Kontrabass-Ikone Sebastian Gramss sorgt mit seinem Quintett "Underkarl" für einen gelungenen Abend. Foto: Rademacher Foto: Schwarzwälder-Bote

Sebastian Gramss und "Underkarl" punkten mit viel Abwechslung

Von Christina Rademacher

Donaueschingen. Im kleinen Kreis gab Kontrabassist Sebastian Gramss mit seinem Quintett "Underkarl" ein Konzert im Strawinskysaal. Eine der konstantesten Formationen der deutschen Jazz-Szene, seit 1993 in fast gleicher Besetzung, präsentierte vorwiegend Stücke ihrer aktuellen CD "Homo Ludens".

Zuhörer sitzen an kleinen Tischen

Um kleine Tische saßen die Zuhörer auf gleicher Ebene wie die Musiker und erlebten das Konzert auf dem Parkett hautnah. "Die Kölner Gruppe war letzte Woche noch in Sizilien und jetzt ist sie in Donaueschingen", berichtete Heinz Bunse, Vorsitzender der Musikfreunde, nicht ohne Stolz. Gleich zu Beginn stellte Gramss seine Mitspieler vor, bevor es dann mit dem ersten Titel losging. Zu dieser Komposition habe ihn Ikea mit seinen lustigen Möbelnamen inspiriert. In dem schnell gespielten Stück war die Mischung aus modernem und klassischem Jazz zu spüren. Die Musiker wurden während des Konzertes regelrecht eins mit ihrem Instrument, was sie einige Male beinahe entrückt darstellte. Das knappe Geld eines Jazzmusikers inspirierte Gramss zu dem Stück "Bar Ballade". Leise bedächtig bis wild entschlossen wechselten sich die einzelnen Passagen ab. Immer wieder gaben die Musiker kleine Solopassagen, bei denen ihre Kollegen dann einstiegen. Moderne Sequenzen bot der Plattenspieler, dem Gitarrist Frank Wingold ungewohnte Töne entlockte oder Schlagzeuger Dirk Peter Kölsch, der sein Instrument auch einmal mit Ketten oder einem Stempel bespielt oder das Becken auf den Boden legt und darauf tritt. Auch Sebastian Gramss’ Bass lernte alle Akzente des Musikers kennen. Es wurde gestreichelt, gezupft, umarmt oder geklopft, was dem Instrument auch deutlich anzusehen war. Vervollständigt wurde das Quintett durch Rudi Mahall (Bass-Klarinette) und Lömsch Lehmann. Gegenseitig verharrten die Musiker manchmal und lauschten andächtig den Solopassagen ihrer Kollegen.

Ob der echte Jazzfan bei dem Konzert auf seine Kosten kam, ist fraglich, wer aber offen für die Mischung aus Modernem und Klassischem ist, bekam ein tolles Konzert geboten. Die Inbrunst, mit der die einzelnen Musiker dabei waren, zauberte so manches Lächeln auf die Gesichter der Zuhörer. Die Stücke "Prospekt Park", das in einem beengten New Yorker Apartment entstand, und "Die hundertneunzig Strophen der gemeinen Singamsel" rundeten das Programm ab. Das letzte Stück "Frogs in Love", traditioneller Jazz in hohem Tempo, und die Zugabe "Ich kann Dich sehen", ein ruhiges Stück mit Improvisationen über eine eingängige Bläsermelodie, zeigten nochmal das ganze Können der Musiker, bevor ein gelungener und sehr abwechslungsreicher Abend zu Ende ging.