Mistcapala als Mittelalterliche Barden (Tobias Klug, Armin Federl, Vitus Fichtel und Tom Hake). Foto: Schwarzwälder-Bote

Gewölbekeller: "Mistcapala" fesselt das Publikum vom ersten Ton an / Hintersinniges und tolle Musik

Gerammelt voll war der Gewölbekeller. Das Quartett "Mistcapala" aus Landsberg am Lech war zu Gast – und die Anwesenden kamen voll auf ihre Kosten.

Donaueschingen. Bei dem zweistündigen Feuerwerk aus Musik mit hintersinnigen Texten, Sketchen und coolen Sprüchen kam nicht eine Sekunde Langeweile auf. Im Gegenteil: Das Publikum war pausenlos gefesselt und amüsierte sich bei den Darbietungen der Combo köstlich.

Bereits beim ersten, nach dem Gruppennamen betitelten Lied "Mistcapala" im Stil der Zwanziger Jahre zeigten die vier Musiker, von denen alle mehrere Instrumente spielen, ihre Klasse.

Handgemachte Musik, meist mit Gitarre, Akkordeon und Kontrabass, mit mehrstimmigem Chorgesang. Das Programm "Wurst statt Käse" sei ihnen von "Brüssel vorgegeben" worden – und so suchten sie im Laufe des Auftrittes denn auch verzweifelt nach einem Lied mit diesem Titel.

Wer schreibt das beste Lied? Jeder war mal dran, die anderen spielten dann die Jury, frei nach "Deutschland sucht den Superstar" – gegenseitige humoristische Tiefschläge inbegriffen.

Wortführer Tom Hake lief mit verschiedenen Dialekten und Akzenten immer wieder zu Hochform auf; so etwa auch als Schweizer Zöllner, der einen mit Fell bespannten fränkischen Dudelsack als "Tierkadaver" beschlagnahmt.

Keine Miene verzogen die Vier bei ihrer gekonnten Interpretation von Kraftwerks "Model" mit Gitarre, Drehleier und Kontrabass mit Bogen. Mit eigenem Text versteht sich – bei dem sich das Publikum köstlich amüsierte. Das Theremin ist ein elektronisches Instrument aus dem Jahr 1920. Hat es Tom Hake wirklich mal gespielt? Das Publikum rätselt. Eine Sarabande von Händel und das 70er-Instrumental "Popcorn" klingen jedenfalls super.

Hake betrat immer wieder in anderen Verkleidungen die Bühne, aber auch seine Mitstreiter standen immer wieder im Rampenlicht: Tobias Klug am Kontrabass mit sächsischem Dialekt, Armin Federl am Akkordeon gerierte sich etwas trottelig, Gitarrist Vitus Fichtel präsentierte sich als Countrystar, dem alle in den Rücken fallen.

Alles urkomisch – aber alles auch musikalisch wertvoll. So wagten sich die Vier auch an Queens "Bohemian Rhapsody", ebenfalls mit eigenem Text, oder präsentierten ein Instrumental auf vier Melodicas. Immer wieder wurde das Publikum ins Geschehen einbezogen, wie etwa bei der Schnulze "Er konnte es nicht verstehen", bei der Schlagerstar Howard Carpendale sein Fett weg bekam.

Und dann kam auch die Auflösung bezüglich des Abendmottos: Die EU habe mit ihrer Vorgabe "Wurst oder Käse" Mist gebaut: Hätte das Thema doch "Viel Spaß auf allen Decks" heißen sollen. Und damit verabschiedete sich "Mistcapala". Doch nicht für lange. Denn der Applaus verebbte nicht, bis ein geplagter Kellner auf die Bühne kam und sein Leid klagte. Doch Rache ist süß – gibt es doch den dunklen Gang zwischen Küche und Lokal. Und dann gab es eine zweite Zugabe: Als mittelalterliche Barden mit alten Instrumenten zog das Quartett noch mal alle Register, sehr zur Freude des begeisterten Publikums.

Wiedersehen macht Freude: Die "Schwarze Grütze" (Dirk Pursche und Stefan Klucke) ist bereits zwei Mal mit großem Erfolg im Gewölbekeller aufgetreten. Und in Kürze schauen sie wieder vorbei. Und zwar am Freitag, 28. April, 20 Uhr. Es ist das Markenzeichen des Duos, feingeschliffenen Wortwitz mit musikalischem Können zu verbinden und seine bitterbösen gesellschaftlichen Seitenhiebe virtuos mit dem reinen Spaß an der Sprache zu würzen.