Das Trio Walter mit (von links) dem Oboisten David Walter, dem Pianisten Frédéric Lagarde und der Fagottistin Rie Koyama bietet im Strawinsky-Saal Kammermusik in ungewöhnlicher Form. Foto: Faigle Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Trio Walter gastiert bei den Musikfreunden / Zweimal Doppelrohr und ein Klavier begeistern

Klassische Kammermusiktrios für Oboe, Fagott und Klavier finden sich in der Musikliteratur fast so selten wie die sprichwörtlichen Nadeln im Heuhaufen.

Donaueschingen. Das in Frankreich beheimatete Trio Walter mit dem Oboisten David Walter, mit der an der Musikhochschule Trossingen ausgebildeten Fagottistin Rie Koyama und dem Pianisten Frédéric Lagarde entfaltete im Strawinsky-Saal unter dem Motto "Zweimal Doppelrohr und ein Klavier" Klangbilder, die in Konzerten fast nie präsentiert werden. Die beiden Doppelrohrblattinstrumente Oboe und Fagott sind zusammen mit dem Flügel zu Beginn mit dem von Daniel Walter bearbeiteten Trio in B-Dur op. 11 von Ludiwg van Beethoven zu hören.

Gestalterisch sind sich die drei Musiker dabei absolut einig: Der Tonfall des Eingangssatzes ist geschmeidig fließend, ihre Geläufigkeit ist glänzend und wie sie mit der dynamischen Ausgestaltung umgehen, zeugt von strukturbewusstem Feinsinn.

David Walter beeindruckt durch eine butterweiche Anblastechnik und eine Tonführung, die stets angenehm schlank bleibt und doch nie an Tragfähigkeit verliert. Rie Koyama beherrscht in jeder Situation die perfekte Dosierung ihres Atems und verfügt grifftechnisch über eine frappante Virtuosität, die in den schnellen Passagen freilich auch Klappengeräusche mit sich bringt. Frédéric Lagarde ist den beiden anderen nicht nur ein technisch versierter Partner, sondern auch ein Pianist, der selbstbewusst ein stabiles rhythmisches Fundament gewährleistet und aufmerksam auf die Klangbalance im Trio achtet.

Interessant wird es bei fünf der acht Stücke op. 83 von Max Bruch, die Walter so eingerichtet hat, dass er mit seinem Part gleich drei Instrumente im Wechsel einsetzen kann: seine Oboe, eine Oboe d’amore mit ihrem birnenförmigen Schallstück und ein Englischhorn, das länger ist und ein abgewinkeltes Mundstück hat. So spielt er bewusst mit zwar verwandten, aber in Nuancen abweichenden Klangfarben, deren Spektrum von durchdringender Klarheit bis zu melancholischer Grundstimmung reicht.

Nach dem ebenfalls arrangierten, teils hochdramatischen "Petit Poème" aus dem Klaviertrio in g-Moll op. 3 von Ernest Chausson spielt Lagarde solo drei Klavierstücke von Erik Satie, der zu den musikalischen Erfindern der Moderne gerechnet wird. Seine "Gymnopédies" oder "Gnossiennnes" werden häufig geradlinig, kühl und mit klarer Sachlichkeit interpretiert. Lagarde hingegen nimmt die Stücke weich, verträumt, mit reichlich Pedal und stellenweise derartigen Freiheiten im Tempo, dass Saties geniale Einfachheit durch Gefühl überdeckt zu werden droht.

Den Schluss ziert ein Original: das Trio für Oboe, Fagott und Klavier von Francis Poulenc. Die vorzüglich ausgespielten Kantilenen der Oboe, die Kantabilität des Fagotts und die Intensität des Klaviers veranlassen die knapp 100 Konzertbesucher zu starkem Beifall.

Unter dem Gattungsbegriff Doppelrohrblatt werden Holzblasinstrumente verstanden, die nach folgendem Prinzip funktionieren: Zwei Folien aus getrocknetem Schilfrohr werden fest in einem Metallschaft zusammengebunden und dann in den Kopf des Instrumentes eingepasst. Die Blättchen vibrieren, sobald der Spieler mit gestrafften Lippen zwischen sie hineinbläst. Die Luftsäule im Hohlkörper des Instrumentes gerät dadurch in Schwingungen, die schließlich als Ton hörbar werden.