Metzgermeister Reinhard Kanstinger und Ehefrau Regina schließen schweren Herzens ihren Doaueschinger Traditionsbetrieb Ende Januar. Foto: Naiemi Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Traditionellem Familienbetrieb fehlen Nachfolger und Fachkräfte / Ende Januar ist Schluss

Die in zweiter Generation geführte Traditionsmetzgerei schließt. Nachfolger und Fachkräfte fehlen.

Donaueschingen. Die Metzgerei Kanstinger schließt kurz vor ihrem 55-jährigen Bestehen zum 1. Februar 2017 ihr Geschäft. Seit mehr als 100 Jahren befindet sich in der Karlstraße 7 eine Metzgerei. Damit ist die Stadt dann um einen weiteren Traditionsbetrieb ärmer. Es ist ein bitterer Schritt für das Ehepaar Regina und Reinhard Kanstinger. Die Trauer steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Nichtsdestotrotz wäre es eine notwendige Entscheidung gewesen, erklärt das Ehepaar.

Der Grund sind gesundheitliche Aspekte. Wegen des Personalmangels muss Reinhard Kanstinger seit zwei Jahren ein Arbeitspensum von 80 Stunden pro Woche leisten. Der 59-jährige Metzgermeister suchte deshalb händeringend einen Metzgergesellen und Helfer, findet aber auf dem Arbeitsmarkt niemanden. Außerdem ist kein Nachfolger in Sicht.

Er selbst sei automatisch in die väterliche Metzgerei in den Beruf hineingewachsen, womit die Nachfolge gesichert war, erinnert sich Reinhard Kanstinger. Das Ehepaar hat drei Töchter. Somit scheidet diese Lösung zur Fortführung des Betriebes aus. Nachdem sich über so lange Zeit keine Änderung ergab, arbeite er durchgehend, auch an den Wochenenden, um den reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. "Die Theke muss jeden Tag voll sein, sonst bleiben die Kunden weg", weiß Kanstinger. "Unser Geschäft floriert", erklärt Regina Kanstinger. Die Qualität der Wurst und der Spezialitäten werde von den Kunden wertgeschätzt. "Die Kunden denken und kaufen qualitätsbewusster", sagt Regina Kanstinger.

Umso schwerer fiel der Schritt, den gut laufenden Handwerksbetrieb zu schließen. "Es war ein Kurzentschluss", so Regina Kanstinger weiter. Obwohl die körperlichen Anforderungen nicht mehr so hart sind wie früher, zeichnete sich deutlich ab, dass Reinhard Kanstinger diese extreme Belastung nicht mehr auf Dauer packen würde. Dies obwohl Ehefrau Regina und die drei Töchter helfen, wo sie können. Alle befürchteten aber, "dass er irgendwann umfällt".

"Dieses Risiko ist es einfach nicht wert", sagt das Ehepaar. Sollte wider Erwarten jemand Interesse haben, die Metzgerei zu übernehmen, stehen die Kanstingers dem offen gegenüber. Ansonsten schließen sich am 31. Januar 2017 die Pforten. Reinhard Kanstinger geht in den Ruhestand, Regina Kanstinger geht weiter arbeiten, ein Teil der sechs Angestellten hat bereits Anschlussarbeitsplätze.