Das Donaueschinger Erbprinzenpaar Christian und Jeannette zu Fürstenberg mit Künstlerin Paloma Varga Weisz in ihrer Mitte, daneben eines der Exponate. Fotos: Simon Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Werke von Paloma Varga Weisz in den Fürstenberg-Sammlungen

Die skurrile Wunderkammer dient als passender Rahmen für die fantastische Figurenwelt von Paloma Varga Weisz. Vor fünf Jahren gründete das Erbprinzenpaar Christian und Jeannette zu Fürstenberg das Projekt Fürstenberg zeitgenössisch.

Donaueschingen. Es besteht aus einem jährlichen Stipendiatenprogramm, der Ausrichtung von Wechselausstellungen und dem Aufbau einer Sammlung.

Zu erleben ist ein Dialog der vielfältigen Gegenwartskunst mit den Exponaten der immer noch bestehenden, klassischen Kunst- und Wunderkammer der Fürstenberger, jener skurrilen Vorgängerin des heutigen Kunstmuseums, in der sich neben kostbaren und seltenen Kunstwerken allerlei Seltsamkeiten aus Tier-, Pflanzen- und Mineralreich mischen.

Dies ist ein optimales Forum für die nicht minder fantastischen Figuren von Paloma Varga Weisz, die nun in der Ausstellung Kabinettstück in Donaueschingen zu sehen sind. Kabinettstücke, laut Definition Meisterwerke, die sich in die Kunst- und Wunderkammer einfügen, sind die Arbeiten der 1966 in Mannheim geborenen und nun in Düsseldorf lebenden Künstlerin allemal.

Aber auch für Varga Weisz, die nach einer Holzbildhauerlehre in Garmisch-Partenkirchen an der Düsseldorfer Akademie bei Tony Cragg Bildhauerei studierte und mittlerweile weltweit ausstellt, ist dieser Ausstellungsort ein ganz besonderer. In welchem Museum sonst wird man während der Ausstellungsvorbereitungen so inspiriert und fündig wie in den Fürstenbergischen Sammlungen? Alte Schneiderpuppen, die die Künstlerin auf dem Dachboden fand, stehen nun wie selbstverständlich inmitten ihres Figurenkabinetts, darunter die farbig gefassten Schnitzereien Lady of Naumburg und der Beulenmann, sowie Aquarellen. Sie korrespondieren mit dem Herzstück der Präsentation, den Schränken aus der aktuellen Werkserie Bois Dormant.

In den märchenhaften Dornröschen-Schränken, die auch vom Museumsspeicher stammen könnten, aber von Varga Weisz angefertigt wurden, sind unterschiedliche Objekte wie Hüte und Pferdeschwänze zusammen mit kleinformatigen Skulpturen, die Extremitäten darstellen, arrangiert.

Der Schrank als ein persönliches Ordnungsmittel des Häuslichen, als Raum umschließendes Element, gilt auch als Symbol für den weiblichen Körper.

Im Cabinet 4 steht zum Beispiel eine männliche Figur mit Hut und Kniebundhosen, die Hände in den Hosentaschen, und betrachtet die Schrankrückwand. Anstelle der Maserung des Holzes erscheint dort eine Vielzahl von weiblichen Geschlechtsteilen. Genauso auffällig wächst aus dem hölzernen Berg, den der erfolgreiche Bergsteiger erklommen hat, ein männliches Geschlechtsmerkmal hervor.

Die Konfrontationen der Betrachter mit den figürlichen Arbeiten von Paloma Varga Weisz sind ebenso direkt und einfach wie tiefgründig. Maskeraden oder Metamorphosen – die vage angedeuteten Erzählungen entfalten in einem surrealen Schwebezustand ihre eigentümliche Spannung aus dem Spezifischen und dem Allgemeinen. Zauberhaftes und Traumhaftes, Melancholisches, Tragisches und Verdrängtes, Symbolisches und Reales – auf alle Fälle, eine Ausstellung an einem ganz besonderen Ort, die auf der ganzen Linie überzeugt: handwerklich, inhaltlich und konzeptionell.

Die Ausstellung Kabinettstück von Paloma Varga Weisz ist in den Fürstenbergischen Sammlungen Donaueschingen bis 27. November zu sehen: dienstags bis samstags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags 10 bis 17 Uhr.