Das Ännchen von Tharau erklingt auf der Veeh-Harfe von Klara Königer, der Musizieren auf dem ungewöhnlichen Instrument viel Freude bereitet. Foto: Falke Foto: Schwarzwälder-Bote

St. Michael: Bewohner spielen Veeh-Harfe im Altenheim / Vor allem altes Liedgut wird gepflegt

Donaueschingen. Konzentriert sitzen die betagten Damen an ihrem Musik-Instrument und lassen das alte Volkslied Ännchen von Tharau erklingen. Jede von ihnen hat die 80 schon überschritten, und trotzdem musizieren die sieben Frauen seit März jeden Donnerstagvormittag miteinander. Einige sogar, ohne je gelernt zu haben, wie man Noten liest, geschweige denn, wie man ein Musikinstrument beherrscht.

Und trotzdem geht ihnen das Ännchen so leicht von der Hand, als ob sie nie etwas anderes getan hätten. Möglich ist dies mit der sogenannten Veeh-Harfe. Das Altenheim St. Michael hat die Saiteninstrumente vor etwa einem Jahr angeschafft, damit Senioren gemeinsam mit Peter Stelzl, Musiklehrer an der Musikschule Donaueschingen, musizieren können.

"Dieses Musikinstrument eignet sich für jeden, der Lust hat, Musik zu machen. Dafür sind überhaupt keine Vorkenntnisse nötig", berichtet der Musiker, der sich auf die musikalische Bildung im Alter spezialisiert hat. Damit trotzdem die richtige Melodie zustande kommt, wird hinter die Saiten ein Blatt eingespannt, das mit Zupfpunkten anzeigt, nach welcher Reihenfolge gezupft werden muss. Die Rhythmik kommt dann fast von ganz alleine.

"Bei uns wird vor allem das alte Liedgut gepflegt, zu dem die Senioren auch singen können. Es ist ja schon fast schade, wie die Volkslieder bei vielen jungen Leuten in Vergessenheit geraten", erklärt Heimleiter Dieter Münzer. Neben der einfachen Handhabe des Instruments überzeugt dieses auch im Klang. Engelsgleiche Töne erklingen, wenn die Saiten bespielt werden.

Außer der Musikalität, die durch die Veeh-Harfe vermittelt wird, stärkt das Instrument auch die Koordination und die kognitiven Fähigkeiten. "Das hält geistig, aber auch körperlich fit. Denn es soll hier nicht nur um eine Animation der Bewohner gehen, sondern auch therapeutische Zwecke erfüllen. Das Musizieren unterstützt das lebenslange Lernen", erklärt Münzer die Intention für die Anschaffung der Instrumente, die mehrere hundert Euro kosten.

Gelohnt hat sich die Investition allemal. Waren es anfangs nur zwei Damen, die sich an die Veeh-Harfe getraut haben, spielen nun schon sieben mit. Jede Woche kommen die Damen zusammen, um verschiedenste Lieder anzustimmen. Ziel ist ein Vorspiel bei der Adventsfeier vor allen Bewohnern des Altenpflegeheimes.

Klara Königer und Katharina Mayer sind wie ihre anderen fünf Mitspielerinnen begeistert von dem Instrument. "Es macht wirklich großen Spaß und es hört sich einfach wunderschön an", so Mayer.

Der Landwirt Hermann Veeh hat das Instrument entwickelt, um seinem Sohn, der am Down-Syndrom leidet, die Welt der Musik nicht nur akustisch näher zu bringen, sondern auch durch das Spielen eines Instruments. Alte Saitenzupfinstrumente haben den Erfinder der Veeh-Harfe zu dieser inspiriert. Veeh hat das Musizieren ohne Noten zu beherrschen auch auf das Klavier weiter entwickelt.