Michael Springer vor einer seiner Abwasserreinigungsanlagen, kompakt in einen Überseecontainer verbaut. Foto: Kürner KTA/Vollmer

Firma aus Pfohren ist mit Umwelttechnik erfolgreich . Anlagen werden international immer gefragter.

Donaueschingen-Pfohren - Das Betriebsgelände ist nicht sonderlich beeindruckend - ein Haus mit Büroräumen, dahinter eine Halle und ein paar Materialcontainer.

Die Produkte, die das Areal der Kürner KTA GmbH (Kunststofftechnik und Anlagenbau) direkt an der Pfohrener Donaubrücke mit schweren Lastzügen verlassen, sind es dagegen schon. Die hier konstruierten und teilweise komplett in Überseecontainern verbauten Anlagen sind inzwischen auf dem ganzen Globus verteilt. Sie helfen Betrieben über die beiden Prozesse Ultrafiltration und Umkehrosmose stark belastetes Produktionswasser zu reinigen oder zu Klärwerksqualität aufzubereiten. Auch bei Betreibern von Mülldeponien, die mit belastetem Sickerwasser zu kämpfen haben, sind die Anlagen made in Pfohren immer stärker gefragt.

Das hat auch einen einfachen Grund: "Sauberes Trinkwasser wird immer knapper, auch in Deutschland", sagt Michael Springer, der das Unternehmen zusammen mit Katja Kürner, der Tochter des kürzlich verstorbenen Firmengründers Helmut Kürner, führt. Das Thema werde aber hierzulande noch verkannt, im Ausland, wo das knapper werdende Gut immer teurer werde, nicht mehr. "Wir verkaufen in Asien mehr Anlagen als hier", erzählt Michael Springer.

Entsprechend viel ist er unterwegs in der Welt, beispielsweise bald in Kolumbien. Die jüngste Anlage wurde vor wenigen Wochen in Pfohren in einem Überseecontainer verbaut, per Lastzug zu einem Überseehafen verfrachtet und nach Medellin verschifft. Sie soll dort auf einer Mülldeponie das Sickerwasser aufbereiten. Ist der Container vor Ort, reisen Mitarbeiter des Unternehmens zur Installation und Inbetriebnahme hinterher. Nach Kolumbien fliegt der in Hüfingen lebende und hier für den Fußballclub aktive Springer dann im Oktober selbst.

Anlagen sind kompakter geworden

Die wartungsfrei arbeitenden Reinigungsmaschinen kosten bis zur fertigen Installation, die auch schon mal vier Monate mit eigenen Leuten vor Ort dauern kann, einige hunderttausend Euro und können je nach Verschmutzung und Größe zwischen 15 .000 und 50 .000 Liter Wasser aufbereiten. "Gerne würden wir uns vergrößern" sagt Springer über die beengte und hochwassergefährdete Lage an der Hüfinger Straße. Aber auch personell habe der derzeit 13 Mann umfassende Betrieb Probleme: "Wir suchen händeringend nach neuen Mitarbeitern", meint er. Selbst aus Ungarn sind inzwischen Männer hier beschäftigt, um den laufenden Aufträgen fristgerecht nachkommen zu können.

Sehr vielseitig und nicht nur auf Deponien sind die auf der Baar produzierten Anlagen einsetzbar, wie ein Blick auf die Kundenliste zeigt. Für den Pharmariesen Novartis baute Kürner in Basel, Barcelona oder Singapur. Für Cadbury, den weltgrößten Süßwarenhersteller, stehen Anlagen in Spanien und Rumänien, für Bonaqua in Singapur und für die Whisky-Destillerien Chivas Regal und Glenfiddich in Großbritannien. Diese erzielen mit Wasser aus den Filteranlagen eine weichere und damit bessere Qualität. Brauereien sind ebenfalls Kunde. Aus gutem Grund, denn zur Produktion eines Glas Bier (0,25 Liter) werden in der Herstellung 300 Liter Wasser benötigt. Wasserrecycling macht sich da schnell bezahlt.

In Indien betreiben Kürner-Anlagen in Gerbereien mit der Chromreinigung echten Umweltschutz. Hochbelastete Einleitungen in Flüsse können so vermieden werden. Ebenso in Sibirien, wo ein Kürner-Produkt zur Neutralisation von Gülle von 200000 Schweinen im Einsatz ist. "In Chistogorsk ist der Boden ein Dreiviertel Jahr gefroren. Gülle auf die Felder ausbringen funktioniert hier nicht. Und früher wurde sie in den Fluss abgeleitet." Weitere Anlagen stehen in China, Thailand oder Weißrussland.

Autohersteller waschen ihre Karosserien vor dem Lackieren in Bädern mit entsalztem (deminieralisierten/ deionisierten) Wasser. Für den Autohersteller Audi hat Kürner eine entsprechende Anlage mit einem speziellen Harzfilter zur Wasserrückgewinnung gebaut.

Das größte Projekt wurde aber in Vietnams Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt verwirklicht, wo täglich 3000 Tonnen neuer Müll auf der 124 Hektar großen Deponie angeliefert werden. "Hierfür wurde gleich eine riesige, achtstraßige Müllrecyclinganlage von der Waste Solution in Kalifornien gebaut. Die von uns gelieferten Komponenten reinigen somit acht Mal 80. 000 Liter Sickerwasser am Tag", beschreibt Springer die dort anfallenden Arbeiten.

Mit den Jahren sind die Anlagen bautechnisch kompakter und für Kürner gleichzeitig zum Renner geworden. Denn inzwischen haben Technik und elektronische Steuerung in einem Überseecontainer mit Sonderlänge Platz. "Das erspart den Investoren den Bau einer Halle. Die Container verfügen über einen Wasserzu- und Ablauf und müssen daher vor Ort nur noch an den Produktionskreislauf angeschlossen werden", schildert Michael Springer den Vorteil. Den Anteil der Containeranlagen schätzt Springer auf inzwischen 80 Prozent ein.