Frieder Preis arbeitet in seinem Spaichinger Atelier mit allen möglichen Materialien. Derzeit beschäftigt er sich wieder stärker mit dem Holz, aus Baumstämmen enstehen fantasievolle Arbeiten, Seelenzustände nach außen gekehrt. Fotos: Beathalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Atelierbesuch: Frieder Preis gestaltet in seiner "Ideenschmiede" Skulpturen aus Holz, Stein und Bronze

Kreatives Chaos, offene Räume auf mehreren Ebenen, angefangene Arbeiten warten auf die Fertigstellung, Steine, Marmor- und Sandsteinblöcke, Metall, Holz: Hier lebt und arbeitet Frieder Preis, Bildhauer und Künstler aus Spaichingen.

Donaueschingen /Spaichingen. Hier lebt und arbeitet Frieder Preis, Bildhauer und Künstler aus Spaichingen.Gipsstaub überzieht den Boden, Lehm und Tonreste auf Tischen und Hockern, Werkzeuge und große Figuren aus Stein oder Holz, feuerfeste Schamotte-Formen: Diese Werkstatt ist sein Reich, seine Ideenschmiede.

Viele in der Region kennen den inzwischen 62-jährigen Künstler. Er hat breite Spuren gezogen, sei es mit seinen Arbeiten, Skulpturen aus Holz, Stein oder Bronze, sei es als Lehrer, der viele Jahre an der Kunstschule Donaueschingen und an Gymnasien in Spaichingen und Trossingen jungen Leuten die ersten Schritte und Kniffe im Zeichnen oder in der Bildhauerei beibrachte.

Vor mehr als drei Jahrzehnten hat sich Frieder Preis in seinem Heimatort Spaichingen die Davidsmühle gekauft und sein Atelier in dem alten Ökonomiegebäude am Spaichinger Mühlweg eingerichtet.

Diese Künstlerwerkstatt bietet Raum und genügend Platz für einen Bildhauer, der mit teilweise groben Werkzeugen arbeitet: Mit Hammer und Meisel, mit Schnitzwerkzeugen, Farben und Ton, der auch zeichnet und seine Entwürfe und künstlerischen Konzepte in kleinen Modellen, Bozzetti genannt, vorbereitet.

Er arbeitet mit Wachs und Silikon, mit zehn Kilo schweren Bronzebarren, einem Kettenzug und einem Schmelzofen, der die Bronze auf 1100 Grad Celsius erhitzen kann, bevor sie in die vorbereitete Form gegossen wird, damit die teilweise übergroßen Figuren entstehen können. Frieder Preis betreibt seit drei Jahrzehnten eine eigene Kunstgießerei, hat viele Aufträge von Kunden und kann davon leben, wenn es mal mit der eigenen Kunst knapp wird.

Handwerkliches Können bildet bei Frieder Preis die Grundlage für sensibles, künstlerisches Handeln. Der Bildhauer setzt seine eigenen Gefühle, Gedanken und versteckten seelischen Prozesse in Kunst um und verwendet dazu Steinblöcke, Holzstämme oder einen Bronzeguss. "Ich arbeitet mit allen Materialien", sagt Preis, "in meinen plastischen Arbeiten interessieren mich die geistigen und seelischen Zustände eines Menschen, sein Inneres, das ich in meinen Skulpturen auszudrücken versuche."

So verleiht der Bildhauer den unsichtbaren Gefühlen in massiven Materialien Ausdruck: "Innere Zustände interessieren mich, mir geht es darum Traurigkeit, Kraft, Leben und Tod, Jung und Alt, Sexualität, Angst oder Freude, Mann und Frau sichtbar zu machen. Der Betrachter soll sich darin wieder finden". So erklären sich dann auch Titel wie "Der Atem" "Zur Erde", "Knochen, Haut und Haar", "Alle Herrlichkeit des Menschen".

Leid, Terror, Kriege, das gegenseitige "Abschlachten" von Menschen im Namen von Religion und Glauben, das beschäftigt den Künstler. "Die Welt braucht ein neues ethisches Verständnis und keine religiösen Spinnereien", sagt Frieder Preis. Er selbst sei religiös erzogen, habe sich aber mit den Jahren davon distanziert, nennt sich einen "Agnostiker": Die Frage, ob es einen Gott gibt, sei nicht geklärt, "ich weiß es nicht, es soll hier aber auch keine Rolle spielen, ich muss diese Frage nicht klären", beschreibt er seine Sicht der Dinge, einen gedanklichen Ausflug zum Thema hält Preis aber für wichtig.

"Meine Kunst ändert sich gerade nicht, ich mache immer da weiter, wo ich aufgehört habe." Der Zahn der Zeit nage an allen Dingen, "die Kunst und das künstlerische Arbeiten ist sowieso von kontinuierlicher Veränderung geprägt", erläutert der Bildhauer, den großen Einschnitt gebe es für ihn also nicht. Ein Ziel aber hat Frieder Preis sich gesetzt. Er will die Aufträge in der Kunstgießerei, die er für andere Kunden macht, etwas eindämmen. Das Gießen von Kundenaufträgen sei ein gutes Standbein, das ihm helfe, wirtschaftlich gut über die Runden zu kommen. "Aber mir fehlt die Zeit für meine eigene künstlerische Arbeit", sagt er, "alles in allem bin ich aber sogar glücklich und zufrieden, wo ich stehe. Ich würde genau das Gleiche wieder machen."