Für Lina Mell werden gleich zwei Nachfolger gesucht. Foto: Archiv

Oberbürgermeister trennt Kultur vom Tourismus. Zwei Nachfolger für Lina Mell gesucht.

Donaueschingen - Aus eins mach zwei: Oberbürgermeister Erik Pauly hat von der allgemeinen Verwaltungskompetenz Gebrauch gemacht und auf den Weggang von Lina Mell reagiert.

Zukünftig soll es nicht mehr einen Amtsleiter für Tourismus, Kultur und Marketing geben, sondern zwei Amtsleiter – einen für Tourismus und Marketing und den anderen für den Bereich Kultur. Und auch, wenn es nun quasi mit letzterem ein zusätzliches, und zwar achtes Amt in der Donaueschinger Verwaltung gibt – eine Aufblähung des Verwaltungsapparats soll dies nicht bedeuten. Denn es wird kein komplett neues Amt geschaffen, sondern nur eine weitere Amtsleiterstelle. Das restliche Personal behält einfach seine alten Zuständigkeiten im neuen Amt. Diese Lösung gab es schon einmal unter Bernhard Everke. Im Februar 2001 trat damals Tilman Kuttenkeuler sein Amt als Kulturchef an. Nicht üppig mit Budget ausgestattet, setzte er damals doch Akzente in der Donaueschinger Kulturlandschaft.

Das ursprüngliche "Amt 2" hatte sechs Sachgebiete. Diese werden nun entsprechend den neuen Ämtern zugeteilt. Das neue "Amt 2" ist unter dem Titel "Kultur und Marketing" für die Bereiche Tourismus und Marketing, Vereine und Donauhallen verantwortlich. Und das neue Amt 8 kümmert sich unter dem Überbegriff um die Bereiche Kultur und Städtepartnerschaften, Kunst- und Musikschule, sowie die Bibliothek.

Während in der Vergangenheit der Amtsleiter Tourismus, Kultur und Marketing auch gleichzeitig Sachgebietsleiter für den Bereich Kultur war, soll dies im neuen Kulturamt beibehalten werden und auch im Bereich Tourismus und Marketing wird der Amtsleiter gleichzeitig für ein Sachgebiet als Leiter verantwortlich sein.

Nachdem die bisherige Amtsleiterin Lina Mell ihren Aufhebungsvertrag, um den sie gebeten hatte, unterzeichnet hat, stand OB Erik Pauly vor zwei Möglichkeiten. "Entweder wir lassen alles, so wie es ist, oder wir splitten das Amt auf", erklärt das Donaueschinger Stadtoberhaupt. Für "unregierbar" hält er das Königreich über den Tourismus, die Kultur und das Marketing nicht. Klar sieht er auch die Vorteile, die die Größe und die vielen Zuständigkeiten des Amtes mit sich bringen. So könnten beispielsweise bei großen Veranstaltung, wie den Musiktagen oder dem Reitturnier, die Kräfte gebündelt werden. Und schließlich sei das Amt ja auch vor Jahren extra geschaffen worden, weil dem Kulturmanager Georg Riedmann der Unterbau für die richtige Arbeit gefehlt habe. Denn im April 2007 wurde der Bereich umstrukturiert.

Aus dem Tourismus- und Sportamt, sowie dem Kulturamt wurde das Universal-Amt für Kultur, Tourismus und Marketing unter der Leitung von Riedmann. Später in diesem Jahr kam dann noch die Verantwortung für die Städtepartnerschaften hinzu, die bislang größtenteils beim Hauptamt angesiedelt gewesen waren. So entstand eine große Zuständigkeit, die viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens – vor allem aber auch die beiden Großveranstaltungen wie Musiktage und Reitturnier – abgedeckt haben. Georg Riedmann, der als ehemaliger Profimusiker entsprechende Kontakte und als studierter Kulturmanager eine entsprechende Basis hatte – kam mit dem Zuschnitt des Amtes bestens zurecht. Doch bekanntlich zog es ihn nach Markdorf und seither ist das "Amt 2" immer mehr zum Sorgenkind geworden.

Auch wenn OB Pauly den Weggang von Petra Ovcharovich und Lina Mell nicht im strukturellen Zuschnitt des Amtes sieht, soll nun gehandelt werden und nicht nur ein Nachfolger für Lina Mell, sondern gleich zwei gefunden werden, die sich dann getrennt um die Bereiche "Tourismus und Marketing" sowie den Sport kümmern.

Während der große Zuständigkeitsbereich des Amtes als Vorteil gesehen werden kann, bringt dies laut Pauly jedoch auch zugleich Nachteile mit sich: "Das Prinzip 'jeder macht alles' kann auch gleichzeitig bedeuten, dass die klaren Strukturen fehlen", so Erik Pauly. Und so erhofft er sich, dass die "Neustrukturierung dazu zwingt, das Potenzial an Effektivität zu steigern."

Gleichzeitig werde auch die Kultur in der Stadt aufgewertet, in dem sie ein eigenes Amt erhalte. Das gleiche gelte natürlich für den Bereich Marketing und Tourismus – denn schließlich fordere die Umsetzung des Tourismuskonzeptes auch sehr viele Kräfte. Finanziell würde die Schaffung eines Amtes zwar Auswirkungen bei den Haushaltskosten haben, aber nicht in der Größenordnung, dass gleich zweimal das Gehalt für den bisherigen Kulturamtsleiter gezahlt werden müsste. Denn die beiden Stellen sollen eine Entgeltgruppe niedriger angesetzt werden, als dies aktuell der Fall ist.

Das Thema wird nächste Woche am Dienstagabend noch im Gemeinderat behandelt. Dann geht es jedoch nicht um die Amtsaufteilung, sondern das politische Gremium muss noch seinen Segen zu der Besetzung der neuen Amtsleiterstelle geben und der Schaffung einer neuen Stelle zustimmen.

Info: Die Amtsleitung

Mit der Schaffung des Amtes Kultur, Tourismus und Marketing übernahm 2007 Georg Riedmann die Leitung. Im Herbst 2013 wurde Riedmann jedoch zum Bürgermeister von Markdorf gewählt. Die Amtsleitung war dann erst einmal vakant. Es folgte das Zwischenspiel von Petra Ovcharovich, die ab April 2014 das Amt übernommen hat und dann erst krank war und im Dezember 2014 endgültig ging. Dann folgte ab März 2015 Lina Mell. Doch auch Mell wird die Stadt wieder verlassen. Sie hat um einen Aufhebungsvertrag gebeten.