sechster Stelle unter den Bundesländern. Spitzenreiter war Nordrhein-Westfalen mit etwa 23,6 Millionen Hektolitern, gefolgt von Bayern (22,3 Millionen Hektoliter) und Niedersachsen mit Bremen (8,5), Sachsen (7,9) und Rheinland-Pfalz mit Saarland (6,7). Rückgänge mussten im Vergleich zum Vorjahr fast alle Länder hinnehmen - abgesehen von Bayern (plus 0,7 Prozent), Berlin mit Brandenburg (plus 5,8 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (plus 6,5 Prozent). Allerdings hatten die letzten beiden in den Vorjahren ebenfalls leichte Rückgänge zu verzeichnen. Auch bundesweit geht der Bierabsatz seit Jahren leicht zurück – seit dem Jahr 2001 (Absatz 107,8 Millionen Hektoliter) im Durchschnitt um jeweils 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf jüngst 94,6 Millionen Euro.

Mit 623 gibt es laut Statistischem Bundesamt in Bayern die meisten Braustätten (Stand 2013), gefolgt von Baden-Württemberg mit 185 und Nordrhein-Westfalen mit 131. Bundesweit waren es vergangenes Jahr 1349. Dazu zählen neben selbstständigen Brauereien und solchen, die zu einem größeren Unternehmen gehören, auch Brauereigasthäuser.

u Die Fürstlich Fürstenbergische Brauerei aus Donaueschingen, zu der auch Riegeler gehört, hat jeweils rund 200 Mitarbeiter sowie eine andere Geschichte und Struktur: Fürstenberg wurde 1283 vom Grafen Heinrich I. von Fürstenberg gegründet, der damals die Landgrafschaft Baar mit Tunöeschingen - dem heutigen Donaueschingen – als Lehen erhalten hatte und damit auch das Recht, Bier zu brauen. Seit 2005 ist Fürstenberg nicht mehr eigenständig, sondern Teil der Brau Holding International, der laut Lebensmittelzeitung sechstgrößten Brauerei-Gruppe in Deutschland mit einem Bierausstoß von 5,4 Millionen Hektoliter 2012 und voraussichtlich 5,5 Millionen 2013.