Foto: Schwarzwälder-Bote

Jagd, Hege, Naturschutz – der Wald als Lebensraum, für den der

Jagd, Hege, Naturschutz – der Wald als Lebensraum, für den der Mensch eine besondere Verantwortung trägt, hat in Deutschland eine historische Bedeutung.

Auch eine politische mitunter, weil im 9. Jahrhundert Hermann der Cherusker bei der Schlacht im Teutoburger Wald die Römer bezwang, und der Wald so neben einer romantischen Landschaftsbeschreibung vor allem in der Malerei und Dichtung eine heroische Sinngebung als Sehnsuchtsraum erfährt. Nicht zuletzt schreiben ihm Sagen wie auch Mythen etwa durch die Gebrüder Grimm eine Stellung als hehrer Hort besonderer Tugenden zu.

Der Wald war und ist aber heute auch für die Menschen als Nutzungsraum für die Holzwirtschaft gerade im Schwarzwald von erheblicher Bedeutung. Nicht zuletzt für die Jagd. Freilich weniger zur Nahrungsbeschaffung, sondern als ein Feld für traditionelle Werte wie das Bild einer Herrschaft über Wildnis und Natur: der Mensch und gerade der Waidmann dort in seiner Rolle als fürsorglicher Hüter wie gütiger Richter zugleich. Doch die Metapher hinkt. Denn die Natur folgt seit Jahrhunderten ihren eigenen Gesetzen, lässt sich nur bedingt in wissenschaftliches Regelwerk zwängen, was Naturkatastrophen und -phänomene belegen.

Fest steht zudem, dass sich das Natur- und Umweltbewusstsein in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend gewandelt hat. Wieder lieferte der Wald eines der markantesten Stichworte: Waldsterben, Saurer Regen, Umweltgifte. Hinzu kommt die Abkehr etwa von Monokulturen mit den in Reih und Glied formierten Fichten. So gesehen ist es gut nachvollziehbar, dass gerade eine grün-rote Landesregierung ihre Sicht eines respektvolleren Umgangs mit der Naturkulisse in politisches Handeln ummünzen will.

Womit wir beim heftig umstrittenen neuen Jagdgesetz sind. Schon an den Reaktionen ist abzulesen, dass darin gewaltiger Zündstoff steckt. Findet die Landesregierung etwa beim Ökologischen Jagdverband (ÖJV) Zuspruch, zerpflückt der Landesjagdverband Baden-Württemberg das Vorhaben in der Luft. Was etwa soll das Jagdverbot auf Wildschweine im Wald von Mitte Februar bis Mitte April? Oder die Einschränkungen bei der Fütterung? Sitzen die Ökologen einem naiven Irrglauben an einen Wald auf, der es schafft, sich als Lebensraum durch natürliche Auslese selbst zu regulieren? Wollen die Jäger sich tradierte Rechte auf freies Jagen zu jeder Jahreszeit nicht nehmen lassen und einen unbotmäßigen Eingriff in persönliche Freiheiten abwehren? Zugegeben, so manchen natürlichen Feind brauchen einige Tierarten heute nicht mehr zu fürchten, und die harten Winter, in denen nur die Stärksten überleben, werden im Zeichen des Klimawandels immer seltener. Doch müssen damit nicht gleich Überpopulation und somit größere Schäden, verursacht durch Wildschweine auf Feldern und in Schonungen, einhergehen. Ebenso weiß man längst, dass Tiere im Wald im Winter ihren Aktionsradius einschränken, um mangels Futter auch weniger zu verbrauchen.

Richtig: Bejagung bleibt zur Bestandsregulierung unerlässlich. Nach welchen Regeln aber? Ist etwa die Kirrung der Wildschweine ein angemessener Eingriff ins Öko-System?

Jedenfalls: Im Streit um das Jagdgesetz geht es durchaus um grundsätzliche Positionen zum Verständnis unserer Natur. Der Wald eignet sich indes nicht für politische Instrumentalisierung. Es kann andererseits auch nicht vorwiegend darum gehen, angestammte Privilegien zu bewahren. Beide Seiten müssen also aufeinander zugehen. Und zwar ein gutes Stück.