Michael Seiberlich, Rektor der Tuttlinger Ludwig-Uhland-Realschule (rechts), zeigt den Mitgliedern des Hauptausschusses sein Schulgebäude, das von 2005 bis 2008 für rund 17 Millionen Euro gebaut worden ist. Foto: Jakober Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadträte besichtigen einen Realschul-Neubau in Tuttlingen / Eichendorffschule hat keine Raum-Kapazitäten

Donaueschingen (jak). Die Sanierungen des Fürstenberg-Gymnasiums sind fast abgeschlossen, doch die nächste Schul-Großbaustelle lässt nicht auf sich warten – die Realschule. Doch wie die Lösung aussehen wird, steht noch nicht fest, denn schließlich handelt es sich um eine Entscheidung, die die Entwicklungen in der Schulpolitik berücksichtigen und die auch noch in Jahrzehnten funktionieren muss.

Soll es einen Neubau geben? Wohin? Und was ist mit der Eichendorffschule? Werden diese und die Realschule in einem zweisäuligen Schulsystem nebeneinander Bestand haben können? Fragen gibt es viele, und so sind Verwaltung und Stadträte auf der Suche nach Informationen, die sie bei ihrer Entscheidung leiten können.

Fragen nachdem Raumbedarf

Eichendorffschule: Mit der Entscheidung über die Zukunft der Realschule wurde auch die Eichendorffschule ins Spiel gebracht. Nachdem 2011 die Schülerzahlen von 596 auf 513 gesunken waren, wurde die Frage laut, ob die Schule noch den gleichen Raumbedarf hat. Mittlerweile haben sich die Zahlen wieder stabilisiert. "An der Eichendorffschule ist kein Klassenzimmer frei", so Rektor Wolfram Möllen. Zwar gebe es viele Räume, aber eben auch Fachräume und Zimmer, die zu klein für Klassen sind. Selbst die Ganztagesbetreuung habe nur ein eigenes Zimmer.

Auch wenn das Schulgebäude mittlerweile etwas in die Jahre gekommen ist, das Konzept der Schule ist auf dem neuesten Stand: "Mit relativ geringem baulichen und somit auch vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand setzen wir an der Eichendorffschule unser Konzept um. Lerninseln, Lernateliers, Medienwerkstatt, Schülerbibliothek, Waldzimmer, Schulgarten, Aula, Mensa Neugestaltung Pausenhof, Schulseelsorge, Schulsozialarbeit...", zählt Möllen auf. In den Klassen fünf bis sieben wird auf selbstorganisiertes Lernen und Üben in den Hauptfächern gesetzt. Differenziertes Lernen mit verschiedenen Leistungsniveaus soll die Schüler bestmöglich fördern. Der Fortschritt wird in einem Lerntagebuch festgehalten. Obwohl ähnlich dem Konzept der Gemeinschaftsschule möchte Möllen seine Einrichtung jedoch nicht komplett auf den neuen Schulzweig umstrukturieren. So soll beispielsweise am Klassenlehrerprinzip festgehalten werden, weil die Schüler eine Bezugsperson brauchen. Auch das gemeinsame Lernen im Klassenverbund sei nicht zu vernachlässigen.

Realschule Tuttlingen: Wie sieht ein moderner Neubau einer Realschule aus? Diese Frage konnten sich die Mitglieder des Hauptausschusses bei der Besichtigung der Tuttlinger Ludwig-Uhland-Realschule beantworten. Von 2005 bis 2008 wurde dort für 17 Millionen ein neues Schulgebäude errichtet. Auf einer Grundfläche von rund einem Hektar wurden mitten in der Stadt drei Bauten errichtet: In einem sind die Fachräume, die Mensa und die Klassenzimmer untergebracht. Hinzu kommen eine Tiefgarage und der Pausenhof, und im dritten Bau ist die Sporthalle, die Bewegungshalle und auch eine Kletterwand zu finden. Wobei der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbes zuerst nicht ganz so ideal gewesen ist: Die Gänge waren zu schmal, und Bereiche, die im Schulalltag zusammengehören, waren auseinander gerissen. Für 50000 Euro wurde der Entwurf gemeinsam mit dem Kollegium noch einmal überarbeitet und an die Wünsche und Bedürfnisse angepasst.

Breite Gänge, hohe Räume, viel Beton gemischt mit hellem Holz – doch die Lernnischen, die aktuell viel im Gespräch sind und die für einen differenzierten Unterricht benötigt werden sollen – sind auch hier nicht zu finden. Allerdings ist die technische Ausstattung auf einem guten Stand. Jeder Raum hat einen Beamer und jeder Lehrer einen eigenen Laptop. Tafelanschriebe gehören so mittlerweile eher zu der Seltenheit. Eine weitere Besonderheit: Die Schüler haben keine Klassenzimmer mehr, sondern die Lehrer. So zieht jede Klasse für jede Stunde um.

Alter Bau mitneuem Konzept

Fazit des Ausschusses: Über die Fraktionen hinweg zeigten sich die Mitglieder des Hauptausschusses von der Eichendorffschule beeindruckt. "Wir haben in Tuttlingen einen neuen Bau mit einem alten Konzept gesehen. Hier haben wir einen alten Bau mit einem neuen Konzept", sagte Claudia Weißhaar von der GUB.

Workshop: Für die Realschule soll ein räumlich-pädagogische Konzept erstellt werden. Dazu sind auch Workshops geplant: Aus den Reihen des Gemeinderates sind Maria Schmitt (CDU), Bertolt Wagner (FDP/FW), Peter Rögele (SPD), Claudia Jarsumbek (GUB) und Michael Blaurock (Grüne) vertreten. Der erste Workshop soll bereits am Donnerstag, 16. Juli, stattfinden.