Der Borkenkäfer liebt die Trockenheit und lässt bei Revierleiter Manfred Fünfgeld und Virginia Lorek, Leiterin der Betriebsstelle Baar, die Sorgen größer werden. Die Fichten leiden und sterben ab. Eigentlich sollten sie mithelfen, eine sechs Hektar große Fläche, die der Orkan Lothar vor bald 20 Jahren gerissen hat, wieder zu schließen. Aber es gelingt nur sehr schwer. Fotos: Beathalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Unser Wald: Naturkatastrophe von 1999 im Donaueschinger Forst noch immer zu spüren

Von Manfred Beathalter

Das Jahr 1999 bleibt im Gedächtnis der Forstleute bis heute aktuell.

Donaueschingen. Damals sorgte der gewaltige Orkan Lothar, der am Vormittag des zweiten Weihnachtstages auch über Baar und Schwarzwald raste, für unglaubliche Schäden. Auch 20 Jahre danach sind noch Kahlflächen in den Wäldern zu besichtigen. Manfred Fünfgeld, Revierleiter bei der Stadt Donaueschingen und für das im Osten der Stadt liegende Revier Aasen/Neudingen in der Verantwortung, hat noch immer eine Lothar-Fläche unter seinen Fittichen. Sechs Hektar im Bereich Daischwasen in Aasen sind noch immer nicht geschlossen, wie es sein soll: Lothar hat dem Förster vor bald 20 Jahren ein unerfreuliches Souvenir geschenkt.

"Zum Glück ist es nicht überall so", sagt Manfred Fünfgeld. In seinem Revier gebe es auch viele erfreuliche Beispiele, die zeigen, dass der Wald wieder vorankommt. Aber als Lothar abgezogen war, drohte der Holzmarkt in ganz Europa zusammenzubrechen. An vielen Stellen auf der Baar wurden Nasslager aufgestapelt, Baumstämme über Monate mit Wasser besprüht, um nicht alles Holz auf einmal auf den Markt zu bringen. In Fünfgelds Revier in Aasen und Neudingen "war der sechsfache Jahreseinschlag bereits durch den Sturm am Boden, es dauerte viele Monate, bis alles aufgearbeitet war", erläutert der Forstmann. "Manche Flächen, die von Lothar kahlgekämmt wurden, sind von Holunder bewachsen, der Wildbestand war teilweise unerträglich".

"Hier werden wir immer wieder zurückgeworfen", sagt Fünfgeld und blickt auf eine Art Tundra-Landschaft, ein "Loch", das sich einfach nicht so richtig schließen will. Auf vier Hektar Fläche wurden in diesem Bereich vor allem Fichten vom Orkan umgeworfen, auch der tonige Boden im Untergrund hat dazu beigetragen, dass sie den enormen Windgeschwindigkeiten nicht widerstehen konnten. "Die Kiefern sind zum Teil stehengeblieben", erinnert sich Fünfgeld, "trotzdem lagen hier 3000 Festmeter Holz und sie waren kaum noch zu verwerten, die Fichten waren weg."

Dabei war der Wald auf dem Daischwasen ohnehin noch relativ jung, denn die Fläche war erst Jahre nach dem Krieg aufgeforstet worden: Rings um Donaueschingen gab es sogenannte Franzosenhiebe. Die Bäume auf diesen Flächen wurden abtransportiert, um Kriegsschulden zu begleichen.

Schnee von vorgestern. Aber als dann 1999 Lothar viele Schäden im Donaueschingen Wald hinterlassen hatte, musste dieses Areal erneut wieder aufgeforstet werden. Die älteren Fichten im Hintergrund halfen zwar mit, indem sie junge Sämlinge abwarfen und zur Naturverjüngung beitrugen. Immer wieder wurde nachgepflanzt. Aber es folgten weitere Probleme. Sie haben verhindert, dass die Bäume so richtig gut ansetzen konnten: Eine Menge junger Pflanzen sind vertrocknet, weitere Windereignisse haben die Kahlfläche von vier auf sechs Hektar vergrößert, die Aufforstung stellt sich schwieriger dar als erwartet, weil der jährlich zur Verfügung stehende Forstetat auch nach der Sturmkatastrophe nicht in den Himmel wuchs. Wildverbiss tat ein Übriges, so dass manche Waldflächen um Jahre zurückgeworfen wurden.

Im Hintergrund steht freilich noch ein richtiger Wald, aber die älteren Fichten, die mit ihren Sämlingen für eine gute Naturverjüngung sorgten, sind in den Wipfeln schon rot und damit trocken: Gefundenes Fressen für den Borkenkäfer. Der schlägt dieses Jahr mit der trockenen Witterung erbarmungslos zu "und reißt wohl demnächst ein weiteres Loch in diese Fläche", fürchtet Fünfgeld.

Die Aufforstung geht trotzdem weiter. Wildkirsche, Birke, Erle und Stieleiche sollen künftig für mehr Stabilität im Wald sorgen, 60 Prozent der Fläche gehört aber nach wie vor dem Nadelholz: Fichte, Kiefer und Weißtanne: Es gibt Hoffnung, dass mit der Zeit ein Mischwald entsteht, der künftige Naturereignisse besser übersteht.