Lebensmittel-Erzeuger mit Herzblut

Donaueschingen. Innerhalb überschaubarer Grenzen produzieren und konsumieren ist besser – ein Fazit, das sich nach dem Volkshochschulabend von Bio-Gärtner Tobias Degen und Christian Hiß ziehen lässt.

Besser – je nach Sichtweise und Weltanschauung, versteht sich. Hiß ist Gründer und Vorsitzender der Freiburger Bürgeraktiengesellschaft "Regionalwert", Degen ein engagierter junger Mann, der die Wolterdinger Gärtnerei "Mössner" übernommen hat (wir berichteten). Zwei, die es nicht so gern sehen, wenn ihnen eine Handvoll "Global Player" die Vorgaben macht. Zwei, für die die Erzeugung von Lebensmitteln mehr als ein Marktmechanismus ist.

Das Für und Wider ökologischer und konventioneller Landwirtschaft ist bekannt, vor allem die Verbraucher fühlen sich von Daten und Fakten fast schon überladen. Dennoch tut sich bei den zahlreichen "Neuaufrufen" immer wieder Interessantes auf, beim VHS-Abend an Hindenburgring und Friedhofstraße sollte es nicht anders sein

Mit Lebensmitteln lässt sich viel Geld verdienen, auch das machten Hiß und Degen in Donaueschingen deutlich. "Viel" freilich nur, wenn man Teil eines "Systems" wird, welches von A bis Z durchkonstruiert zu sein scheint. Christian Hiß: "Ich weiß noch von meinen Gefühlen, als ich als junger Gärtner erfuhr, dass ›mein‹ Saatgut in der arabischen Wüste produziert wird. Heute kommen übrigens 85 Prozent des Gemüsesaatguts aus China."

Der gebürtige Hubertshofener Tobias Degen kennt die Landwirtschaft von klein auf und erzählt auch ‘mal, dass er beim Erdbeerpflücken einige Zeit nahezu konkurrenzlos gewesen sei: "Heute ist es so, dass wir für die Produktion unserer Lebensmittel vor Ort keine eigenen Leute mehr zahlen können. Die polnischen Erntehelfer etwa sind mittlerweile in Frankreich und England, dort bekommen sie mehr Geld. In Deutschland arbeiten heute Rumänen."

Der Ausweg? Vielleicht die Regionalwert AG, die auch Tobias Degen in die Selbstständigkeit geholfen hat; von einer väterlichen Zuwendung abgesehen. Aktienerwerb für den Aufbau einer nachhaltend sozialökologischen Regionalökonomie? "Ja", sagen nicht nur Christian Hiß und Tobias Degen. Die hiesige "Regio-AG" ist ausschließlich im Freiburger Regierungsbezirk tätig, Wertpapiere über rund zwei Millionen Euro sind gezeichnet.